Sony Classical SK 89505
1 CD • 70min • 2001
04.07.2002
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
So weit ist es gekommen mit der Anbetung des Götzen "Authentizität": Bell entschuldigt sich im Booklet dafür, daß er die Original-Kadenzen durch eigene ersetzt hat und "Tradition Tradition sein" ließ. Erinnert sich noch jemand, daß in einer noch älteren Tradition vom Solisten eigene Kadenzen geradezu erwartet wurden – ein Element freier Improvisation, das einem Mozart oder Beethoven selbstverständlich war? Wenn indes mehr Solisten mit ihren eigenen Kadenzen soviel Geschmack und Können zeigen würden wie Bell hier, würde unser recht erstarrtes Konzertleben wieder ein Stück weit lebendiger werden.
Die Camerata spielt bei Mendelssohn oft mit mehr Vibrato als Norrington üblicherweise zuläßt; andererseits ist dies Vibrato immer noch unaufdringlich und an den Solisten angepaßt. Die Tempi sind angenehm flexibel; ruhevolle Passagen sind gegen vorwärts drängende punktgenau ausbalanciert. Die langsamen Sätze sind geradezu himmlisch leicht, desgleichen die virtuosen Partien. Die atmende, beseelte Einspielung mit ihrer kongenialen Auslotung der Dynamik läßt musikalisch kaum Wünsche offen. Allerdings sind die Streicher des Orchesters nicht sehr plastisch aufgefangen. Die zweiten Geigen sind kaum zu hören: Sitzen hier –abweichend von Norringtons Gewohnheit – nicht sie rechts, sondern nach amerikanischem Brauch (wie ihn der Solist gewohnt ist) die Bratschen?
Dr. Benjamin G. Cohrs [04.07.2002]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Felix Mendelssohn Bartholdy | ||
1 | Konzert e-Moll op. 64 für Violine und Orchester | |
Ludwig van Beethoven | ||
2 | Konzert D-Dur op. 61 für Violine und Orchester |
Interpreten der Einspielung
- Joshua Bell (Violine)
- Camerata Salzburg (Orchester)
- Sir Roger Norrington (Dirigent)