harmonia mundi HMI 987041
1 CD • 67min • 1998
10.02.2004
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Gustav Mahler schrieb 10 Sinfonien, in denen er vor allem böhmische Folklore, preußische Marsch-Rhythmik, jiddischen Klezmer-Tonfall und wienerische Melodik verarbeitete und sich dabei germanischer Musiktraditionen bediente“... so ungefähr, in geographischer Umkehr-Perspektive formuliert, ist noch immer die eurozentrische Wahrnehmung eines Komponisten wie Villa-Lobos, dessen „13 Sinfonien brasilianische Folklore...“ (siehe oben). Das zum 400jährigen Bestehen São Paolos (1954) komponierte große Oratorium Amerinda in Form einer fünfsätzigen Sinfonie ist ein in jeder Hinsicht universelles musikalisches Groß-Gemälde, dessen polyrhythmische, aber auch polytonale Aspekte ebenso faszinieren wie der epische und dramaturgische Aufbau des Werkes. Dabei sind es immer wieder plötzliche Schlaglichter eines geradezu dokumentarisch präzisen musikalischen Blicks, die der nur vordergründig barock-süffigen Architektur der Musik ihren besonderen Reiz geben. Die leichte Hand, mit der Villa-Lobos diesen Hymnus an die Erde und ihre Kreaturen hinsetzt, läßt im Detail dem Hörer keine Zeit, zu fragen, ob sich dem Komponisten hier nun indianische Wurzeln, afro-perkussive Puls-Zeichen oder Milhaud-nahe Klassizismen einflüstern. Leichte Hand und stets unverspannte Natürlichkeit zeichnet auch die Interpretation aus, eine nicht selbstverständliche Transparenz angesichts des gelegentlich amazonischen Dschungels, in den die Aufführenden hier geworfen scheinen.
Hans-Christian v. Dadelsen [10.02.2004]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Heitor Villa-Lobos | ||
1 | Sinfonie Nr. 10 (Amerindia, Oratorium in fünf Teilen für Solisten, Chor und Orchester) |
Interpreten der Einspielung
- Francisco Vas (Tenor)
- Enrique Baquerizo (Bariton)
- Santos Ariño (Bariton)
- Orquesta Sinfónica de Tenerife (Orchester)
- Víctor Pablo Pérez (Dirigent)