Challenge Classics CC72171
1 CD • 61min • 2007
19.09.2007
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Wo ein Wille ist, ist ein Jubiläum: Griegs hundertster, Elgars hundertfünfzigster Geburtstag und Sibelius' fünfzigster Todestag waren schon Anlaß genug für Challenge Classics, ein „Anniversary Album“ herauszugeben, welches Werke der drei Meister enthält, die musikalisch-dramaturgisch nicht das geringste miteinander zu tun haben. Noch befremdlicher: Bookletautor Paul Janssen findet, es sei an der Zeit, durch gerade diese Produktion darauf hinzuweisen, „dass diese drei musikalischen Helden auch prächtige Kammermusik geschrieben haben“, was „in der Gesellschaft viel weniger bekannt“ sei als Griegs Peer Gynt, Sibelius’ Finlandia und Elgars Pomp & Circumstances. Das nenne ich Äpfel mit Birnen vergleichen, und wenn man schon solche Gründe braucht, um ein Kammermusik-Album zu produzieren…
Auch das musikalische Ergebnis wirkt nicht überzeugend: Zwar hörbar gut vorbereitet, aber im Ergebnis doch recht pauschal präsentiert Isabelle van Keulen diese Werke. Schon dem eröffnenden Allegro con brio der Grieg-Sonate mangelt es an eben diesem – anstelle des Brio, des inneren Glühens, finden sich wohl gerundete Melodie-Passagen, wenig beredte, klischeehaft auftrumpfende Gesten und kaum etwas zwischen „ziemlich weich“ und „kraftvoll-kernig“. Besonders die kraftvollen Passagen wirken stets gestemmt, mit einem Übermaß an Bogendruck, Fingergewalt und Vibrato, das mitunter ebenso aufgesetzt wirkt wie das Portamento. Dieser Ansatz prägt die ganze Produktion, besonders von der geigerischen Seite her – Pianist Ronald Brautigam verwendet nämlich eine hörbar breitere Palette. So erfreuen vor allem die klaren Konturen und Strukturen seines differenzierten Spiels, das sich nie in den Vordergrund drängen will. Auch die Aufnahmetechnik macht es nicht besser: Tonmeister Bert van der Wolf erreicht einen Höreindruck, bei dem die Violine quasi aus der Bucht des Flügels heraus klingt. Dadurch wirkt der Klavierklang stets um die Geige herumgezogen; immer wieder besteht die Gefahr, daß der Geigenklang vom Flügel erschlagen wirkt, auch wenn Brautigam zurückhaltend spielt. Der Klang der CD ist ausgesprochen weich, hat wenig Präsenz und ungeachtet der Weite wenig Räumlichkeit. Und schließlich fragt man sich, warum nicht alle sechs anstatt nur drei Humoresken von Sibelius aufgenommen wurden. Platz wäre genug gewesen.
Dr. Benjamin G. Cohrs [19.09.2007]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Edvard Grieg | ||
1 | Violinsonate Nr. 1 F-Dur op. 8 | 00:22:53 |
Edward Elgar | ||
4 | Sospiri op. 70 | 00:04:58 |
Jean Sibelius | ||
5 | Humoresque No. 2 D major op. 87 No. 2 for Violin and Orchestra – Allegro assai | 00:02:33 |
6 | Humoresque No. 4 g minor op. 89 No. 2 for Violin and Orchestra – Andantino | 00:03:43 |
7 | Humoresque No. 6 g minor op. 89 No. 4 for Violin and Orchestra – Allegro | 00:02:58 |
Edward Elgar | ||
8 | Sonate e-Moll op. 82 für Violine und Klavier | 00:23:35 |
Interpreten der Einspielung
- Isabelle van Keulen (Violine)
- Ronald Brautigam (Klavier)