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Besprechung CD

Naxos 8.557059

1 CD • 64min • 2002

17.10.2003

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 8
Klangqualität:
Klangqualität: 5
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 7

Wenn auch diese Neueinspielung der mächtigen Sea Symphony unter Paul Daniel einige Meriten hat, kann sie leider doch mit der guten alten Boult-Aufnahme kaum mithalten. Das fängt schon mit dem Bournemouth Symphony Orchestra, das in puncto Zusammenspiel und Intonation enttäuscht; hier bleiben einige Wünsche offen. Daniel legt zwar wie schon in seiner überwältigenden Einspielung der Dritten von Elgar/Payne (Naxos 8.554719) ein klug disponiertes Konzept vor, das dem komplexen Stimmengeflecht im Orchester durch peinliche Beachtung der aufführungspraktischen Anweisungen größtmögliche Aufmerksamkeit widmet. Die Tempi sind überwiegend überzeugend, auch wenn er mit den Temposteigerungen im Scherzo wie die meisten Dirigenten nicht restlos zufriedenstellend zurecht kommt – ein ähnliches Problem wie im Scherzo Spiel der Wellen in Debussy’s La mer, das hier Pate stand (Mir drängte sich auch immer der Verdacht, die Metronomangabe der Partitur mit Vierteln = 152 könnte auf einen Lesefehler zurückgehen, da es kaum noch die späteren Beschleunigungen zuläßt. Hätte Vaughan Williams 132 für das Anfangstempo gemeint haben können? Debussy notierte im La mer-Scherzo die Viertel anfangs sogar nur 116, später 138).

Es ist peinlich, daß die im September 1968 aufgenommene Boult-Einspielung (EMI CDC 7 64016 2) weitaus räumlicher und farbiger klingt als diese Neuproduktion. Besonders wenig überzeugt hier die Balance zwischen den Solo-Stimmen und dem übrigen Ensemble – fast als ob sie separat zugespielt oder eingeschnitten wurden. Man achte einmal darauf, wie deutlich hörbar der phänomenale John Carol Case in der Boult-Einspielung in seinem ersten Einsatz räumlich plaziert wirkt (EMI, Tr. 2, 00’18), während Bariton Christopher Maltman (Naxos, Tr. 1, 3’28) etwas vordergründig oberhalb des Orchesterklangs steht und zugleich wie aus dem Mustopf kommt. Maltman mag auch stimmlich nicht zufriedenzustellen. Er hat ein vergleichsweise matt-scharfes Timbre, eine enge Stimmabstrahlung, und er versucht seinen unsicheren Stimmsitz durch Kraftmeierei zu kompensieren (ein Teufelskreis, wie Sänger wissen). So konnte er den Facetten seiner tragenden Hauptrolle nur wenig abgewinnen - im Gegensatz zu seiner Sopran-Kollegin Joan Rodgers, die hier eine Sternstunde hatte. Vorbildlich agierte auch der Bournemouth Symphony Chorus: Hier stimmt die Balance zum Orchesterklang, und man versteht dank der vorzüglichen Deklamation praktisch jedes Wort. Der Klang scheint sich allerdings nie wirklich frei entfalten zu können. Stets hat man insgesamt den Eindruck, als sei diese Produktion unter ziemlichem Druck entstanden. Die räumlichen und tontechnischen Umstände mögen viel damit zu tun haben: Das Pool Arts Centre scheint akustisch nicht unproblematisch zu sein und tiefe Frequenzen zu schlucken, wenn man den Tontechnikern hier einen gewissen Vertrauenbonus entgegenbringt. Es scheint auch wenig Resonanz zu geben, die den Klang tragen könnte. (Elgars Dritte unter Daniel war hingegen in The Guildhall, Southampton, aufgenommen worden.) Meinem persönlichen Eindruck nach wurde hier woh ler aufgrund äußerer Mißstände vielversprechendes künstlerisches Potential verschenkt.

Benjamin-Gunnar Cohrs

8, 5, 7

Dr. Benjamin G. Cohrs [17.10.2003]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Ralph Vaughan Williams
1Sinfonie Nr. 1 für Soli, Chor und Orchester (A Sea Symphony)

Interpreten der Einspielung

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