Ondine ODE 1082-5
1 SACD stereo/surround • 71min • 2005
25.09.2006
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Dass der finnische Pianist (und Komponist und Dirigent!) Olli Mustonen einmal Tschaikowskys Jahreszeiten-Zyklus einspielen würde, war zu erwarten. Aber eine Aufnahme der bei vielen Musikpublizisten, vor allem bei ausübenden Interpreten ungeliebten d-Moll-Sonate op. 28 von Rachmaninoff ist eine überraschende Entscheidung. Nach vielen Jahren der diskographischen Rachmaninoff-Dokumentation (siehe Vergleichsaufnahmen) haben wir es hier mit einer feurigen, bekennenden Darstellung dieses Werkes zu tun, dessen Längen, dessen berührende Schwächen einen uneigenützigen Interpreten erfordern, der glühend sich auf den Rost dieses umfangreichen Musikgrills wagt. Mustonen zeigt sich hier nicht so nervös, so flackerig wie in den letzten Jahren auf dem Konzertpodium, aber er füllt diese mehr als halbstündige Sonate mit jenem Leben, mit jenen klanglichen Vitaminen, die mir in vielen – auch jenen der unten angegebenen Vergleichsaufnahmen – stets unterbelichtet geschienen haben. Auch im Rahmen der Rachmaninoff-Gesamtaufnahmen mit Ruth Laredo (Le Connoisseur), Michael Ponto (Vox) oder John Ogdon (EMI) hatte ich immer den Eindruck, man würde sich dieses Stückes entledigen – im konzentrierten Hinblick auf die eigentliche Aufgabe, nämlich die inzwischen geradezu populäre, vor allem in Wettbewerbskämpfen schier unverzichtbare Sonate Nr. 2 op. 36. Am ehesten noch würde ich die Weissenberg-Aufnahme der d-Moll-Sonate in die Nähe dieser Mustonen-Leistung plazieren, aber als der bulgarische Pianist dieses Werk für die Langspielplatte dokumentierte, waren gewisse Verspannungen, gewisse Hinderlichkeiten in der technisch-körperlichen Mitteilung nicht zu überhören.
Takt für Takt liebens- und damit hörenswert sind auch Mustonens Ideen für die jahreszeitlichen Tagebuchnotizen Tschaikowskys. Er vergräbt sich nicht „russisch“ in diese Miniaturen, scheut sich aber auch nicht, deren herzergreifende Anschaulichkeit – im Seelischen, im Landschaftlichen, im Wetterfühligen – anzusprechen, anklingen zu lassen. Allein das Finalstück, nämlich der wundersam anschmiegsame, rhythmisch umpointierte Dezember- und Weihnachtswalzer, ist mir in der gleitenden, unendlich melancholischen Darbietung von Igor Shukow in besserer, unauslöschlicher Erinnerung. Mustonen bietet hier geregelte Schönheit, Shukow das Alleräußerste lyrischer Kamin-Sentimentalität.
Vergleichsaufnahmen: Rachmaninoff: Sonate op. 28: Kasman (Cliburn Competition 1997 / harmonia mundi France HMU 907219); Weissenberg (Great Pianists Philips 456 988-2), Preiser (Ars Musici AM 1402-2); Tschaikowsky: Jahreszeiten op. 37b: Ashkenazy (Decca 466 562-2); Tverskaya (Opus 111 OPS 30-304); Maisenberg (KHG/01/Box Glissando 779027-2); Bronfman (Sony SK 60689); Pletnev (Great Pianists Philips 456 931-2); Igumnov (Dante HPC 068); Wild (Ivory 70903); Shukow (Melodia/Eurodisc)
Peter Cossé † [25.09.2006]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Sergej Rachmaninow | ||
1 | Klaviersonate Nr. 1 d-Moll op. 28 (Faust-Sonate) | |
Peter Tschaikowsky | ||
2 | Die Jahreszeiten op. 37b |
Interpreten der Einspielung
- Olli Mustonen (Klavier)