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Besprechung CD/SACD

BIS 1206

1 CD/SACD • 74min • 2004

18.01.2006

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 8
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Ich komme selten in die Situation, eine CD aufgrund einer herausragenden Interpretation empfehlen zu “müssen”, obwohl ich die Gestalt eines eingespielten Werkes eigentlich nicht schätze. Dies ist so ein Fall, denn die Bearbeitung, die Maurice Duruflé von seinem Requiem op. 9 für Soli, Chor und Orgel allein herstellte, kann zwar einen eigenständigen, intimen Charakter für sich beanspruchen, wird jedoch den Dimensionen der Komposition im Vergleich zur ursprünglichen Version für großes Orchester mit Orgel von 1947 kaum gerecht. (Dieser Eindruck mag dadurch Bestätigung finden, daß Duruflé 1961 eine Version mit Orgel, Streichorchester, Harfe und Trompeten herstellte, die aber eigentümlicherweise von allen drei Fassungen am seltensten zu hören ist.)

Im Falle des beigegebenen Requiem von Fauré verhält es sich genau umgekehrt: Die meist gespielte Version für “großes” Orchester, die Jean-Jacques Aimable Roger-Ducasse auf Geheiß seines Lehrers Fauré herstellte, richtete, wie der Hamelner Kreiskantor Hans-Christoph Becker-Foss anläßlich der Uraufführung seiner eigenen Bearbeitung mit vergrößertem Orchester am 8. Oktober 2005 treffend feststellte, “manches Unheil an: Der Einsatz von Harfe und Pauke wurde erheblich reduziert, der Streichersatz retuschiert und die vielen solistischen Hornpartien wurden zu Gunsten eines kompakten, wagnerisierenden Hornsatzes verändert. Die Hinzufügung der Flöten- und Klarinettenstimmen ist, wie man heute so schön sagt, ein Fake: Ihre Aufzählung auf dem Titelblatt verheißt eine Instrumentierung für normales Sinfonieorchester, aber sie musizieren lediglich 12 (allerdings sehr schön klingende) Takte im leisesten Satz des Werkes, dem ,Pie Jesu’, und haben in den übrigen sechs Sätzen zu schweigen: Eine echte Mogelpackung.” (Interessehalber: Der musikalisch exzellente live-Mitschnitt dieser Neu-Fassung ist bei der Hamelner Kantorei erhältlich; Info: www.hamelner-kantorei.de» )

Leider hat sich die frühere Original-Fassung Faurés von 1893 mit kleinem Orchester (ohne Tutti-Violinen) und Orgel kaum durchgesetzt. Ursprünglich schwebte ihm ein intimer Klang vor, der besonders in der fünfsätzigen, spartanisch besetzten Erstfassung von 1887 zum Ausdruck kam und den Verhältnissen der Pariser Kirche Sainte-Madeleine angepaßt war. In einer CD-Premiere hat nun der Organist Mattias Wager seine Bearbeitung der Begleitung für Orgel solo vorgelegt, die den intimen Charakter bei Wahrung der Farbigkeit erhält und überdies die bei einem solchen Arrangement auftretenden grifftechnischen Klippen geschickt umschifft. Uneingeschränkt unproblematisch ist auch die sehr gute Leistung des lupenrein intonierenden Schwedischen Rundfunkchors. Dirigent Fredrik Malmberg bevorzugt flüssige, doch nie hektische Tempi, die auf natürliche Weise aus dem gregorianischen Duktus des Vokalsatzes erstehen. Die Dynamik ist im Gesamtablauf verblüffend treffsicher disponiert; das Verhältnis der leisesten zu den lautesten Stellen ist in beiden Werken optimal. Durchweg glücklich sind auch die Vokalpartien besetzt – mit dem leichten, klaren Sopran von Miah Persson, dem dunklen, aber nie fetten Timbre von Mezzosopranistin Malena Ernman und vor allem dem lyrisch-schlanken, fantastischen Bariton Olle Persson, dem Wunsch Gabriel Faurés nach einem “ruhigen, poetischen Bassbariton” Rechnung tragend. So entfalten sich beide Werke in aller Schlichtheit und Ruhe, doch stringent und im Ablauf überlegen disponiert. Man würde sich nun noch eine Einspielung der jeweils beiden anderen Versionen von Duruflés und Faurés Requiem vom gleichen Chor und Dirigenten wünschen. Auch die Balance des Klangs ist vorzüglich; hinzu kommt bei dder SACD natürliche Räumlichkeit. Leider gibt es in Track 2 bei 1’20 einen häßlichen, hörbaren Schnitt, und das Hörvergnügen wird dadurch gemindert, daß der Gesamtklang ausgesprochen weichzeichnerisch gehalten ist. Die farblichen Kontraste innerhalb der Werke werden so heruntergespielt, was insbesondere dem Duruflé nicht sonderlich gut bekommt.

Dr. Benjamin G. Cohrs [18.01.2006]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Maurice Duruflé
1Requiem op. 9
Gabriel Fauré
2Requiem c-Moll op. 48

Interpreten der Einspielung

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