
Naxos 8.660187-88
2 CD • 2h 25min • 2004
02.02.2007
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
„Über den puren Historismus hinaus“ lautet der Titel des Beitrags, der vom Dirigenten dieser Einspielung zum Beiheft verfasst wurde und der rechtfertigen soll, dass dieser Live-Mitschnitt einer Aufführung von Cavallis Oper Gli amori d’Apollo e di Dafne aus dem Teatro Rosalía Castro der galicischen Hauptstadt La Coruña nicht der historisch informierten Musizierpraxis folgt. Eine Erklärung für diese besondere Aufführungssituation und eine schlüssige Argumentation für eine moderne Aufführung historischer Werke, könnte man meinen, bis man den Text gelesen hat. Dann allerdings wähnt man sich dreißig Jahre in der Geschichte zurück, da alle die alten Vorurteile gegen historische Instrumente und zeitgemäße Darstellungsweise gerade so fröhlich Revue passieren, als hätte keine beeindruckende Entwicklung der historisch informierten Musizierpraxis stattgefunden, als hätte es keine großartige Rezeption der Opern Francesco Cavallis durch Aufnahmen von René Jacobs gegeben. Deutlicher noch spricht Zedda allen Opernaufnahmen von Monteverdi über Händel und Rameau bis zu Mozart (also gut und gerne der Hälfte der Operngeschichte) die künstlerische Berechtigung ab, sofern sie sich ernsthaft mit dem historischen Zusammenhang des Werkes auseinandersetzen.
Eine Darstellung einer vierhundert Jahre alten Partitur, die eine klare moderne Alternative zur mittlerweile etablierten Darstellungsweise mit alten Instrumenten, historisch erklärbarer Besetzungsstärke des Orchesters und eine auf zeitgemäßer musikalischer Rhetorik begründete Aufführungspraktik böte, hat hohe Hürden zu überwinden. Glücklicherweise, muss man angesichts dieser naiven Darstellung eines Werks feststellen, das von einem Meisterschüler Monteverdis stammt: Cavalli setzte immerhin den Siegeszug der jungen Gattung Oper fort, die von seinem Lehrer Monteverdi entscheidende Impulse erhalten hatte und die sich – nicht zuletzt durch das Wirken derart genialer Nachfolger – zur bestimmenden musikdramatischen Gattung bis zum heutigen Tag aufschwingen sollte.
Von diesem revolutionärem Impuls der frühen Operngeschichte ist bei der vorliegenden Einspielung nichts zu merken, und die braven Leistungen der bemühten Mitwirkenden verhindern lediglich, dass diese Aufnahme in der Bewertung vollends ins Abseits gerät.
Die mulmige Klangqualität legt die Vermutung nahe, dass dieses Ereignis nicht nur „live“ sondern auch mit vielen Zigarettenpausen eingefangen wurde, während derer die technischen Geräte unbeaufsichtigt ihren Dienst taten.
Detmar Huchting [02.02.2007]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Pietro Francesco Cavalli | ||
1 | Gli amori d'Apollo e di Dafne (Oper in einem Prolog und drei Akten) |
Interpreten der Einspielung
- Mario Zeffiri (Apollo - Tenor)
- Marianna Pizzolato (Dafne - Mezzosopran)
- Marisa Martins (Aurora - Mezzosopran)
- Augustin Prunell-Friend (Cefalo - Tenor)
- Assumpta Mateu (Filena - Sopran)
- Carlo Lepore (Alfesibeo - Baß)
- José Ferrero (Cirilla - Tenor)
- Soledad Cardoso (Amore - Sopran)
- Ugo Guagliardo (Giove - Baß)
- Fabiola Masino (1a Ninfa - Sopran)
- Luisa Maesso (2a Ninfa - Mezzosopran)
- Orquesta Joven de la Sinfónica de Galicia (Orchester)
- Alberto Zedda (Dirigent)