Nuances
Neue Musik für Flöte und Gitarre
NCA 60169
1 CD/SACD • 76min • 1999
22.01.2007
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Kompositionen für Flöte und Gitarre haben oft etwas Flüchtig-Zerflatterndes, etwas Schattenhaft-Zerinnendes, wobei die Substanz selbst schwer greifbar ist – besonders, wenn sie sich musikalisch jenseits üppiger Pop-Sounds und eher in den Randzonen zeitgenössischer Musik aufhalten und dabei klanglich pur bzw. ohne Verstärkung konzipiert sind. Die Duos von Klemens Vereno (geb. 1957) und Ulrich Schultheiss (Jg. 1956) entsprechen innerhalb dieser vielgesichtigen kleinen Sammlung hier am stärksten diesem Bild: Verenos …schatten von sternen (1998) ist eine vagierende und sehr atmosphärische Musik, die so rasch verschwindet, wie sie auftaucht und von der dann auch nicht viel haften bleibt. Schultheiss’ nuances (1987) loten den Materialstand der musikalischen Avantgarde aus, wobei Glissandi, Flatterzungen sowie Luft- und Klappengeräusche hier zur selbstverständlichen Palette der Stilistik gehören. Demgegenüber erreichen Werner Heiders Inventionen (1987–1999) eine hohe zeichenhafte Prägnanz und stets intime Plastizität, die sich musikalisch vergleichsweise intensiver einprägt. Dabei fasziniert vor allem auch ein glasklares melodisches Konzept in einer zeitlos-modernen Sprache ohne jegliche avantgardistische Koketterie oder gängige Spielmusikdudelei. Auch Klaus Feldmanns (Jg. 1951) Dodeka-Suite (1988) besticht trotz ihres nur auf den ersten Blick akademischen Ansatzes durch eine Vielfalt an Zwischentönen und durch eine wohltuende Balance aus gitarristischem Geschick und kompositorischem Konzept; da der Komponist 1998 ein Rock-Musical komponierte – wie dem Beitext zu entnehmen – hätte man sich vielleicht auch eine Bearbeitung daraus als Kostprobe gewünscht.
Edward McGuires (Jg. 1948) Calderon-Improvisationen (1981) zeigen, dass Flöte und Gitarre in einer konventionelleren Sprache und Rollenverteilung musikalisch nicht weniger überzeugen, wenn sich ein Komponist mit Fantasie und Engagement ihrer annimmt. Die folkloristisch inspirierte, aber durchaus postmoderne Sprache des schottischen Komponisten steht hier in einem originellen Kontrast zu den anderen, insgesamt spröderen Werken. Auch Lowell Lieberman (Jg. 1961) hat eine deutlich postmoderne Position, allerdings enthält seine 1988 komponierte Sonata allzu viele Klassizismen, die sich in entsprechenden Spielmusiken bereits historisch verbraucht haben.
Elisabeth Riessbeck und Klaus Jäckle ist in jeder Hinsicht für dieses Kaleidoskop zeitgenössischer Gitarren-Flöten-Duos zu danken, wobei die unterschiedlichen Profile der einzelnen Beiträge doch zu einem gelungenen CD-Konzept verschmelzen. Besonders lobenswert an dieser liebevollen CD-Edition ist auch das sehr ausführliche dreisprachige Beiheft – keine Selbstverständlichkeit angesichts dieser anspruchsvollen und nicht eben populär orientierten Produktion!
Hans-Christian v. Dadelsen [22.01.2007]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Klemens Vereno | ||
1 | ...schatten von sternen... (1998) | |
Edward McGuire | ||
2 | Improvisations on Calderon (1981) | |
Ulrich Schultheiss | ||
3 | nuances (1987) | |
Werner Heider | ||
4 | Seligkeiten (Fünf Inventionen, 1987/1999) | |
Klaus Feldmann | ||
5 | Dodeka-Suite (1981) | |
Lowell Liebermann | ||
6 | Sonata op. 25 (1988/1989) |
Interpreten der Einspielung
- Elisabeth Riessbeck (Flöte)
- Klaus Jäckle (Gitarre)