Stravaganze Napoletane
BIS 1395
1 CD • 59min • 2003
15.12.2004
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Die vier Werke für Blockflöte mit Streichern, die der schwedische Blockflötist Dan Laurin zusammen mit London Baroque eingespielt hat, entstammen einem auf das Jahr 1725 datierten neapolitanischen Manuskript. Mit Francesco Mancini, Domenico Sarri, Francesco Barbella und allen voran Alessandro Scarlatti sind in jener Handschrift die bedeutendsten Komponisten vertreten, die Neapel zu Beginn des 18. Jahrhunderts zu bieten hatte. Ergänzt wird diese Auswahl von einer Blockflötensonate Mancinis, einer Fuge Corellis sowie zwei Triosonaten von John Ravenscroft und Domenico Gallo. Das Thema des ersten Satzes der Sonate Gallos ist überaus bekannt: Lange Zeit wurde das Stück Pergolesi zugeschrieben, Strawinsky zitiert daraus in Pulcinella. Die Auswahl der Werke überzeugt in ihrer stilistischen und klanglichen Vielfalt, auch wenn naturgemäß nicht alles Meisterwerke sind. Manche Sätze gehen kaum über die Routine der Zeit hinaus. In Anbetracht dessen mutet der Titel der CD Stravaganze ein wenig vollmundig an, es gab – gerade zu dieser Zeit – weitaus extravagantere Töne aus Italien. Dennoch, London Baroque und Dan Laurin musizieren mit Geschmack und Stilgefühl, nichts wirkt aufgesetzt – man wagt durchaus, Schlichtes schlicht zu formulieren. Im Gegensatz zu manch früherer Aufnahme Laurins auf dem BIS-Label gelingt hier ein ausgesprochen natürliches und realistisches Klangbild mit der Folge, daß die Blockflöte in der tiefen Lage ab und an von den Streichern überdeckt wird (und das war den Komponisten durchaus bewußt!). Treffend spricht Laurin davon, in den meisten Stücken weniger Solist als eher “primus inter pares” zu sein. Dan Laurins Verzierungen sind sehr geschmackvoll und gekonnt, im Timing allerdings zuweilen etwas zu unruhig. Der Einsatz von Alternativgriffen glückt nicht immer organisch und musikalisch vorteilhaft. Dennoch kann man Dan Laurin eine besondere Eigenschaft nicht absprechen, die ihn vor vielen anderen Blockflötisten auszeichnet: Es ist ihm auch bei dieser Einspielung gelungen, ein eigenes künstlerisches und vor allem auch klangliches Profil zu schaffen, das ihn unverwechselbar macht. Allein das ist auf einem so schwierigen Instrument, wie es die Blockflöte ist, eine Errungenschaft.
Heinz Braun † [15.12.2004]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Francesco Mancini | ||
1 | Sonata Nr. 13 g-Moll | |
2 | Sonata Nr. 2 e-Moll für Flauto dolce und B.c. | |
Arcangelo Corelli | ||
3 | Fuga con un soggetto solo D-Dur | |
Domenico Sarri | ||
4 | Sonata Nr. 11 a-Moll | |
Alessandro Scarlatti | ||
5 | Sonata für Akkordeon solo | |
Francesco Barbella | ||
6 | Sonata Nr. 3 C-Dur | |
Domenico Gallo | ||
7 | Trio Sonata Nr. 1 G-Dur | |
John Ravenscroft | ||
8 | Sonata ottava |
Interpreten der Einspielung
- Dan Laurin (Blockflöte)
- London Baroque (Orchester)