Franz Schubert: Deutsche Schubert-Lied-Edition 19
Poets of Sensibility Vols. 1 + 2
Naxos 8.557371-72
2 CD • 1h 47min • 2003, 2004
12.09.2005
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Die 19. Folge der Deutschen Schubert-Lied-Edition, die sich längst zu einer ernstzunehmenden Konkurrenz zu Graham Johnsons voraufgegangenem Großunternehmen bei Hyperion entwickelt hat, konzentriert sich auf Vertonungen von Texten, die in der Ära der „Empfindsamkeit“ entstanden sind und einen Gegenentwurf zum Rationalismus der Aufklärung darstellen. Obwohl die Wirkung dieser Gedichte sehr auf ihre Entstehungszeit beschränkt blieb, fanden sie bei Schubert noch einen starken Widerhall und eine sehr persönliche musikalische Umsetzung. Die Gotteserfahrung im Naturerleben, die melancholischen und schmerzvollen Aspekte der Liebe, die Todesahnungen – das waren auch seine Themen.
Die vorliegende Sammlung enthält elf Lieder von Friedrich Gottlieb Klopstock (1724-1803), der als Autor des biblischen Epos Der Messias zumindest unter Literaturkennern noch heute ein Begriff ist sowie 29 Titel von Friedrich von Matthisson (1761-1831), dessen Adelaide in der Vertonung Beethovens zum allgemeinen Bildungsgut gehört. Auch Schubert hat diesen Text vertont, nimmt dabei Matthissons eigene Definition „kleine lyrische Phantasie“ noch wörtlicher als der deutlich expressivere Beethoven. Im Falle des Gedichtes Der Geistertanz hören wir gleich drei Varianten (wovon die beiden ersten fragmentarisch geblieben sind) – das gibt einen reizvollen Einblick in die Werkstatt des Komponisten.
Drei Sänger teilen sich in das Programm. Die Sopranistin Simone Nold punktet mit einer schönen, klaren, lyrischen Stimme, die freilich etwas gerade geführt wird, auch als Interpretin bleibt sie mir etwas zu neutral. Zumindest im Vergleich zu ihren beiden männlichen Kollegen Marcus Ullmann (Tenor) und Thomas Bauer (Bariton), die man schon jetzt als eine wesentliche Bereicherung der Liedszene begrüßen kann. Da kommen hohe Musikalität mit stimmlicher Geschmeidigkeit, selbstverständlicher Textdeutlichkeit und farbenreicher, eloquenter Gestaltung glücklich zusammen. Ulrich Eisenlohr, der hier auf dem historischen Hammerflügel spielt, ist der stilistisch souveräne, einfühlsame und animierende Begleiter.
Ekkehard Pluta [12.09.2005]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Franz Schubert | ||
1 | Dem Unendlichen D 291 (1815) | |
2 | Selma und Selmar D 286 (1815) | |
3 | Furcht der Geliebten D 285 (An Cidli, 1815) | |
4 | An Sie D 288 (1815) | |
5 | Edone D 445 (1816) | |
6 | Das Rosenband D 280 (1815) | |
7 | Vaterlandslied D 287 (1815) | |
8 | Hermann und Thusnelda D 322 (1815) | |
9 | Die frühen Gräber D 290 (1815) | |
10 | Die Sommernacht D 289 | |
11 | Die Gestirne D 444 (1816) | |
12 | An Laura, als sie Klopstocks Auferstehungslied sang D 115 (1814) | |
13 | Erinnerung D 101 (Totenopfer, 1814) | |
14 | Die Betende D 102 (1814) | |
15 | Trost. An Elisa D 97 (1814) | |
16 | Die Sterbende D 186 (1815) | |
17 | Vollendung D 579A (1817) | |
18 | Entzückung D 413 (1816) | |
19 | Stimme der Liebe D 187 (erste Bearbeitung, 1815) | |
20 | Andenken D 99 (1814) | |
21 | Erinnerungen D 98 (1814) | |
22 | Der Geistertanz D 15 (erste Bearbeitung; Fragment, 1812) | |
23 | Stimme der Liebe D 418 (zweite Bearbeitung, 1816) | |
24 | Lied aus der Ferne D 107 (1814) | |
25 | Geist der Liebe D 414 (erste Bearbeitung, 1816) | |
26 | Der Geistertanz D 15A (zweite Bearbeitung; Fragment, 1812) | |
27 | Lied der Liebe D 109 | |
28 | Geisternähe D 100 | |
29 | Der Abend D 108 (1814) | |
30 | Der Geistertanz D 116 (dritte Bearbeitung, 1814) | |
31 | Lebenslied D 508 (1816) | |
32 | Romanze D 114 (1814) | |
33 | Die Erde D 579B (1817) | |
34 | Skolie D 507 (1816) | |
35 | Naturgenuß D 188 (1815) | |
36 | Die Schatten D 50 (1813) | |
37 | Totenkranz für ein Kind D 275 (1815) | |
38 | Klage D 415 | |
39 | Julius an Theone D 419 (1816) | |
40 | Adelaide D 95 (1814) |
Interpreten der Einspielung
- Simone Nold (Sopran)
- Marcus Ullmann (Tenor)
- Thomas Bauer (Bariton)
- Ulrich Eisenlohr (Klavier)