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Besprechung CD zum Thema
Russische Klaviermusik

Leonid Polovinkin

Piano Works

Fuga Libera FUG555

1 CD • 60min • 2007, 2009

14.09.2009

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

Leonid Alexejewitsch Polovinkin ist einer der unbekannten Komponisten des 20. Jahrhunderts. 1894 im zentralsibirischen Kurgan geboren, 1949 in Moskau gestorben, erhielt er eine vielseitige musikalische Ausbildung, studierte Klavier, Geige, Komposition und Dirigieren in seiner Heimatstadt. Zu seinen Lehrern zählten Nikolaj Miaskowsky, Reinhold Glière, Georgij Catoire sowie Nikolaj Malko. 1924 ging er nach St. Petersburg, wo er eine bedeutende Rolle bei der Errichtung des Marmontow-Studios für Monumentale Oper spielte. Außerdem war er Musikdirektor des Aleksandrinsky-Theaters. Es zog ihn dann aber wieder nach Moskau, wo er seine musikalischen Studien fortsetzte, Orchestrierung unterrichtete und 1926 eine lange Jahre anhaltende Karriere als Musikalischer Leiter des Zentralen Kinder-Musiktheaters begann. Er wurde engster Mitarbeiter – und auch Lebensgefährte – der Direktorin dieses Hauses, Natalia Sats. Polovinkin schrieb für das Theater Opern, Ballette und musikalische Märchen und leitete das Orchester. Daneben komponierte er u. a. neun Sinfonien (1929-44), ein Klavierkonzert (1933), Orchesterstücke, fünf Klaviersonaten (1924-29) sowie vier Streichquartette (1944-46).

Polovinkin war ein einflußreicher Anreger der Avantgarde in der Sowjetunion – als Komponist wie als Mitglied und Sekretär der Gesellschaft für Zeitgenössische Musik (AMC). Sein eklektizistischer Stil zeigt Einflüsse Skrjabins und des Neoklassizismus, der französischen Group des Six, von Satie und selbst noch des Impressionismus, ferner Züge des Futurismus (das wird in vielen Titeln seiner Kompositionen deutlich, die Bezug auf technische Errungenschaften nehmen), dazu eine Neigung zu Ironie und Exzentrik.

Die vorliegende CD präsentiert einen – vermutlich charakteristisch-repräsentativen – Ausschnitt aus dem Klavierwerk des Russen, Gewichtiges wie die Klaviersonate und die beiden Événements und weniger Gewichtiges, zum Teil Unterhaltendes wie die Suiten und Klavierminaturen. Die vierte Klaviersonate (1927) mit zwei langen Ecksätzen und einem kurzen, aber kontrastreichen Mittelstück erinnert an Prokofjew und Schostakowitsch. In den beiden frühen Événements (1922) hört man noch Einflüsse von Skrjabin aber auch Rachmaninow, während das avancierte Septième événement deutlich den Geist des Experimentierens verrät. Im zweiten Satz sind Geräusche einkomponiert. In der 1933 komponierte vierteiligen Suite Les Attraits (im russischen Original „Magniti“) hat Polovinkin ganz eigenwillig die Doppeldeutigkeit der „Attraktion“ musikalisch gefasst: es kann die physikalische, magnetische aber ebenso gut die physisch-psychische Anziehung gemeint sein. Die kleinen Stücke – ob nun Danse lyrique, Humoresque, Valse oder Berceuse – sind pointierte, ausdrucksstarke Miniaturen. Die ganz im „französischen“ Ton beginnende Suite Dzuba aus einer Bühnenshow von 1936, einer Art animiertem Comic, lässt ahnen, was für ein geschickter Theatermusiker dieser Komponist war.

Nach seinem Tod wurde Polovinkin fast völlig vergessen. Anait Karpova, einer Verwandten von Natalia Sats, ist seine späte Wiederentdeckung zu danken. Die 24-jährige russische Pianistin setzt sich mit Nachdruck und Entschiedenheit für diese Musik ein und lässt alle Farben glänzen. Sie vermittelt den ungewöhnlichen Stil dieses Komponisten, der die heterogenen Einflüsse seiner Zeit aufnahm und originell verarbeitete.

Dr. Helge Grünewald [14.09.2009]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Leonid Polovinkin
1Dzuba (Suite) 00:10:24
6Danse lyrique op. 21 Nr. 2 00:02:35
7Humoresque Nr. 2 00:03:46
8Les Attraits (Suite) 00:06:45
12Septième événement 00:11:58
18Deux événement op. 5 00:05:28
20Klaviersonate Nr. 4 op. 18 00:16:51

Interpreten der Einspielung

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