cpo 777 187-2
1 CD • 80min • 2004
21.04.2006
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Die drei hier vorgestellten Quintette besitzen zwei Gemeinsamkeiten: Sie stehen in Moll und werden heute kaum gespielt. Ob die vorliegende Aufnahme mit dem 1996 in München gegründeten Diogenes Quartett und Manuel van der Nahmer am 1. Cello dies ändern wird, ist fraglich, dass die Werke zu Unrecht vernachlässigt sind, steht jedoch außer Zweifel.
Sowohl der in London geborene und nach Paris ausgewanderte Komponist George Onslow (1784–1853), der zu Lebzeiten als der führende Kammermusik-Komponist seiner Zeit in Frankreich galt, als auch der 24 Jahre früher geborene Luigi Cherubini wählten die von Boccherini und Brunetti kommende Besetzung mit zwei Celli anstatt – wie in der Wiener Klassik üblich – mit zwei Bratschen. Zudem standen sie in einer gänzlich anderen Tradition und hatten verstärkt mit ihrem größten innermusikalischen Konkurrenten, der „Grand Opera“, zu kämpfen. Sie wurden, von der nicht unerheblichen Wertschätzung Cherubinis im deutschsprachigen Raum einmal abgesehen, bald vergessen.
Dabei ist es ausgesprochen spannend, neben den Werken Mozarts oder Beethovens auch solche von Onslow oder Cherubini zu hören, nicht zuletzt deswegen, da sich hier das französische Pendant zur Wiener Klassik ausformt.
Das Diogenes Quartett und van der Nahmer nähern sich den drei Kompositionen mit Akribie und sehr viel Selbstbewusstsein. Ihr Spiel ist ausgewogen und lässt, ohne dabei die Gesamtform zu vernachlässigen, auch feine Nuancen in den Nebenstimmen präzise aufblitzen. Mit viel Feingefühl werden die Eigenheiten dieser Musik hervorgehoben: die teilweise opernhafte Dramatik, die harmonischen Überraschungen oder die Brillanz der Melodieführung.
In den beiden 1821 und 1834 entstandenen Onslow-Quartetten gehen dramatische und lyrische Aspekte mit ausgesprochener Natürlichkeit ineinander über. Erwähnenswert sind hier das Menuetto des e-Moll-Quintettes mit seinem herbstlich-melancholischen Ton sowie das sehr weich und zart gespielte Trio und das nervös flackernde Scherzo des g-Moll-Quintetts. Die Finali beider Quintette werden als dramatische und stellenweise hochenergetische Klangballungen präsentiert, als Musik von fast schon orchestralem Zuschnitt.
Auch Cherubinis Quintett besitzt viele energische und zupackende Töne. Wie forsch die fünf Streicher den Unisono-Beginn nehmen, um dann sogleich in lyrische Fahrrinnen zu segeln ist in seiner Selbstverständlichkeit bewerkenswert. Ruhig und klangintensiv präsentiert sich der langsame Satz, gefolgt von einem zupackenden und zugleich lyrisch tönenden Scherzo. Wie in Onslows g-Moll-Quartett ist auch in Cherubinis einzigem Quintett das Trio von besonderem Reiz. Gestützt wird der hier vorherrschende volksmusikalische Ton mit seinen Bordunquinten dabei nicht zuletzt durch die glasklare Intonation, welche dem Klangbild auch seine große Durchsichtigkeit verleiht.
Die Aufnahmequalität unterstützt diese Transparenz zusätzlich. Die Instrumente sind klar abgegrenzt im Hörraum präsent, bilden jedoch immer eine kompakte und dynamisch ausgewogene Einheit.
Robert Spoula [21.04.2006]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Georges Onslow | ||
1 | Streichquintett e-Moll op. 19 (1821) | |
2 | Streichquintett g-Moll op. 51 (1834) | |
Luigi Cherubini | ||
3 | Streichquintett e-Moll (1837) |
Interpreten der Einspielung
- Diogenes Quartett (Streichquartett)
- Manuel van der Nahmer (Violoncello)