Pierre-Laurent Aimard – at Carnegie Hall
Teldec 0927-43088-2
1 CD • 76min • 2001
08.07.2002
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Der französische Pianist Pierre-Laurent Aimard ist als glühender, hochintelligenter, spieltechnisch geradezu traumwamdlerisch sicherer Promotor der Werke Stockhausens, Boulez’, Messiaens und anderer Hauptdarsteller der Musik des 20. Jahrhunderts bekannt. Ich selbst hatte vor ein paar Jahren Gelegenheit, Aimard in Salzburg einmal mit einer frühen Beethoven-Sonate zu hören – ein etwas zwiespältiges Abenteuer, als müsse sich ein Neusprachler mit altphilologischem Material herumschlagen. Freilich muss man aufpassen, solche Eindrücke zu generalisieren.
Im Rahmen der Grazer Styriarte arbeiten Aimard und Nikolaus Harnoncourt ja an einer Gesamtdarstellung der Beethoven-Klavierkonzerte – zur Zeit stehen die Konzerte Nr. 4 und 5 zur Diskussion –, sodass genügend Gelegenheit besteht, Aimards musikalische und stilistische Bandbreite zu erkunden. Auch die hier anlässlich eines Carnegie Hall-Auftritts mitgeschnittene Appassionata eröffnet erfreulich viele Perspektiven, das schöne, aber leider auch festgefahrene Bild eines Interpreten zu relativieren. Womöglich befand sich Aimard in pianistisch ungleich besserer Verfassung als seinerzeit, als er in Salzburg Beethoven probierte, denn vom tastend-dezidierten Beginn mit raunendem Unisono-Sound und ausgelauschten Trillern bis hin zu den turbulenten Schlussattacken der Sätze Nr. 1 und 2 erzählt uns Aimard eine ganz persönliche Geschichte zwischen unverzichtbarem Leidenschaftsklischee und klärender, analytischer Eigensicht bis hin zu unpopulären Detailmaßnahmen. Im Zusammenhang mit dem gesamten New Yorker Programm empfiehlt sich Aimard als Universalpianist, der sich auch in den wässrigen und theologischen Schaumkronen der zweiten Franzikus-Legende keine nassen Hände holt.
Kontrolliert enthemmt hat er sich zuvor in die spätromantische Glutofenwelt der Bergschen Sonate geworfen, um etwas später in gleichsam farbenlinierter Klarheit Debussys Images in Auschnitten, drei Ligeti-Etüden (ein absolutes Spezialgebiet des Pianisten!) und eine gute Portion frommen Messiaens auf schier unnachahmlich erwärmende und dennoch intellektuelle Weise darzulegen.
Peter Cossé † [08.07.2002]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Alban Berg | ||
1 | Klaviersonate h-Moll op. 1 | |
Ludwig van Beethoven | ||
2 | Klaviersonate Nr. 23 f-Moll op. 57 (Appassionata) | |
Franz Liszt | ||
3 | Légende Nr. 2 S 175 (St. François de Paule marchant sur les flots) | |
Claude Debussy | ||
4 | Reflêts dans l'eau (aus: Images I) | |
5 | Poissons d'or (aus Images II) | |
György Ligeti | ||
6 | Cordes à vide (aus: Études pour piano Bd. 1) | |
7 | Automne à Varsovie (aus: Études pour piano Bd. 1) | |
8 | Der Zauberlehrling (Etüde für Klavier) | |
Olivier Messiaen | ||
9 | La Prèmiere communion de la Vierge (Nr. 11 aus: Vingt Regards sur l'Enfant-Jésus) | |
Claude Debussy | ||
10 | Pour les huit doigts |
Interpreten der Einspielung
- Pierre-Laurent Aimard (Klavier)