Ondine ODE 10500-2D
2 CD • 2h 00min • 2004
09.03.2005
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
In dem sonst sehr zuverlässigen Führer „Finnish Music“ (Keuruu, 1996) findet der Komponist Armas Launis (1884-1959) keine Erwähnung, dabei war er zu seiner Zeit sehr erfolgreich und auf dem Gebiet des Musiktheaters auch einigermaßen fruchtbar. Doch überdauerten seine Werke die Zeit nicht, und nachdem er sich 1930 in Frankreich niedergelassen hatte, geriet er in der Heimat gänzlich in Vergessenheit.
Die schon in den 20er Jahren entstandene Oper Aslak Hetta wurde zu Launis’ Lebzeiten nicht gespielt, die hier vorgelegte Konzertaufnahme kann deshalb als Uraufführung gelten. Ihre Handlung führt den westeuropäischen Hörer in eine fremde Welt, die Musik aber in eher vertraute Gefilde.
Das vom Komponisten selbst verfaßte Libretto verbindet ein historisches Ereignis (das Blutbad von Kautokeino in Norwegisch-Lappland, 1852) mit einer operngerechten Liebesgeschichte. Der Bergsaame (Lappländer) Aslak Hetta, der mit seinen Anhängern das Kirchdorf Kautokeino überfiel, um die „gottlosen“ Bewohner niederzumetzeln, dann aber vom Militär gefaßt und hingerichtet wurde, erscheint bei Launis als friedliebender Freiheitskämpfer, was am blutigen Ausgang der Geschichte nichts ändert.
Schon 1904 hatte der Komponist eine Forschungsreise nach Norwegisch-Lappland unternommen und dort an die 800 Volkslieder (Joiks) gesammelt, die er ein paar Jahre später veröffentlichte. Aus diesem reichen Material wählte er sieben Melodien als musikalischen Grundstock seiner Oper Aslak Hetta aus. Er verarbeitet sie allerdings in einer Technik, die direkt vom Wagnerschen Musikdrama hergeleitet ist und sich der Leitmotive bedient. In der Führung der Singstimmen macht Launis dagegen eindeutige Anleihen bei Giacomo Puccini. Originell an dieser Musik ist also einzig die ungewöhnliche Mixtur. Und doch kann sich der Hörer dem durchgehenden hymnischen Schwung dieser Komposition nicht entziehen – zumindest nicht in der exzellenten Wiedergabe durch das Finnische Radio-Sinfonie-Orchester unter Sakari Oramo, in der die Partitur wie im nordischen Sonnenlicht glänzt und strahlt. Die Sänger bilden ein homogenes Ensemble, ohne vergleichbare Glanzlichter zu setzen. Die Titelrolle des Aslak verlangt einen deutschen Heldentenor mit italienischer Höhe, und letztere muß der ansonsten tüchtige Aki Alamikkotervo schuldig bleiben. Raili Viljakainen hat zwar das richtige jungmädchenhafte Timbre für die zur Verräterin werdende Geliebte Agni, aber ebenfalls unüberhörbare Höhenprobleme.
Ekkehard Pluta [09.03.2005]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Armas Launis | ||
1 | Aslak Hetta (Oper in drei Akten) |
Interpreten der Einspielung
- Aki Alamikkotervo (Aslak Hetta, Lannis Adoptivsohn - Tenor)
- Raili Viljakainen (Agni - Sopran)
- Anna-Kristina Kaappola (Unna, Lannis Tochter - Sopran)
- Raimo Laukka (Nalta Lanni, berühmter Seher vom Jevddassee - Bass)
- Eeva-Liisa Saarinen (Agneta - Mezzosopran)
- Lassi Virtanen (Nilla Sjaggo, lappischer Laienprediger von der Sekte der "Ru)
- Arttu Kataja (Henric Lyckselius, Pfarrer - Bass)
- Jaakko Kortekangas (Amund Bucht, Landvogt - Bariton)
- Tuomas Katajala (Hans Ruth, Kaufmann - Tenor)
- Ilkka Hämäläinen (Kadja-Joussa, Jungknecht des Landvogts - Tenor)
- Kai Lehtinen (Erzähler)
- YL Male Voice Choir (Männerchor)
- Kampin Laulu Chamber Choir (Chor)
- Finnish Radio Symphony Orchestra (Orchester)
- Sakari Oramo (Dirigent)