LSO Live LSO0055
2 CD • 1h 58min • 2004
19.01.2005
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Die vorliegende Neueinspielung von Verdis weisem Alterswerk ist vor allem ein Dokument des London Symphony Orchestra, das sich damit zu seinem 100. Geburtstag selbst ein Geschenk machen wollte. Sir Colin Davis hatte schon 1991 beim Bayerischen Rundfunk einen Falstaff eingespielt, seine Vertrautheit mit dem Werk läßt sich hier aus jedem Ton heraushören. Er musiziert mit großer Delikatesse und abgeklärtem Altershumor, weniger mit Witz und klanglicher Schärfe. Eine gediegene Interpretation, an der das Londoner Publikum ganz offensichtlich viel Freude hatte, doch in der glanzvollen Diskographie des Werkes kann dieser Zusammenschnitt dreier konzertanter Aufführungen allenfalls einen mittleren Platz beanspruchen. Zu übermächtig sind die Lesarten von Toscanini, Karajan, Bernstein und Solti, ganz zu schweigen von den fulminanten Live-Aufnahmen aus Mailand und New York unter de Sabata und Reiner.
Auch in sängerischer Hinsicht ist dieser Falstaff nirgends überragend, jedenfalls nicht, wenn man ihn an den genannten Referenz-Einspielungen mißt. Michele Pertusi ist ein stimmgewaltiger, aber etwas schwerfälliger, nur selten hintergründiger Protagonist. Die Rolle erfordert doch eher einen agilen Bariton als einen potenten Baß. Auch sein Gegenspieler Carlos Alvarez als Ford bleibt bei guter stimmlicher Kondition im Ausdruck etwas eindimensional. Die vier lustigen Weiber klingen gut aufeinander abgestimmt, doch zeigen sie zu wenig individuelle Farben. Bei den beiden jungen Spanierinnen Ana Ibarra und Maria José Moreno darf man dennoch auf die weitere Entwicklung gespannt sein. Marina Domashenko kann in der kleineren Partie der Meg ihre vokalen Trümpfe kaum ausspielen und Jane Henschel, auf der Bühne möglicherweise eine hinreißende Quickly, kann rein stimmlich an eine Chloe Elmo oder Fedora Barbieri nicht heranreichen. Einen hübschen, unangestrengten Tenorino läßt der Türke Bülent Bezdüz als Fenton vernehmen.
Ekkehard Pluta [19.01.2005]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Giuseppe Verdi | ||
1 | Falstaff |
Interpreten der Einspielung
- Michele Pertusi (Sir John Fahlstaff - Bariton)
- Carlos Alvarez (Ford - Bariton)
- Ana Ibarra (Mrs. Alice Ford - Sopran)
- Marina Domashenko (Mrs. Meg Page - Mezzosopran)
- Jane Henschel (Mrs. Quickley - Mezzosopran)
- Maria José Moreno (Nanetta - Sopran)
- Bülent Bezdüz (Fenton - Tenor)
- Alasdair Elliott (Dr. Cajus - Tenor)
- Peter Hoare (Bardolfo - Tenor)
- Darren Jeffery (Pistola, Falstaffs Diener - Baß)
- London Symphony Chorus and Orchestra (Ensemble)
- Colin Sir Davis (Dirigent)