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harmonia mundi HMC 901845

1 CD • 60min • 2003

16.08.2004

Künstlerische Qualität:

Klangqualität:

Gesamteindruck:

Viele Musikfreunde werden es nicht für möglich halten, aber Franz Liszts h-Moll-Sonate ist das am häufigsten auf Tonträgern dokumentierte (Klavier-)Werk des gesamten Repertoires. Mir liegen auf Schellack, auf LP, CD und DVD weit mehr als 200 kommerzielle Einspielungen vor. Fast kein Pianst kommt an diesem in seiner ambivalenten Gesamtheit nur andeutungsweise zu bewältigenden Werk vorbei! Und nun der mit bestem Leumund ausgestattete Schubert-Spieler Paul Lewis aus England! Ich war ein wenig skeptisch, denn es sind doch ganz andere Anforderungen hinsichtlich manueller Ekstase und akkordischer Treffsicherheit, wenn man sich in die Lisztschen Schluchten stürzt und den großen Aufschwüngen ins klavieristische Auge schaut. Doch Lewis bietet vom ersten Ton an ein geordnetes, dabei spannungsvolles Spiel von großer Ernsthaftigkeit, Stetigkeit und daher auch von Überzeugungskraft, ohne jede partielle Übertreibung und dynamische Überhitzung. Schon der erste Oktav-Aufruf wird rhythmisch korrekt formuliert – eine Seltenheit im Katalog, denn immer wieder wird das „zweite“ Thema ungenau phrasiert, weil der in beidhändigen Oktaven notierte Aufschwung riskanter ist als der auf zwei Hände verteilte Ersteinstieg!

Liszts Sonate ist die eine, monumentale Seite dieser Edition. Die angefügten Stücke aus der Spätzeit jedoch sind willkommene – und verantwortungsvoll von Lewis intonierte – Unterrichtung über den späten, zugleich die Zukunft witternden Liszt. Eine Publikation also, die nicht nur Klavierspiel auf bestem Niveau übermittelt, sondern auch Denkanstöße, was Vereinsamung eines Komponisten und im nächsten Moment auch seinen Vorstoß in ungeahnte Welten anbelangt.

Peter Cossé † [16.08.2004]

Komponisten und Werke der Einspielung

Interpreten der Einspielung

• Paul Lewis (Klavier)