Carole Cerasi J.S. Bach and the Möller Manuscript
Metronome MET CD 1055
1 CD • 77min • 2001
17.01.2003
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Carole Cerasi ist inzwischen kein Geheimtip mehr. In Schweden als Tochter türkisch-sephardischer Eltern geboren, lebt sie seit 1982 in London, wo sie an der Yehudi Menuhin School und an der Guildhall School of Music and Drama Fortepiano und Cembalo unterrichtet. Mit vier Solo-CDs, alle bei Metronome erschienen, machte sie auf sich als eine Musikerin aufmerksam, deren Interpretationen scharfe Analyse mit sicherem Instinkt verbinden und von einer erhabenen Eleganz gekennzeichnet sind.
Diese Qualitäten kommen auch in Cerasis fünfter CD voll zur Geltung. Sie bietet Ausschnitte aus dem sogenannten Möller-Manuskript, einer Sammlung von Klaviermusik, die Johann Sebastian Bachs älterer Bruder Johann Christoph in den Jahren 1703–1708 anlegte. Hier findet sich fast alles, was um die Jahrhundertwende Rang und Namen hatte: Händels Lehrer Friedrich Wilhelm Zachow, der von Bach bewunderte Georg Böhm oder Buxtehudes Freund Johann Adam Reincken, dessen Werke Bach einer Bearbeitung für wert befand; aber auch französische Komponisten wie Jean Baptiste Lully und nicht zuletzt wichtige Zeugnisse von Johann Sebastian Bachs eigenen frühen Kompositionen.
Carole Cerasi spielt diese Suiten, Tokkaten und Einzelsätze mit wachem Geist und geschmeidiger Wendigkeit. Verstärkt wird dieser Eindruck durch die Verwendung der Kopien zweier deutscher Cembali (Zell und Fischer), die klanglich gewissermaßen eine Mischung aus rein italienischen und rein französischen Instrumenten darstellen und somit dem stilistischen Spannungsfeld, in dem sich die Musik des Möller-Manuskriptes bewegt, optimal angemessen sind.
Für das richtige Verständnis der musikalisch-geistigen Welt des jungen Bach ist diese CD von besonderer Bedeutung.
Dr. Matthias Hengelbrock [17.01.2003]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Johann Sebastian Bach | ||
1 | Toccata D-Dur BWV 912a | |
Friedrich Wilhelm Zachow | ||
2 | Suite h-Moll | |
Georg Böhm | ||
3 | Capriccio D-Dur | |
Johann Sebastian Bach | ||
4 | Suite A-Dur BWV 832 | |
Georg Böhm | ||
5 | Suite d-Moll | |
Johann Sebastian Bach | ||
6 | Sonate a-Moll BWV 967 | |
Johann Adam Reincken | ||
7 | Suite G-Dur für Cembalo | |
Jean-Baptiste Lully | ||
8 | Chaconne G-Dur | |
Christian Ritter | ||
9 | Suite c-Moll | |
Werner Fabricius | ||
10 | Gique belle c-Moll | |
Johann Sebastian Bach | ||
11 | Capriccio über die Abreise des geliebten Bruders B-Dur BWV 992 |
Interpreten der Einspielung
- Carole Cerasi (Cembalo)