cpo 999 936-2
1 CD • 65min • 2002
15.08.2003
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
„Es ist auch nicht zu leugnen daß in seinen Werken ein eigener angenehm schmeichelnder und süß-tändelnder Ton herrscht und besonders fallen seine Sätze für Blase-Instrumente öfters himmlisch schön aus", schrieb Ernst Ludwig Gerber 1790 in seinem „Allgemeinen Tonkünstler-Lexikon“ als kritischer und sachverständiger Zeitgenosse über den Komponisten Franz Anton Rösler, der sich nach damaliger Mode italienisierend Francesco Antonio Rosetti nannte. Der um 1750 in der Nähe des nordböhmischen Ortes Leitmeritz geborene Frühklasssiker, zuletzt als Opernkapellmeister am Hof des Herzogs von Mecklenburg-Schwerin weit über die Grenzen seiner Wirkungsstätten hinaus hochgeschätzt, lebte bis 1792 und gehört heutzutage wiederum zum Kreis jener zwischen Barock und Klassik pendelnden Stilvertreter, deren lohnende Wiederentdeckung noch längst nicht abgeschlossen ist. Einen hörenswerten Beitrag liefert dazu das vorliegende Programm mit vier Fagottkonzerten, das eine wichtige Repertoire- und Erkenntnislücke nach dem Geniestreich von Vivaldis 39 Fagottkonzerten (lt. Beiheft 41?) aus der Frühzeit dieses Holzblasinstrumentes füllt.
Damit ist zugleich das künstlerische Verdienst des heute in Berlin wirkenden Solofagottisten Eckart Hübner und seiner CD-Produzenten umrissen, einen maßgeblichen Beitrag zur Wiederbelebung bläserischer Kostbarkeiten der Vorklassik mit klanglich-musikalisch geradezu verführerischer Belcanto-Ästhehik und spritzig-temperamentvoller Virtuosität beigesteuert zu haben. Daß der Fagottist Hübner dabei „so ganz nebenbei“ als Gastdirigent der Deutschen Kammerakademie Neuss den Taktstock zur vorliegenden Produktion schwingt, die ihm in allen musikalisch durchpulsten Details nicht nur willig, sondern mit nachschöpferischem Elan folgt, zeugt auf allen Ebenen dieser Veröffentlichungvon einer – auch aufnahmetechnisch – sorgfältigen Kooperation . Kenner der musikhistorischen Situation haben zusätzlich ihre Freude daran, wie sich hier gleichsam in den Entwicklungsschritten der vier Solokonzerte eines Tonschöpfers im 18. Jahrhundert das handwerkliche Themenmaterial von den nahezu schematisch komponierten Versatzstücken konserativer Prägung ganz individuell zu dem damals fortschrittlichen Themendualismus des Sonatenhauptsatzes hinbewegt. Unbekannt sind ihm allerdings noch die für die großen Klassiker charakteristischen Satzabschnitte sogenannter "Durchführungen" in den Kopfsätzen. Rosetti überrascht dafür regelmäßig mit artistisch angereicherten Bläserkapriolen, die den Zentralepisoden der Rondoform zu entsprechen scheinen.
Dr. Gerhard Pätzig [15.08.2003]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Antonio Rosetti | ||
1 | Fagottkonzert B-Dur Murray C69 Kaul III/60 | |
2 | Fagottkonzert F-Dur Murray C75 Kaul III/63 | |
3 | Fagottkonzert B-Dur Murray C73 Kaul III/61 | |
4 | Fagottkonzert B-Dur Murray C69 Kaul III/60 |
Interpreten der Einspielung
- Eckart Hübner (Fagott, Leitung)
- Deutsche Kammerakademie Neuss (Orchester)