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Besprechung CD

BIS 1513/14

2 CD • 2h 40min • 2005

09.02.2009

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 8
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Der aus Kobe stammende japanische Cembalist Masaaki Suzuki ist – das wage ich aus meiner Sicht zu behaupten – als ein friedfertig fanatischer Bach-Vermittler zu betrachten (und zu loben). Ein wissender, lauterer Anwalt der ihm anvertrauten Werke, die im schwedischen BIS-Katalog bis zum heutigen Tag einigen Raum beanspruchen (Partiten, Goldberg-Variationen, Französische Suiten etc.). Seine Aufnahme des ersten Teils von Bachs Wohltemperierten Klavier liegt schon einige Jahre zurück (BIS CD 813/14), doch wirkt Suzukis Bach-Verhalten im Jahr 2005, als er sich um den zweiten Teil kümmerte, als habe er direkt an seine Interpretation des ersten Bandes angeschlossen. Auf seinem zweimanualigem Ruckers-Instrument (1982 gebaut im Sinne des Utrechter Willem Kroesbergers) führt er uns Hörer mit Umsicht, zuweilen geradezu genüsslich durch den (Mikro-)Kosmos wundersamer, lässiger, rasanter Präludien, zudem mit sicherer Logik durch das polyphone Gewebe der jeweiligen Fugen. Suzuki hütet sich, Extreme in Zeitmaß und Artikulation auch nur anzupeilen. Es handelt sich um ein vornehmes, ja demütiges Verlesen, wenn nötig auch vorsichtig zu würzendes Clavier-Spiel, wobei gelegentlich die aufführungspraktischen Erkenntnisse europäischer Bach-Spezialisten interessierten Widerhall signalisieren. So etwa die deutlichen Ritardandi im es-Moll-Präludium (BWV 877), die unmissverständlich einen Musiker ausweisen, der sich mit der Affekten-Philosophie im Bereich der Alten Musik auseinandergesetzt hat (und sich mit diesen Erkenntnissen offenbar identifiziert).

Wenn ich Suzukis noble, zurückhaltende Haltung generell zu würdigen weiß, dann mangelt es doch in manchen Passagen ein wenig an Biss, sozusagen an post-barockem Pfeffer. Als Beispiel nenne ich das d-Moll-Präludium (BWV 875). Zwar flott angepackt, aber den Trillern im Bereich der Motiv-Gipfel fehlt es für mein Empfinden an Schärfe, an Ätzkraft. Überzeugend hingegen Suzukis Nachdenklichkeit im Verlauf des E-Dur-Präludiums (BWV 878) – eines der vielen Beispiele des fernöstlichen Bach-Verehrers Suzukis, sich als Übersetzer von Text und Atmosphäre deutlich, aber doch zurückhaltend bemerkbar zu machen.

Mein Fazit: Wer sich in aller Ruhe, ohne Aufregung und fern aller konfliktreichen Bach-Diskussionen mit dem Wohltemperierten Klavier beschäftigen möchte, der darf Suzukis Einspielung als solide Adresse anwählen. Sie ist im doppelten Sinn wohltemperiert…

Peter Cossé † [09.02.2009]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Johann Sebastian Bach
1Das Wohltemperierte Klavier Buch II BWV 870-893

Interpreten der Einspielung

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