Klaus Jäckle Träumerei
Clearaudio 43062
1 CD • 56min • 2011
07.11.2012
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Eine Folge von lauter Lieblingsstücken für Gitarre, eine knappe Stunde, in der man auch als nur durchschnittlich gebildeter Hörer lauter Bekannten begegnet – so ein Programm hat zweifellos seinen Reiz. Klaus Jäckle ist ein allseits hochgeschätzter Gitarrist, an dieser Stelle etwa wurde seine Anthologie spanischer Gitarrenmusik sehr positiv besprochen. Aber welcher nichtspezialisierte Hörer kennt schon seinen Albéniz, seinen Tarréga und seinen Soler genau so gut wie die populären Werke Beethovens, Schumanns, Chopins, Brahms´ und Wagners?
So ist der gleichsam enthemmte Hedonismus dieses Albums „Träumerei“ durchaus berechtigt. An einem guten Dutzend Bearbeitungen kann man studieren, ob und wie sich die meist original für Klavier verfaßten Werke auf das Zupfinstrument übertragen lassen, und wie Jäckle sie spielt. Überraschend ist zunächst, wie echt alles klingt; Jäckle hat als sein eigener Arrangeur ein glückliches Händchen dabei gehabt, die teils sehr komplexen Klaviersätze auf sein Instrument zu übertragen.
Besonders bei den insgesamt fünf Lieblingsstücken aus Chopins Œuvre fehlen zwar Stimmen, doch die Aura überträgt sich etwa bei der Valse brillante op. 34/2 a-Moll – leider sind die Trackangaben bei den Titeln nicht präzise – vollständig: Offenkundig bewirkt der Wechsel vom Klavier zur Gitarre – eben, weil er auch geschickt bewerkstelligt wurde – eine eigene Plausibilität. Freilich spielt Jäckle auch einfach fabelhaft, sein Rubato ist geschmackvoll, die empfindsamen Verzögerungen in Chopins Nocturne Es-Dur op. 9/2 schlafwandlerisch sicher, im Regentropfen-Prélude op. 28/15 Des-Dur bringt der reduzierte Satz die Dramaturgie mit den dräuenden Achtel-Repetitionen fast deutlicher hervor als in der Klavierfassung.
Beim Kopfsatz der berühmten Mondschein-Sonate Beethovens op. 27/2 cis-Moll fragt man sich gar, ob es nicht eine Gitarren- oder vielleicht Lauten-Situation war, die dem Komponisten ursprünglich programmatisch vor Augen gestanden hat. Einzig bei Schumanns polyphonem Satz der Träumerei aus den Kinderszenen op. 15 funktioniert die Übertragung nur zum Teil – was aber Schumanns bachischen Kontrapunkt um so deutlicher hervortreten läßt. Hörenswert, trotz weniger merklicher Schnitte, die Abstriche an der Klangqualität notwendig machen.
Prof. Michael B. Weiß [07.11.2012]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Franz Schubert | ||
1 | 2 Walzer D 980 | 00:02:29 |
Niccolò Paganini | ||
2 | Romanze a-Moll (aus: Grand sonata a chittara sola con accompagnamento di violino) | 00:04:15 |
Johannes Brahms | ||
3 | 16 Walzer op. 39 | 00:01:51 |
Frédéric Chopin | ||
4 | Prélude Des-Dur op. 28 Nr. 15 (Regentropfen-Prélude) | 00:05:55 |
5 | Walzer A-Dur op. 34 Nr. 2 | 00:05:49 |
6 | Nocturne Es-Dur op. 9 Nr. 2 | 00:04:27 |
Robert Schumann | ||
7 | Träumerei op. 15 Nr. 7 (Kinderszenen op. 15) | 00:03:12 |
8 | Des Abends op. 12 No. 1 – Sehr innig zu spielen | 00:04:12 |
Frédéric Chopin | ||
9 | Etüde E major op. 10 No. 3 (Tristesse) – Lento ma non troppo | 00:04:31 |
10 | Etüde A flat major op. 25 No. 1 (Sterne) – Allegro sostenuto | 00:03:12 |
Ludwig van Beethoven | ||
11 | Piano Sonata No. 14 c sharp minor op. 27 No. 2 (Moonlight) | 00:05:30 |
12 | Bagatelle a minor WoO 59 (Für Elise) – Poco moto | 00:03:01 |
Jean-Paul-Égide Martini | ||
13 | Plaisir d'amour | 00:03:51 |
Richard Wagner | ||
14 | Wie Todesahnung ... O du, mein holder Abendstern (from: Tannhäuser und der Sängerkrieg auf der Wartburg) | 00:03:38 |
Interpreten der Einspielung
- Klaus Jäckle (Gitarre)