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Besprechung CD

Warner Classics 2564 61954-2

1 CD • 58min • 2004

30.08.2005

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 8
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 8

„Der Hoffnung lebt!” fuhr’s mir recht ungrammatisch durch den Kopf, als ich die zweite Hälfte dieser BBC-Proms-CD erreicht hatte. Nach einer sehr schönen, für einen Live-Mitschnitt sogar vorzüglich klingenden Wiedergabe der Pini di Roma, die der Statik der ehrwürdigen Royal Albert Hall das beste Zeugnis ausstellte (und vom Publikum abschließend in herrlich hemmungsloser, echt britischer Begeisterung bejubelt wurde) – nach diesem prächtig-berstenden Schauspiel begann eine Wanderung durch Modest Mussorgskys Bilder einer Ausstellung, wie es sie nur selten gibt: Nicht Ravel oder Rimsky-Korssakoff sind hier zu hören, sondern eine von Leonard Slatkin zusammengestellte „Suite“ verschiedenster Einrichtungen, deren unmittelbares Aufeinandertreffen in ein köstlich unterhaltendes, mitunter derart komisches Defilee ausartet, daß vom Recensenten gewiß kein seriöser Kommentar zu erwarten ist. Sergej Gortschakows finsterer, zähneknirschender Gnom, Emile Naoumoffs zauberhaft ätherisches, von kostbaren Klaviersoli durchsetzes Altes Schloß, danach eine polternd-blechgeblasene Promenade nebst anschließender, klarinettig dahingetuteter Darstellung der Tuillerien (Geert van Keulen) und ein bis an die Achse im Schlamm versinkender Ochsenkarren (Vladimir Ashkenazy) – das paßt nur deshalb zusammen, weil über allem der originelle Modest Mussorgsky waltet, der auch dieses Mosaik unterschiedlichster Arrangements übersteht, von denen jedes in eine andere Richtung zielt: Lucien Cailliet erheitert die Zuhörer vernehmlich mit den Rässelchen und Woodblocks, die das Ballett der Küchlein in ihren Eierschalen garnieren, Henry Wood läßt den reichen Goldenberg gegen den armen Schmuyle so breitbeinig auftreten, daß der Kleine noch weniger „Piep!” sagen kann als bei Maurice Ravel; funkelnd-spritzig, zwitschernd, klirrend schwirrt Leo Funtek durch die Marktstände von Limoges, und John Boyd macht aus den Katakomben gleich einen „Fahrstuhl zur Hölle”. Leopold Stokowski, dessen Ausstellungs-Version ja nicht zuletzt durch seine Selbstpromotion recht bekannt wurde, kommt mit seiner gröhlenden, fahrigen, einfach nur lärmenden und jodelnden Baba Yaga zu Worte, und zum Schluß läßt Douglas Gamley fast alles aufmarschieren, was uns gerade noch gefehlt hat: Glocken schlagen nicht erst am Ende, sondern auch schon, wenn der Chor (!!!) einsetzt; Tamtams von schätzungsweise zwei Metern Durchmesser hallen durch imaginäre Kirchenräume, aus denen sich dann eine (fürwahr un=orthodoxe) Orgel emporringt – wenn der Orchestrator nun auch noch die 15 Solotrompeten aus Aram Chatschaturjans dritter Sinfonie und die Kanone aus der Ouvertüre 1812 zugeschaltet hätte, dann wäre dieses Finale einer wundersamen Reise in die Musikgeschichte eingegangen wie Havergal Brian Gothic Symphony. Doch auch ohne diese letzten Feinheiten ist es nicht mehr weit bis zu der legendären Grand Grand Overture, mit der Malcolm Arnold weiland bei Gerard Hoffnungs Festivals Geschichte schrieb. Und deshalb ist auch der Jubel am Ende des Spektakels ähnlich turbulent wie damals, als die Kadenzen der Staubsauger und Bohnermaschinen im allgemeinen Radau versanken.

Rasmus van Rijn [30.08.2005]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Ottorino Respighi
1Pini di Roma (Pinien von Rom)
Modest Mussorgsky
2Bilder einer Ausstellung

Interpreten der Einspielung

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