Lucia Aliberti
Live at Semperoper Dresden
RCA 88697190459
1 DVD-Video • 75min • 2006
01.02.2008
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Lucia Aliberti gehört zu jenen (nicht wenigen) Sängerinnen, denen bald schon das Etikett einer „zweiten Callas“ angehängt wurde. Kaum zu ihrem Vorteil, auch bei der Sopranistin aus Sizilien nicht. Aliberti stieg nach 1980 – sie war knapp zwanzig Jahre alt – raketenhaft die Karriereleiter empor – wobei Stimmenpäpste wie Jürgen Kesting oder Jens Malte Fischer kräftig meckerten. Auf CDs kamen in den frühen neunziger Jahren vor allem Bellini-Opern heraus, allerdings ohne allzu sehr Furore zu machen Dann wurde es um die Künstlerin stiller, obwohl sie keineswegs ans Aufhören dachte. Zwei Belcanto-Recitals erschienen bei RCA – und jetzt diese DVD-Aufzeichnung eines Konzertes vom 12. Juli 2006 in der Dresdener Semperoper.
Vokale Einwände und Bedenken sind geblieben. Lucia Aliberti, inzwischen 49, hat die früheren technischen Mängel – starkes Vibrato, nicht immer genaue Intonation – keineswegs wegwischen können. Dagegen führt sie, zugegeben, eine gewisse geschmeidige Schönheit ihrer Stimme ins Feld, der freilich andererseits eine gewisse Gleichförmigkeit anhaftet. Sie bleibt hier zwar in den Grenzen ihres frühromantischen italienischen Repertoires und meidet, mit vereinzelten Ausnahmen (Tosca, Adriana Lecouvreur), das allzu dramatische Fach à la Norma (woraus sinnigerweise nur die Ouvertüre erklingt, frisch und unbekümmert von jungen Dresdner Instrumentalisten unter dem alterfahrenen Peter Falk dargeboten). Damit kann sie jene Facetten demonstrieren, die ihr gewiss am besten liegen – die gedrechselte lyrische Emphase.
Es bleibt die Frage, was die DVD-Aufzeichnung an optischem Mehrwert bringt. Eigentlich nichts, es sei denn ein gewisser Dokumentationswert zumindest für jene, die im Sommer 2006 dabei gewesen sind und ein Souvenir besitzen möchten. Die Sprache der Kameras bleibt einfallslos: die Sängerin kommt herein, Zoom auf zumeist den gleichen Publikumsausschnitt, dann in den Gesangsnummern der Wechsel zwischen Totalen (der Hintergrund der Konzertmuschel in wechselnden Farben beleuchtet) und Nahaufnahmen der Aliberti im Escada-Kostüm, hie und da ein paar verschämte Blicke ins Orchester zu Streichenden und Blasenden. In der Zugabe am Schluss, dem Trinklied aus Verdis La Traviata, darf das Publikum zwischendurch mitklatschen.
Mario Gerteis † [01.02.2008]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Vincenzo Bellini | ||
1 | Norma (Tragische Oper in zwei Akten) | |
Pietro Mascagni | ||
2 | Ave Maria | |
Gaetano Donizetti | ||
3 | Nella pace del mesto riposo (from: Maria Stuarda) | |
Giacomo Puccini | ||
4 | Vissi d'arte vissi d'amore (2. Akt: Gebet der Tosca - aus: Tosca) | |
5 | Intermezzo (aus: Suor Angelica) | |
Francesco Cilèa | ||
6 | Io son l'umile ancella (Romanze der Adriana - aus: Adriana Lecouvreur) | |
Vincenzo Bellini | ||
7 | Ah! non giunge uman pensiero (Arie der Amina - aus: La Sonnambula) | |
Giuseppe Verdi | ||
8 | Luisa Miller | |
9 | Tu puniscimi, o signore (from: Luisa Miller) | |
10 | A brani, a brani o perfido | |
Ruggero Leoncavallo | ||
11 | Intermezzo (aus: I Pagliacci) | |
Gaetano Donizetti | ||
12 | Ardon gli incensi (aus: Lucia di Lammermoor) | |
13 | Spargi d'amaro pianto (aus: Lucia di Lammermoor) | |
Giacomo Puccini | ||
14 | O mio babbino caro (Arie der Lauretta - aus: Gianni Schicchi) | |
Giuseppe Verdi | ||
15 | Brindisi |
Interpreten der Einspielung
- Lucia Aliberti (Sopran)
- Peter Falk (Dirigent)
- Sinfonieorchester der Hochschule für Musik Dresden (Orchester)