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Besprechung CD

Jacob van Eyck

Evergreens form the Pleasure Garden

BIS 1375

1 CD • 81min • 1996, 1999

29.05.2006

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 8
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 8

Als 1999 Dan Laurins maßstabsetzende und gleichsam enzyklopädisch angelegte Pioniertat einer Gesamtaufnahme des Fluyten Lust-hof von Jacob van Eyck erschien, geriet die Fachwelt ins Staunen: Der (für die Blockflöte) sicherlich größte Zyklus von Solomusik mit fast zehneinhalb Stunden Spieldauer auf neun CDs war ein Mammutprojekt an Spiel- und Recherchearbeit. Van Eyck, blinder Carilloneur in Utrecht, lebte in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Zu seinen Aufgaben gehörte es u.a., die Besucher des Kirchhofs mit Flötenspiel zu unterhalten. Sein „Flöten-Lusthof“ ist eine riesige Sammlung von Diminutionen über die bekanntesten Lieder, Tänze, Melodien (ja man ist fast geneigt zu sagen – Schlager) der Zeit. Etliche der Melodien, über die van Eyck diminuierte, waren aus England nach Holland gelangt (wie etwa John Dowlands berühmtes Flow my teares), andere Weisen sogar aus Italien (wie etwa Giulio Caccinis prominentes Lied Amarilli mia bella).

Es war eine kluge – und längst überfällige – Entscheidung, nun endlich auch eine Auskoppelung der „Evergreens“ dieser Sammlung zu veröffentlichen. Laurin hat eine stimmige und abwechslungsreiche Auswahl getroffen, darunter viele der bekanntesten Stücke wie Doen Daphne, Engels Nachtegaeltje oder das bereits erwähnte Amarilli mia bella, aber auch einige weniger häufig zu hörende Nummern von hohem Rang.

Zwar ist die CD mit über 80 Minuten Spieldauer randvoll gepackt – dennoch kommt wegen klugen Dramaturgie und der Vielfalt unterschiedlichst timbrierter Blockflöten beim Hörer keine Langeweile auf.

Schon rein äußerlich ist die CD sehr ansprechend gestaltet, die Aufnahmetechnik auf gewohnt hohem BIS-Niveau und der ausführliche, informative Einführungstext Laurins rundet das positive Gesamtbild bestens ab.

Wie van Eycks Musik wirklich gespielt wurde, wissen wir nicht. Die Musik lässt – insbesondere in den Diminutionen selbst – sicher viele Spielarten der „Interpretation“ zu. Allerdings finde ich Laurins Lösungen nicht immer optimal. Schon beim Erscheinen der Gesamtaufnahme waren mir einige Merkwürdigkeiten aufgefallen, die auch hier, in der vorliegenden Auskoppelung nicht korrigiert wurden und die mir zu Laurins spieltechnischem Perfektionismus nicht zu passen scheinen: In etlichen Nummern geraten ihm Alternativgriffe in der Intonation deutlich zu hoch, einige Schlusston-Decrescendi misslingen auffällig.

Seine Interpretation (und hier insbesondere die Artikulation) wirkt nicht immer durchdacht, sondern zuweilen recht willkürlich (soll dies den – ohne Zweifel vorhandenen – werkimmanenten improvisatorischen Ansatz unterstreichen?). Laurins Amarilli spiegelt nur wenig die herzzerreißende Leidenschaft der Vorlage Caccinis. Schade zudem, dass er nicht die zweite, musikalisch weitaus interessantere und opulentere Fassung van Eycks gewählt hat.

Trotz dieser Einschränkungen bleibt die Aufnahme hörenswert, nicht zuletzt der repräsentativen Auswahl und der schönen Instrumente wegen.

Heinz Braun † [29.05.2006]

Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Jacob van Eyck
1Der Fluyten Lust-hof

Interpreten der Einspielung

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