The People Shall Hear Great Händel Choruses
BIS 1736
1 CD/SACD stereo/surround • 61min • 2008
20.05.2009
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
In seiner dramatischen Konzeption des Sacred Oratorio übertrug Händel dem Chor innerhalb der Dramaturgie dieser Stücke Aufgaben, die denen des „Choros“ in der antiken Tragödie entsprechen: In einer gewissen Distanz zu den Emotionen der handelnden Figuren des Stückes stellt er häufig ein kommentierendes Element dar, das eine Mittlerfunktion zwischen der dramatischen Handlung und den Zuhörern wahrnimmt und dem Publikum so ein tieferes Verständnis des Geschehens ermöglicht. Ein wichtiger Anziehungspunkt waren natürlich in den Oratorien wie zuvor in den Opern die virtuosen Arien, in denen die Gesangsstars vor dem begeisterten Publikum ihre ganze Kunst zur Geltung bringen konnten. Vermutlich weil nicht kunstvolle Arien, sondern große Chöre das Stück dominierten, ist das Oratorium Israel in Egypt bei seiner Uraufführung am 4. April 1739 beim Publikum durchgefallen; im 19. Jahrhundert jedoch wurde es gerade wegen der Dominanz des Chores ein Lieblingsstück des Publikums und fester Repertoireteil der großen Chorfeste, auf denen riesig besetzte Chöre diese mittlerweile höchst beliebte Form des Musizierens feierten.
Die Beliebtheit des Chorsingens hat sich bis auf den heutigen Tag erhalten, wie nicht zuletzt die Menschenmassen beweisen, die unter der Stabführung von Gotthilf Fischer zum gemeinsamen Singen zusammenfinden. Zusammenstellungen von Händel-Chören sind seit langem auch auf Schallplatte und CD eine sichere Bank für gute Umsatzzahlen. Diese Motivation führte zweifellos auch zu der Produktion dieser CD, für die der renommierte Londoner Bach Choir mit dem English Concert zusammengefunden hat. Unter dem Leiter des Bach Choirs, David Hill, erklingt ein Reigen beliebter Händel-Chöre, der mit dem Hallelujah aus dem Messias wirkungsvoll abschließt.
Zwar besteht an der hohen Qualifikation der Beteiligten kein Zweifel, und so dürfte hier die musikalische Darstellung um einiges lebendiger gelungen sein als in vergleichbaren Zusammenstellungen, die mittlerweile mehrere Jahrzehnte auf dem Buckel haben und so einen interpretatorischen Kenntnisstand aufweisen, der inzwischen der Vergangenheit angehört. Das Konzept einer solchen Zusammenstellung von aus ihrem dramatischen Zusammenhang losgelösten Chören bleibt indessen fragwürdig und sollte ebenso der Vergangenheit angehören wie die Aufführungspraktiken von Musik der Händelzeit aus den 1950er Jahren. Niemand käme auf die Idee, eine CD der schönsten Adagios von Ludwig van Beethoven auf dem Hammerflügel zu produzieren – doch genau so etwas hat man hier mit einem hochklassigen Orchester der historisch informierten Aufführungspraxis getan.
Detmar Huchting [20.05.2009]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Georg Friedrich Händel | ||
1 | The People Shall Hear (aus: Israel in Ägypten HWV 54) | 00:06:17 |
2 | The Many Rend the Skies (aus: Alexanderfest HWV 75) | 00:04:11 |
3 | Or Let the Merry Bells Ring Round (aus: L' allegro, il penseroso, ed il moderato HWV 55) | 00:03:43 |
4 | Zadok the Priest HWV 258 (Coronation Anthem) | 00:05:07 |
5 | Hear Jacob's God (aus: Samson HWV 57) | 00:03:13 |
6 | Let the Bright Seraphim für Sopran, Trompete und Basso continuo (aus: Samson HWV 57) | 00:03:10 |
7 | Let Their Celestial Concerts All Unite (aus: Samson HWV 57) | 00:03:47 |
8 | Recall, O King, Thy Rash Command (aus: Belsazar HWV 61) | 00:03:01 |
9 | The Mighty Pow'r (aus: Athalia HWV 52) | 00:05:24 |
10 | Jealousy, Infernal Pest (aus: Hercules HWV 60) | 00:05:19 |
11 | See the Conquering Hero Comes (aus: Joshua HWV 64) | 00:07:44 |
12 | Fall'n ist the Foe (aus: Judas Maccabaeus HWV 63) | 00:03:03 |
13 | May No Rash Intruder (aus: Salomo HWV 67) | 00:03:19 |
14 | He Saw the Lovely Youth (aus: Theodora HWV 68) | 00:03:57 |
15 | Halleluja (aus: Messiah HWV 56) | 00:03:30 |
Interpreten der Einspielung
- Carolyn Sampson (Sopran)
- Robin Blaze (Countertenor)
- The Bach Choir (Chor)
- The English Concert (Orchester)
- David Hill (Dirigent)