Bregenzer Festspiele: Einblicke in die Bühnenarbeit von „Œdipe”
George Enescus Oper eröffnet nächste Woche die Festspiele

Die Muster und Bilder von der archaischen Bühne und den eindrucksvollen Kostümen lassen bereits erahnen, welche Kraft in dieser Inszenierung steckt. George Enescus Œdipe stellt die Unausweichlichkeit des Schicksals ins Zentrum – und eröffnet kommende Woche die erste Festspielsaison der neuen Intendantin Lilli Paasikivi. Bühnenbildner Harald B. Thor und Kostümbildnerin Tanja Hofmann erläutern die vier verschiedenen Farb- und Materialwelten der vier Akte – und erzählen, warum vieles davon nur in Bregenz umsetzbar ist.
Schlichtheit - ohne viel Dekor
Den vier Lebensabschnitten des unglücksseligen Œdipe ist über die vier unabhängig erzählten Akte jeweils ein Element gewidmet: Feuer, Wasser, Luft und Erde. So monumental das Chorwerk der Oper ist, so monumental erscheinen auch die bis zu acht Meter hohen Wände, die ganz bewusst ohne besonderen Schmuck auskommen, sondern durch Farbgebung und Material beeindrucken. „Es war schnell klar, dass wir archaische Räume schaffen wollten“, berichtet Bühnenbildner Harald B. Thor von den ersten Gesprächen mit Regisseur Andreas Kriegenburg, denn „die Oper könnte auch im Jetzt spielen.“
Besondere Herausforderungen für die Kostümbildnerin
Für Kostümbildnerin Tanja Hofmann bedeutete das eine besondere Herausforderung: Kleidung wird – oft unbewusst – von Zuschauerinnen und Zuschauern rasch bestimmten Epochen oder Kulturen zugeordnet. „Bei den Kostümen ist es nicht so einfach, sich aus der Zeit herauszuhalten.“ Zudem, erklärt sie, altert Œdipe mit jedem Akt um etwa 20 Jahre – auch das soll sich in den Gewändern widerspiegeln. Allein die Menge an Stoffen, die für diese Inszenierung benötigt wurde, war gewaltig. „68 Chorleute, dazu die Solisten, und für jeden Akt andere Kostüme in anderen Farben: Ich glaube nicht, dass das an einem klassischen Opernhaus so möglich gewesen wäre.“ Doch ein Festival wie die Bregenzer Festspiele folgt anderen Gesetzen und lässt andere Möglichkeiten zu – da sind sich Tanja Hofmann und Harald B. Thor einig.
Besonders gespannt sein darf das Publikum auf die Sphinx, der der furchtlose Œdipe im zweiten Akt begegnet. Die Flügel des mythologischen Wesens messen rund sieben Meter Spannweite – und sie bewegen sich. „Diese Flügel werden auf ganz besondere Weise gesteuert“, sagt Hofmann mit einem Augenzwinkern. „… Mehr verrate ich nicht.“