MDG
MDG – Musikproduktion Dabringhaus und Grimm – wurde 1978 von den Diplom-Tonmeistern Werner Dabringhaus und Reimund Grimm gegründet und gehört international zu den wichtigsten Klassiklabels aus dem deutschsprachigen Raum. Der Backkatalog umfasst ca. 2000 Titel, jährlich kommen ca. 50 dazu. Spannendes Repertoire, eine inspirierte Interpretation und natürlicher Klang bilden den musikalischen Dreiklang für den Erfolg des Labels. Programmatisch hat es MDG immer verstanden, neben hochkarätigen Einspielungen von Standardwerken auch Repertoire zu entdecken, das so gut wie unbekannt, auf jeden Fall aber hochspannend zu hören ist. Darüber hinaus wird viel Sorgfalt darauf verwandt, adäquate Künstler für das jeweilige Repertoire zu verpflichten. Studioaufnahmen verschmäht man bei MDG, alle Einspielungen werden mit eigenem Team in der natürlichen Akustik ausgesuchter Konzerträume gemacht – sicherlich auch ein Grund dafür, dass sich die Detmolder Firma von Anfang an den Ruf eines technisch innovativen und audiophilen Labels erworben hat.Label-Highlights
Fantasies
for bassoon solo
MDG 903 2323-6
1 CD/SACD stereo • 73min • 2023
08.11.2024 • 10 10 10
Dazu gehört Courage: Ein ganzes Programm aus Übertragungen von Werken zu bestreiten, die nicht für das eigene Instrument geschrieben wurden. Céleste-Marie Roy hat es gewagt: Sie bietet Kompositionen für Flöte auf dem Fagott dar und spannt darüber hinaus noch einen weiten zeitlichen Rahmen vom Spätbarock J. S. Bachs über den für die frühe Klassik prägenden Stil seines Sohnes Carl Philipp Emanuel bis zum Zeitalter der Romantik, das hier von Friedrich Kuhlau (1786-1832) verkörpert wird. Ein mutiges Vorhaben, nicht nur die instrumentale Stimme von der Flöte auf das Fagott zu übertragen, sondern dabei auch ein musikalisches Jahrhundert zu umspannen, das zu Friedrich Kuhlaus Lebzeiten in den letzten hundert Jahren – ganz ähnlich zur politischen Geschichte – einen radikalen Wechsel vollzogen hatte.
Johann Grabbe
Il Primo Libro de Madrigali
MDG 102 2332-2
1 CD • 55min • 1985
05.11.2024 • 10 10 10
Erinnerungen an das Goldene Zeitalter der seinerzeit in zwei Jahrzehnten gereiften historisch informierten Aufführungspraxis ruft diese CD den Freunden der Alten Musik ins Gedächtnis. Denn hier erscheint eine Aufnahme von Neuem, mit der seinerzeit ein erstrangiges Ensemble Literatur vorstellte, die nach Jahrhunderten der Vergessenheit entrissen wurde: Das erste Madrigalbuch von Johann Grabbe (1585-1655) – er teilt nicht unverdient sein Geburtsjahr mit Heinrich Schütz – wurde 1985 eingespielt; jetzt kommt eine Neuauflage auf CD: Sie bedeutet die Würdigung des diesjährigen 80. Geburtstags von Anthony Rooley, der mit seinem Consort of Musicke seinerzeit diese noch noch auf dem damaligen Leitmedium der Schallplatte erschienene Einspielung aufgenommen hat.
L' arte del virtuoso Vol. 4
Solo concertos
MDG 926 2318-6
1 CD/SACD stereo/surround • 70min • 2022, 2023
13.10.2024 • 10 10 10
Die Barockmusik ist mit Sicherheit eine der beliebtesten Musikrichtungen bis heute in den Konzertsälen – und dennoch birgt sie noch immer viele ungehobene Schätze. Damit sind gar nicht unbedingt die immer noch vorhandenen Komponistinnen und Komponisten gemeint, deren Werk unverdient in der Versenkung verschwunden ist, sondern es gibt durchaus auch Musik aus bekannter Feder, die aufgrund der solistischen Besetzung heutzutage selten zu hören ist. Diesem Umstand haben 1998 Elke und Wolfgang Fabri die Gründung ihres Solisten-Orchesters „caterva musica“ entgegensetzt. Das Orchester vereint zahlreiche hervorragende Musikerinnen und Musiker der Alten Musikszene und widmet sich gerade den selten zu hörenden Solokonzerten der Zeit.
Hartmann, Gade, Mendelssohn-Bartholdy
Works for Clarinet, Violoncello and Piano
MDG 903 2331-6
1 CD • 69min • 2023
10.10.2024 • 10 10 10
Obwohl für das Klarinettentrio mit Klarinette, Violoncello und Klavier wunderschöne Kammermusik geschrieben wurde, findet man diese Besetzung doch eher selten als feste Formation. Dass aber gerade die Verbindung von Holzblasinstrument, tiefem Streicher und Tasteninstrument eine besonders reizvolle Kombination ist, die noch dazu ein warmes Timbre hat, bewog die drei Musiker des Chimaera Trios 2012 zur Gründung ihres Ensembles. Annemiek de Bruin (Klarinette), Irene Kok (Violoncello) und Laurens de Man (Klavier) schöpfen in ihren Programmen aus dem erstaunlich großen Repertoire der Originalwerke sowie Arrangements und Neukompositionen für ihr Trio. Nachdem sie sich auf der vorangegangenen Aufnahme dem „Fin de Siècle“ und damit der Musik Gustav Mahlers, Alexander von Zemlinskys, Alban Bergs und Anton Weberns gewidmet haben, ging es für die neue CD bei MDG zeitlich noch einen Schritt zurück und geographisch in den Norden.
Jörg Widmann
Piano Music
MDG 904 2320-6
1 CD/SACD stereo/surround • 80min • 2016, 2023
05.10.2024 • 9 10 10
Der Münchner Jörg Widmann (Jahrgang 1973) gehört seit Jahren zu den meistgespielten lebenden klassischen Komponisten weltweit, nicht zuletzt seine Werke mit musikhistorischen Bezügen insbesondere zu Komponisten der Romantik: Schubert, Schumann, Mendelssohn und Brahms. Diese können von satztechnischen oder rein klanglichen Parallelen bis zu Allusionen oder – eher selten – wörtlichen Zitaten aus ganz bestimmten Stücken der musikalischen „Paten“ gehen. Um Widmanns Intentionen zu folgen, ist es unumgänglich, diese Vorbilder zumindest grob zu kennen. Es geht hierbei freilich nie um das Spiel: „Rate den Komponisten“ oder das konkrete Stück. Vielmehr taucht der Hörer in eine Welt ein, die sehr bewusst die Romantik reflektiert, oft traumwandlerisch, quasi unbewusst, aber bisweilen auch recht derb parodistisch oder ironisch.
Giuliani. Paganini.
Great Virtuosi
MDG 603 2329-2
2 CD • 2h 10min • 1998, 2003
27.09.2024 • 10 10 10
Während der Italiener Mauro Giuliani (1781- 1829) in Wien, Rom und Neapel für längere Zeit feste Spielorte fand, war sein Zeitgenosse Niccoló Paganini (1782 – 1840) ein Prototyp des reisenden Virtuosen, der in Europa als musikalischer Hexenmeister gefeiert wurde. Es ist durchaus sinnvoll, Werke beider Meister in einem Album nebeneinander zu stellen, da viele ihrer Kompositionen für die Duo-Besetzung Violine und Gitarre bestimmt sind. Der 2017 verstorbene Geiger Rainer Kußmaul, der von 1993 bis 1998 erster Konzertmeister der Berliner Philharmoniker war und außerdem einen bedeutenden Ruf als Lehrer hatte, erarbeitete gemeinsam mit der Freiburger Gitarristin Sonja Prunnbauer ein Programm, das die Klangwelt dieser speziellen Kombination am Übergang von der Klassik zur Romantik spiegelt.
Johann Nepomuk Hummel
Complete Piano Trios
MDG 102c2327-2
2 CD • 2h 01min • 1987, 1988
24.09.2024 • 9 10 10
Das Trio Parnassus wurde 1982 von dem Pianisten Friedemann Rieger, dem Geiger Wolf Dieter Streicher und dem Cellisten Michael Groß gegründet, eine Formation, die bis 1989 in dieser Besetzung bestand. Ein spezielles Unternehmen war die Einspielung aller sieben Klaviertrios von Johann Nepomuk Hummel (1778 – 1837) in den Jahren 1987/88. Hier ging es darum, einem Komponisten, der im Schatten Beethovens als „Kleinmeister“ wirkte, zur verdienten Anerkennung zu verhelfen. Hummel, der zunächst Nachfolger Haydns beim Fürsten Esterházy war, dann in Stuttgart und ab 1819 bis zu seinem Tod in Weimar lebte, war vor allem als Pianist und Klavierkomponist hoch angesehen. Kein Wunder, dass vor allem der Klavierpart in den sieben Trios besondere Anforderungen stellt.
Jauchzet & Lobet
Johann Sebastian Bach
MDG 923 2315-6
1 CD/SACD stereo/surround • 65min • 2023
11.07.2024 • 10 10 10
Das Ensemble BachWerkVokal unter Gordon Safari beschreitet den eingeschlagenen Weg weiter und präsentiert wieder eine thematisch zusammengestellte Aufnahme: „Jauchzet & Lobet“ ist diesmal das Motto und Johann Sebastian Bach der Komponist. Jubel-Kantaten und Jubel-Motetten hat Safari miteinander kombiniert. Und wieder ist eine wunderbar leichte, gelöste und doch hochkünstlerisch gespannte Aufnahme dabei herausgekommen. Sehr authentisch ist der Aufnahmeort: Bachs Thomaskirche in Leipzig, die hier gar nicht so extrem nachhallig wirkt. Und sehr authentisch ist auch die Aufnahme selbst: Chor- und Orchesterklang sind vorbildlich ausgewogen, das Hörbild kann natürlicher nicht sein. Und endlich einmal sind die einzelnen Chorstimmgruppen sowohl deutlich getrennt und äußerst transparent als auch harmonisch zusammengemischt: Transparenz und Harmonie in glücklicher Einheit.
Gdańsk Organ Landscape Vol. 2
Thomas Augustine Arne
Organ Concertos (1751)
MDG 902 2317-6
1 CD/SACD stereo/surround • 68min • 2023
11.06.2024 • 9 9 9
Auf den ersten Blick mag es kurios erscheinen: britische Orgelmusik auf einer polnischen Orgel, die von einem belgischen Orgelbauer gebaut wurde – so in etwa jedenfalls, denn im Detail betrachtet ist es natürlich etwas komplizierter. Zu hören sind hier Orgelkonzerte von Thomas Arne, ein weithin kaum beachteter Komponist der Vorklassik, der in den Fußstapfen Händels Konzerte für Orgel und Orchester komponiert hat. Grundsätzlich ist das schöne, geistreiche Musik, die hier ebenso geistvoll wie inspiriert dargeboten wird. Verantwortlich dafür ist der Organist und Dirigent Andrzej Mikołaj Szadejko, der an der rekonstruierten Rhode-Orgel in St. Johannis in Gdańsk Arnes Orgelkonzerte spielt und auch das Goldberg Baroque Ensemble leitet.
Impressions
for pan flute, harp and piano
Beau Soir Trio
MDG 903 2319-6
1 CD/SACD stereo/surround • 67min • 2023
18.05.2024 • 9 9 9
„Beau Soir“ – ein hübscher Name für das Trio mit dem Panflötisten Sebastian Pachel, der Harfenistin Nora Koch sowie Johann Blanchard am Klavier. Auf ihrem Debüt-Album „Impressions“ widmet sich das Ensemble dem französischen Dreigestirn Fauré, Debussy und Ravel. Sebastian Pachel, der sich die Etablierung der Panflöte in der klassischen Musik zum Herzensanliegen macht, hat die Werke selbst für seine einzigartige Trio-Besetzung arrangiert. Recht bekannte Stücke erstrahlen hier in unkonventioneller Instrumentierung. Dabei unterläuft Pachel auf reizvolle Weise die Erwartungen der Hörer. So wird in Faurés Sicilienne die Panflöte vom Klavier begleitet – nicht von der in der Orchesterfassung dominanten Harfe
Joseph Haydn
String Quartets Vol. 17
Leipziger Streichquartett
MDG 307 2312-2
2 CD • 1h 39min • 2023
07.05.2024 • 9 10 10
Das Leipziger Streichquartett möchte in diesem Jahr die Gesamtaufnahme der Haydn’schen Streichquartette zum Abschluss bringen. Zuvor aber widmeten sich Stefan Arzberger, Tilman Büning, Ivo Bauer und Peter Bruns den Anfängen der Quartettproduktion überhaupt. Denn die Werke op. 1, Nr. 1 – 6, wobei die Nummer op. 1, 0 anstelle der früheren op. 1,5 steht, markieren gleichsam die Wende von den Kinderschuhen der Divertimenti zu den ausgewachsenen, zunächst noch fünfsätzigen Quartetten. Entstanden sind sie gegen Ende der 1750er Jahre für die „musikalischen Unterhaltungen“ im Schloss Weinzierl des Barons von Fürnberg, wobei der Komponist selbst mitwirkte.
Johann Sebastian Bach
...con passione
MDG 921 2311-6
1 CD • 76min • 2023
21.04.2024 • 10 10 10
Die in Riga geborene Cembalistin Tatjana Vorobjova lebt inzwischen in der Nähe von Köln; sie hat sich eine erfolgreiche internationale Solistenkarriere aufgebaut und kann mittlerweile auf eine ansehnliche Diskographie verweisen. Darunter eine SACD mit Sonaten von Domenico Scarlatti unter der Überschrift „…ma cantabile“, die mir vor anderthalb Jahren zur Besprechung vorlag und mich rückhaltlos begeisterte. Diese Veröffentlichung mit Werken von J. S. Bach steht unter dem Titel „… con passione – mit Leidenschaft“: Bach, wenn auch im gleichen Jahr geboren wie Domenico Scarlatti, stellt den Cembalisten vor ganz andere musikalische und solistische Anforderungen – so war ich gespannt, ob Tatjana Vorobjova mich in gleicher Weise würde überzeugen können, zumal sie auf demselben großartigen Instrument spielt...
L' arte del virtuoso Vol. 3
Solo concertos
MDG 926 2301-6
1 CD/SACD stereo/surround • 76min • 2022
16.04.2024 • 10 10 10
Die Barockmusik ist voll von hochvirtuosen Solokonzerten für fast jedes damals bekannte Instrument. Vom Level der damaligen Musiker her liegt dies auch auf der Hand, denn im Gegensatz zur heutigen Zeit waren auch Orchesterwerke von den einzelnen Stimmen her häufig solistisch oder maximal doppelt besetzt – ein Pool von beispielsweise zehn ersten Violinen fand man in dieser Zeit nicht! Diese technisch anspruchsvollen Solokonzerte in der heutigen Zeit in dieser Mannigfaltigkeit wie dies damals üblich war, umzusetzen, fällt heute eher schwer. In der Regel muss man sich als Orchester die Solisten immer für viel Geld einkaufen. Ein Konzert oder eine Aufnahme mit mehr als nur einem Solisten zu gestalten, ist da schlicht unbezahlbar. Da ist es doch viel sinnvoller, gleich ein Orchester zu gründen, das sich aus Musikerinnen und Musikern zusammensetzt, die jeder für sich auch hervorragende Solisten sind.
Fernando Sor
"Les Adieux"
Favourite Works Vol. 2
MDG 905 2282-6
1 CD/SACD stereo/surround • 69min • 2022
13.04.2024 • 10 9 9
Als Gitarrist kommt man an einem Komponisten wie Fernando Sor nicht vorbei. So geht es auch Frank Bungarten, mehrfacher Preisträger renommierter Auszeichnungen und zugleich Professor in Luzern und Hannover. Seit über 30 Jahren hat Bungarten für MDG zahlreiche Tonträger aufgenommen, auch bereits mehrere, die das Œuvre von Fernando Sor zum Schwerpunkt machten. Der Komponist hatte in bewegtes Leben: 1778 in Barcelona geboren, hatten seine Eltern eigentlich anderes mit ihm im Sinn denn Musik. Und doch begann er mit fünf Jahren Gitarre und Violine zu spielen – die Instrumente, die er durch seinen Vater kannte. 1791 kam Sor im Kloster Montserrat in die Schule, wo er eine umfassende Ausbildung erhielt (auch im musikalischen Sinne). Trotz der dortigen, eher feingeistigen Ausbildung, ging Sor zunächst zum Militär und machte dort Karriere als Offizier und in der königlichen Verwaltung. Doch auch in dieser Zeit schrieb und spielte er Musik. 1797 wurde seine erste Oper in Barcelona mit großem Erfolg aufgeführt.
Louis François Dauprat
Grand Sextuor
MDG 102 2310-2
1 CD • 40min • 1982
06.04.2024 • 9 9 9
Musik für sechs Hörner…da kommt schnell die Idee einer Blaskapelle auf, doch damit liegt man bei der vorliegenden CD der Detmolder Hornisten völlig falsch. Es handelt sich um keine neue Aufnahme, sondern um eine der ersten aus der neuen Reihe „MDG Preziosa“, unter deren Titel das Label nun Aufnahmen herausbringen will, die für Label-Chef Werner Dabringhaus mit besonderen Erinnerungen verbunden sind und in den Jahren, in denen noch die Schallplatten stark vertreten waren, nie auf CD herausgekommen sind. Die wirklich sehr persönlichen Erinnerungen und Anekdoten von Werner Dabringhaus werden bei dieser neuen Reihe auf jeden Fall immer einen zusätzlichen Blick in das Booklet wert sein.
Sergei Prokofiev
Romeo and Juliet, Suites
MDG 650 2290-2
1 CD • 77min • 1994, 1995
31.03.2024 • 10 10 10
Im vergangenen Jahr wäre der polnische Dirigent und Komponist Stanisław Skrowaczewski 100 Jahre alt geworden, und aus diesem Anlass hat MDG seine Aufnahme der drei Suiten aus Sergej Prokofjews Ballett Romeo und Julia mit dem Kölner Rundfunk-Sinfonie-Orchester (wie es zum Zeitpunkt der Einspielungen noch hieß) neu herausgebracht. Dabei handelt es sich um Aufnahmen aus den Jahren 1994/95, die ursprünglich beim Label Denon erschienen sind, das aber nunmehr nur noch auf dem asiatischen Markt aktiv ist und für den weltweiten Vertrieb ausgewählter Alben eine Kooperation mit MDG eingegangen ist.
Anton Bruckner
Symphony No. 8
MDG 650 2307-2
2 CD • 83min • 2016
26.03.2024 • 10 10 10
Stanislaw Skrowaczewski, 1923 in Lemberg, dem heutigen Lwiw, geboren, hat wenige Monate vor seinem Tod im Alter von 92 Jahren Bruckners Achte in Tokio dirigiert und damit eine Art Vermächtnis geschaffen. Der international tätige Maestro war von 2007 bis 2009 ständiger Leiter des Yomiuri Nippon Orchestra in Japan und wurde dort 2010 zum Ehrendirigenten ernannt. Die Einspielung der Sinfonie Nr. 8 von Anton Bruckner zeigt noch einmal seine künstlerische Bedeutung auf, wenn er fast eineinhalb Stunden lang ein Großwerk unter Spannung setzt. Der nach dem Verklingen der C-Dur-Apotheose des Finales und nach einer andächtigen Stille der Besinnung im Tokyo Metropolitan Theatre aufbrandende stürmische Applaus bestätigt die Bedeutung dieser Live-Aufnahme.
Astor Piazzolla
The Cello Album
Dai Miyata violoncello
MDG 650 2293-2
1 CD • 77min • 2021
21.03.2024 • 9 9 9
Astor Piazzolla holte die anrüchige Folklore aus den Hafenkneipen und Bordellen von Buenos Aires in den Konzertsaal. In geistreichen Arrangements offenbart der Cellist Dai Miyata die Kraft und Leidenschaft von Piazzollas „Tango nuevo“. Dai Miyata ist weltweit als Solist erfolgreich, seit er 2009 als erster Japaner den Großen Preis beim angesehenen Rostropowitsch-Cello-Wettbewerb in Paris gewann.
Joseph & Michael Haydn
"Miracle Brothers"
Overtures and Symphonies
MDG 901 2292-6
1 CD/SACD stereo • 51min • 2023
16.03.2024 • 10 10 10
„Miracle Brothers“ – so ist die CD der Österreichisch-Ungarischen Haydn Philharmonie unter der Leitung von Enrico Onofri untertitelt. Die Rede ist von Joseph und Michael Haydn, die doch eine sehr unterschiedliche Karriere machten und deren Musik heute auch keinesfalls gleichermaßen verbreitet ist. Der musikalische Weg der beiden Brüder verlief zunächst noch recht ähnlich: Beide erhielten ihre erste Ausbildung in Hainburg und gingen später nach Wien, wo sie zunächst Chorknaben an St. Stephan wurden und ihre musikalische Ausbildung erhielten. Trotz des Altersunterschieds von fünf Jahren verbrachten sie einige Jahre gemeinsam im Wiener Kapellhaus, bevor sich ihre beruflichen Wege trennten und in sehr unterschiedlichen Richtungen verliefen: Joseph Haydn machte Karriere in Esterháza und unternahm von dort aus sehr erfolgreiche Reisen innerhalb Europas. Sein jüngerer Bruder Michael hingegen ging nach Salzburg an die Hofkapelle, wo er sich einen ausgezeichneten Ruf erarbeitete, der sich aber weitestgehend auf Salzburg beschränkte.
Morton Feldman
Piano, Violin, Viola, Cello
Ensemble Avantgarde
MDG 613 2309-2
1 CD • 78min • 2023
14.03.2024 • 10 10 10
Morton Feldman (1926-1987) wird oft fälschlicherweise zu den Komponisten der amerikanischen Minimal Music gezählt; prägend waren dort vor allem Steve Reich, Philip Glass, Terry Riley und La Monte Young. Feldman gehört jedoch mit John Cage, Christian Wolff und Earle Brown vielmehr zur sogenannten New York School, die sich von der gleichnamigen Gruppe bildender Künstler (Jackson Pollock, Philip Guston, Mark Rothko…) und Dichter, also Vertretern des abstrakten Expressionismus, inspirieren ließ. Auch wenn insbesondere Feldman gerade in seinem Spätwerk ab Mitte der 1970er Jahre mit sehr sparsam gesetzter, extrem langsamer, leiser und vor allem langer Musik auffällt – das 2. Streichquartett dauert etwa über 5 Stunden –, unterscheidet er sich doch grundlegend von obigen klassischen „Minimalisten“.
Le Piano du Groupe des Six
Steffen Schleiermachen
MDG 613 2300-2
1 CD • 67min • 2022
12.03.2024 • 9 10 10
Steffen Schleiermacher beschäftigt sich seit gut 40 Jahren mit Klaviermusik diverser „Avantgarden“ – bzw. solcher Strömungen, die sich in ihrer Zeit jeweils dafür hielten – rund um den Globus. Besondere Verdienste erwarb er sich mit Musik der New York School, vor allem einer Gesamtaufnahme des Klavierwerks von John Cage. Nun präsentiert er eine äußerst kluge Auswahl an 28 kurzen Klavierstücken der französischen Groupe des Six, alle zwischen 1914 und 1926 entstanden, umrahmt von zwei Werken Erik Saties, der anfänglich als Mentor der sechs Komponisten galt.
Ludwig van Beethoven
Piano Sonatas Vol. 2
MDG 947 2306-6
1 CD/SACD stereo/surround • 70min • 2022
06.03.2024 • 9 10 10
„Die Hammerklaviersonate lehrt, was Größe ist.“, konstatiert Joachim Kaiser in seinem Buch „Beethovens 32 Klaviersonaten und ihre Interpreten“. Und wer sie beherrscht, dem ist Größe zuzusprechen – wie der chinesischen Pianistin Jin Ju, die hier Folge zwei der geplanten Gesamtaufnahmen aller Beethoven-Sonaten vorlegt. „Wer kann das spielen?“, fragt Kaiser weiter über den hammerschweren Finalsatz der Hammerklaviersonate. Nun, Jin Ju kann’s. Und das absolut sicher, im Vollbesitz ihrer stupenden Technik, dabei klar und sogar transparent, ohne zu „schmieren“ oder sich durchzumogeln, wie es sogar Großmeister der Klavierkunst getan haben, ja ohne je eins der übervielen Sforzati zu vergessen, wie das Mitlesen beweist
Johannes Bernardus Van Bree
String Quartets No 1 & 2
MDG 603 2302-2
1 CD • 54min • 2023
05.03.2024 • 9 10 9
Johannes Bernardus van Bree (1801-1857) war neben dem deutschstämmigen Johannes Wilhelm Wilms der bedeutendste Komponist der Niederlande in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Obwohl er, vor allem als Dirigent und Musikerzieher, dort quasi alle wichtigen Positionen des Musiklebens bekleidet hatte und 1842 zum Ritter des Ordens der Niederländischen Löwen geschlagen worden war, gerieten seine Werke rasch in Vergessenheit. Nachdem das Utrecht String Quartet für MDG einige maßstabsetzende Interpretationen vor allem russischer Streichquartett-Literatur aufgenommen hat (Glasunow, Tanejew, zuletzt Catoire), widmen sich die Musiker nun wieder einem Romantiker ihrer Heimat und stellen die ersten beiden von van Brees drei erhaltenen Quartetten vor – ein viertes scheint verschollen.
Franz Schubert
Piano Music
Elisabeth Leonskaja
MDG 943 1194-6
1 CD/SACD stereo/surround • 80min • 2003
22.02.2024 • 10 10 10
Das Schubert-Spiel von Elisabeth Leonskaja zu rühmen hieße scharenweise Eulen nach Athen zu tragen, hat sie sich doch lebenslang damit auseinandergesetzt und alle Schubert-Sonaten eingespielt. „Klaviermusik“ heißt diese Zusammenstellung von oft und weniger oft gespielten Werken Schuberts. Viele Interpreten versuchen, das einsam-tragische Leben Schuberts in seiner Musik wiederzufinden, betonen die seelische Zerrissenheit, den Weltschmerz. Elisabeth Leonskaja gibt hier Schuberts Musik die Würde, die sie verdient, sucht den Wohlklang, die melodiöse Erfindungskraft und deren motivische Verarbeitung.
L' Arte del virtuoso Vol. 2
Solo concertos
caterva musica
MDG 926 2281-6
1 CD/SACD stereo • 70min • 2022
17.02.2024 • 9 10 9
Nur wenige Monate nach Erscheinen ihres Debüts legt das Ensemble caterva musica mit seiner zweiten SACD bei der MusikproduktionDabringhaus und Grimm eine weitere Kollektion von spätbarocker und frühklassischer Musik des 18. Jahrhunderts vor: Es erklingen Werke der Komponisten Martin Seyffert (1681-1745), Johann Sigismund Weiss (1690-1737), František Jiránek (1698-1778), Johann Melchior Molter (1696-1765), Joseph Höffner (1. Hälfte 19. Jahrhundert) und des jugendlichen W. A. Mozart. So bietet diese Veröffentlichung – ähnlich wie die Debüt-SACD des Ensembles bei MDG – auch dem informierten Musikfreund die Gelegenheit, seine Kenntnisse im Repertoire dieser an Diversität reichhaltigen Epoche zu erweitern.
Igor Stravinsky • Leonard Bernstein
Andrea Battistoni #3
MDG 650 2295-2
1 CD • 57min • 2017
15.02.2024 • 10 10 10
Auf der vorliegenden CD aus der Reihe MDG-Denon präsentiert das Philharmonieorchester Tokio (Tokyo Philharmonic Orchestra) unter der Leitung seines Chefdirigenten Andrea Battistoni zwei Werke, die sich als Apotheose des Tanzes im 20. Jahrhundert wohl beschreiben lassen: Igor Strawinskijs Ballett Le Sacre du Printemps und Leonard Bernsteins Symphonische Tänze aus dem Musical West Side Story. In beiden Fällen hat sich eine für die Bühne gedachte Musik aus dem ihr ursprünglich zugewiesenen Zusammenhang gelöst und sich höchst erfolgreich als eigenständige Konzertmusik bewährt. Man kann durchaus von Symphonischen Tanzdichtungen sprechen.
Johannes Brahms & Max Reger
Clarinet Quintets
MDG 903 2287-6
1 CD/SACD stereo/surround • 76min • 2022, 2023
10.02.2024 • 10 10 10
Die Klarinettenquintette von Johannes Brahms und Max Reger gehören wie das Klarinettenquintett Mozarts, das beiden Stücken in mancherlei Hinsicht Vorbild war, zu den letzten Arbeiten ihrer Komponisten. Im Falle Regers handelt es sich sogar um sein letztes vollendetes Werk überhaupt. Als Spätwerk im eigentlichen Sinne lässt sich freilich nur das Brahmssche Quintett op. 115 bezeichnen, stammt es doch von einem Komponisten, der sich bereits als Ruheständler gesehen hatte, bevor das überragende Spiel des Klarinettisten Richard Mühlfeld seine Schaffenskraft erneut anzufachen vermochte. Reger dagegen ist wie Mozart eines vorzeitigen, plötzlichen Todes gestorben. Dass ihm sein Quintett op. 146 zum „Spätwerk“ werden würde, konnte er nicht wissen.
Felix Mendelssohn Bartholdy
Mendelssohn Project | Vol. 4
String symphonies 8 – 10
MDG 912 2265-6
1 CD/SACD stereo/surround • 65min • 2021
02.02.2024 • 10 10 10
Und weiter geht’s mit dem „Mendelssohn Project“ des dogma chamber orchestra mit Mikhail Gurewitsch als Konzertmeister beim Label MDG Dabringhaus und Grimm. Die Sinfonias VIII – X sind es, die hier aufgenommen sind, die Sinfonien, bei denen man hören kann, wie der 13-jährige Felix sich das sinfonische Rüstzeug beschafft, wie er seine Vorbilder Bach, Haydn, Mozart und Beethoven studiert und sich an ihnen orientiert hat, wie er sich von ihnen inspirieren ließ – und wie er sich langsam von ihnen emanzipiert. Spannungsgeladene Einleitungen wie bei Haydn, komplexe Kontrapunktik wie bei Mozart und Rhythmik wie bei Beethoven vermischen sich hier zu etwas ganz Eigenem, Neuem.
Carl Amand Mangold
Chamber Music
Berolina Ensemble
MDG 948 2297-6
1 CD • 75min • 2013, 2020, 2023
27.01.2024 • 9 9 9
Carl Amand Mangold – schon einmal gehört? Der Name des 1813 in Darmstadt geborenen Komponisten spielt heutzutage im Konzertleben wie auch bei CD-Veröffentlichungen quasi keine Rolle mehr. Zu Lebzeiten sah das anders aus, denn Mangold gehörte zu einer Musikerdynastie, die über mehrere Generationen im Dienste der Hofkapelle stand. Durch das gute Netzwerk, das weit über Darmstadt hinaus reichte, verbreiteten sich auch seine Kompositionen, vor allem Lieder und Chöre. Bereits mit 17 Jahren trat Mangold als Geiger in die Hofkapelle ein. Ab 1836 verbrachte er drei Studienjahre in Paris, wo er Komposition (u.a. bei Sigismund Ritter von Neukomm), Violine und Gesang studierte und in die illustre Künstlerszene der Stadt eintauchte.
Vasily Kalinnikov
Le Cèdre et le Palmier • Symphony No. 1 • Serenade for Strings • Intermezzo No. 1 & No. 2
MDG 952 2240-6
1 CD/SACD stereo/surround • 70min • 2021
25.01.2024 • 9 10 9
Der mit nur knapp 35 Jahren viel zu früh verstorbene Wassili Kalinnikow (1866-1901) gehört zu den Komponisten, die trotz der geradezu genialischen Aura ihrer Musik – sicher auch wegen eines schmalen Werkkatalogs – zu Unrecht noch immer zu wenig Beachtung finden. Im Gegensatz zu Russland, wo zumindest Kalinnikows 1. Symphonie (1895) einen festen Platz im Repertoire gefunden hat, ist sie im Westen – trotz des Einsatzes etwa Arturo Toscaninis für das Stück – relativ selten zu hören.
Jörg-Peter Mittmann
inner worlds
MDG 925 2285-6
1 CD/SACD stereo/surround • 77min • 2022
23.01.2024 • 9 10 9
Als das Label MDG vor gut zwei Jahren ein Album des ebenfalls in Detmold beheimateten, auf Neue Musik spezialisierten Ensemble Horizonte herausbrachte, war darauf auch eine Komposition von Jörg-Peter Mittmann enthalten. Mittmann, 1962 im nahe gelegenen Minden geboren, ist Mitbegründer und künstlerischer Leiter des Ensembles, als Komponist unter anderem Schüler von Giselher Klebe, als Oboist von Helmut Winschermann. Das neu erschienene zweite MDG-Album des Ensembles ist zur Gänze seinem Schaffen gewidmet (ein weiteres Mittmann-Porträt erschien vor einigen Jahren bei Wergo). Zu hören sind fünf Werke in gemischten Besetzungen von vier bis neun Ausführenden (die sich in der Regel aus Holzbläsern, Streichern, Klavier, Harfe und Schlagwerk zusammensetzen), entstanden zwischen 1997 und 2022.
Germaine Tailleferre & Darius Milhaud
Mélodies et Chansons Vol. 2
MDG 613 2279-2
1 CD • 61min • 2022
14.01.2024 • 9 9 9
Im reichen Schaffen von Germaine Tailleferre (1892-1983), der einzigen Frau in der berühmten „Groupe de Six“, der neben ihr George Auric, Louis Durey, Arthur Honegger, Darius Milhaud und Francis Poulenc angehörten, spielt das Klavierlied eine nur marginale Rolle. Man ist geneigt, von Gelegenheitsarbeiten zu sprechen, womit man ihrem ästhetischen Reiz und ihrem „Charme“ aber keinen Abbruch tut. Der Bariton Holger Falk und der Pianist Steffen Schleiermacher sind bei ihrer bei MDG dokumentierten systematischen Erkundung der Vokalmusik jener Gruppe nun bei ihren anregenden Petitessen angelangt und haben sie eingebettet in Liedkompositionen ihres befreundeten Kollegen Milhaud (1892-1974), dem zuvor schon ein eigenes Album (MDG 613 2271-2) gewidmet war.
Cécile Chaminade
Saisons d'amour
MDG 908 2288-6
1 CD/SACD stereo/surround • 59min • 2022
11.01.2024 • 9 9 9
Beim deutschen Publikum war die Pariserin Cécile Chaminade (1857-1944) lange Zeit eine große Unbekannte, doch in den letzten Jahrzehnten wurden ihre Werke – vor allem auf Tonträgern – verstärkt wahrgenommen. Sie war eine Klaviervirtuosin von internationalem Ruf, setzte sich aber mit der Zeit auch als Komponistin – in einer Männerdomäne – durch und hinterließ ein ansehnliches Œuvre, in dem Klavierwerke, Lieder und Kammermusik dominierten. Aus reichem Hause kommend, wurden ihre musikalischen Talente von den Eltern zwar gefördert, ein Studium am Konservatorium ihr aber aus gesellschaftlichen Gründen verwehrt. So erhielt sie privaten Kompositionsunterricht bei Benjamin Godard, dessen Oper Jocelyn (1888) in Frankreich auch heute noch gelegentlich gespielt wird.
Ottorino Respighi
Orchestral Works
MDG 102 2299-6
1 CD/SACD stereo • 69min • 2000
04.01.2024 • 9 10 9
Dass der italienische Komponist Ottorino Respighi (1879-1936) außer den bei uns bekannten Sinfonischen Dichtungen Le Fontane di Roma, I Pini di roma und Feste Romane zahlreiche weitere interessante Orchesterwerke geschaffen hat, zeigt diese neue, bei der Musikproduktion Dabringhaus und Grimm erschienene CD, eingespielt in der Stadthalle Wuppertal vom Sinfonieorchester Wuppertal unter dem amerikanischen Dirigenten George Hanson. Die Metamorphosen Modi XII. Tema e Variazoni von 1930 verbinden Respighis Hang zu kirchentonalen Wendungen mit seiner Vorliebe für farbenfrohe Orchesterklänge. Dass dem Werk die zwölf Kirchentonarten zugrunde liegen, ist fast zu vergessen, wenn George Hanson das Wuppertaler Sinfonieorchester zu geradezu grellen Klangeffekten antreibt und die Kontraste zwischen expressiven und aggressiven Variationen schärft.
Ludwig van Beethoven
Piano Trios op. 38 & op. 81b
MDG 903 2296-6
1 CD/SACD stereo • 57min • 2022
03.01.2024 • 10 10 10
Komponisten und ihre Verleger – das ist eine eigene Geschichte. Beethoven war diesbezüglich besonders störrisch, oft wütend und sehr geschäftstüchtig. Weil Beethovens Verleger Nikolaus Simrock nicht an den Verkaufserfolg des Sextetts op. 81b glaubte, bearbeitete er es als Klaviertrio und gab es noch vor dem Erscheinen des Originals heraus. Erst als sich das Klaviertrio einigermaßen verkaufte, wagt er sich an die Herausgabe des Originals. Das Septett op. 20 bearbeitet Beethoven gleich selbst als Klaviertrio und gab ihm sogar eine eigene Opuszahl: Opus 38.
Max Reger
Complete Organ Works
Rosalinde Haas
MDG 102 2289-2
14 CD • 17h 38min • 1988-1993
24.09.2023 • 9 9 9
Die Organistin Rosalinde Haas ist zweifelsohne ein Phänomen. Mit ihrer Gesamteinspielung der Orgelwerke Max Regers hat sie in den 1980er und 90er Jahren Furore gemacht, ihre Energie und technische Perfektion sind legendär. Nach einem Konzert in der Bonner Kirche St. Joseph mit einem ohnehin schon recht anstrengenden Programm kündigte Haas einmal von der Empore hinunter an, sie würde jetzt noch Regers op. 135b spielen, „Wenn’s Ihnen“ - also dem Publikum (!) - „nicht zuviel“ sei. Sowas konnte wohl nur Haas bringen, deren spieltechnisches Temperament und Ausdauer stets unerschöpflich schienen.
Pan Flute and Organ
MDG 903 2284-6
1 CD/SACD stereo/surround • 69min • 2022
20.08.2023 • 10 10 10
Die Kombination von Orgel und Panflöte ist ebenso sinnig wie traditionell. Nicht nur, dass beide Instrumente auf dem gleichen Prinzip der Tonerzeugung beruhen, auch, dass selbst eine kleine Panflöte mit dem Rieseninstrument Orgel dynamisch mithalten kann, spricht dafür. Andere Kombinationen wie etwa Orgel und Cello oder auch Gitarre sind da weitaus problematischer. Einiges, was in der Vergangenheit von Gheorghe Zamfir und diversen anderen Interpreten geboten wurde, war reichlich kitschig. Seichte Melodien und auf den Effekt hin getunte Volksliedarrangements erschöpfen sich eben schnell. Was man dagegen mit der Kombination alles machen kann, zeigt diese CD, die der Dresdner Kreuzorganist Holger Gehring und der Panflötist Sebastian Pachel eingespielt haben.
Bach
Partita A Minor BWV 827 • French Suites BWV 813, 814 & 816
MDG 940 2280-6
1 CD/SACD stereo/surround • 61min • 2021
12.08.2023 • 10 10 10
Wenn der 1950 geborene Christian Zacharias Bach-Werke auf einem modernen Flügel spielt, hört man einen ganz natürlich wirkenden, wie selbstverständlich laufenden musikalischen Fluss. Was so einfach wirkt, ist in Wirklichkeit große Kunst, geprägt von der Fähigkeit, den Dingen auf den Grund zu gehen. Dieser Grund beruht in Bachs Partiten und Suiten auf der Verschmelzung tänzerischer Rhythmen mit kontrapunktischer Meisterschaft. Und genau dies ist es, was sich in Zacharias neuen, im Konzerthaus der Abtei Marienmünster entstandenen Aufnahmen spiegelt.
Mieczysław Weinberg
Piano Works 1951-1956
MDG 918 2283-6
1 CD/SACD stereo/surround • 78min • 2022
04.08.2023 • 9 9 9
Der bei uns immer noch relativ unbekannte Komponist Mieczyław Weinberg, der 1919 in Warschau geboren wurde und nach seiner Flucht 1939 über Minsk und Taschkent nach Moskau kam, wo er bis zu seinem Tod 1996 lebte, verdient es, wieder häufiger aufgeführt zu werden. Der Pianist Stefan Irmer, der seit 2013 an der Musikhochschule Köln unterrichtet und sich seit langem für wenig gespielte Klaviermusik einsetzt, hat nun Werke aus den Jahren 1951 bis 1956 aufgenommen, Stücke aus einer Zeit, in der Weinberg als Jude besonders unter der Stalin-Ära zu leiden hatte, bis hin zur zeitweiligen Verhaftung.
Norman O'Neill
Piano Trio op. 7
MDG 903 2237-6
1 CD/SACD stereo/surround • 61min • 2021
09.06.2023 • 9 9 9
Der 1875 geborene Norman O'Neill ist vor allen durch seine zahlreichen Bühnenmusiken in Erinnerung geblieben. Seit 1909 als Musikdirektor am Londoner Haymarket Theatre tätig, komponierte er bis zu seinem Unfalltod im Jahre 1934 die Musik zu rund drei Dutzend Theaterstücken, die in Form von Orchestersuiten auch im Konzertsaal erfolgreich war. Die vorliegende CD beschäftigt sich aber nicht mit diesem Bereich seines Schaffens, sondern stellt O'Neill als Kammermusikkomponisten vor. Bei den eingespielten Werken handelt es sich beinahe ausschließlich um frühe Arbeiten, die O'Neill während oder kurz nach seiner Studienzeit komponierte
Musica Baltica 10
Friedrich Christian Samuel Mohrheim
Cantatas & Arias
MDG 902 2254-6
1 CD/SACD stereo/surround • 74min • 2021
03.05.2023 • 10 10 10
Man möchte es kaum glauben, aber selbst in unserer musikgeschichtlich gut ausgeleuchteten Zeit lassen sich immer noch veritable Entdeckungen machen. Dass mit Friedrich Christian Samuel Mohrheim (1719 – 1780) ein hervorragender Komponist ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zurückgebracht wird, ist dem Musiker und Gelehrten Andrzej Mikolaj Szadejko zu verdanken, der bei MDG die höchst instruktive Reihe „Musica Baltica“ verantwortet. Wie F. C. S. Mohrheim überhaupt vergessen werden konnte, ist nicht nachvollziehbar; die alte „Musik in Geschichte und Gegenwart“ (MGG) nennt ihn wenigstens noch als Schwiegersohn und Nachfolger von Johann Balthasar Christian Freißlich (1687 – 1764), dem langjährigen Kapellmeister der Marienkirche im damaligen Danzig und heutigem Gdansk, der „New Grove“ führt ihn nicht mit einem eigenen Eintrag.
Ludwig van Beethoven • Ferdinand Ries
Trios op. 9 arr. for Piano Trio
MDG 903 2270-6
1 CD/SACD stereo/surround • 78min • 2021
28.04.2023 • 9 10 9
Der Komponist und Pianist Ferdinand Ries (1784 – 1838), der sich selbst stolz als „Beethovens einzigen Schüler“ bezeichnete, hat 1806 die drei Streichtrios op. 9 seines Mentors und Vorbilds für Klaviertrio bearbeitet. Nun unternahm das Trio Parnassus, das sich seit jeher dafür einsetzt, Unbekanntes wieder zu entdecken, den gelungenen Versuch, diese Raritäten der Vergessenheit zu entreißen.
Josef Matthias Hauer
Early Piano Music
MDG 613 2220-2
1 CD • 75min • 2020
18.04.2023 • 9 10 9
Josef Matthias Hauer (1883–1959) ist heute vor allem dadurch bekannt, dass er gleichzeitig mit Schönberg eine Form von Zwölftonmusik entwickelte, die sich allerdings von der Musik der Zweiten Wiener Schule in vielerlei Hinsicht erheblich unterscheidet, etwa in ihrem bewussten Verzicht auf expressiv-dramatische Gestaltung. So skurril seine Persönlichkeit anmuten mag (von der das wohl einzige Filmdokument mit ihm, auf YouTube unter dem schlichten Titel „Josef Matthias Hauer“ zu finden, ein beredtes Zeugnis ablegt) und so irritierend seine Ästhetik auch erst einmal wirken mag, geht doch etwa von den Zwölftonspielen, die Hauer in seinen späten Jahren in Massen komponierte, eine ganz eigene, faszinierende Wirkung aus, ein weltvergessenes, in sich ruhendes (oder um sich selbst kreisendes), überraschend konsonantes Spiel eben der (zwölf) Töne.
Ghetto Lullaby
MDG 904 2267-6
1 CD/SACD stereo/surround • 76min • 2022
16.04.2023 • 9 10 9
Die junge südkoreanische Pianistin Yeseul Moon hat in Freiburg ihr Masterstudium (bei Gilead Mishory) und Konzertexamen absolviert, mittlerweile mehrere Preise gewonnen und vor zwei Jahren mit einer exzellenten CD mit Samuel Barbers Klavierwerk debütiert: Selten hörte man die intrikate Fuge der Sonate so fantastisch. Für ihre zweite Veröffentlichung bei MDG wählte sie nun Musik, die sich – mehr oder weniger direkt – mit den Schrecken des Nazi-Terrors auseinandersetzt und als Anti-Kriegs-Musik verstehen lässt.
Emilie Mayer
Overtures
MDG 901 2239-6
1 CD/SACD stereo/surround • 68min • 2021
12.04.2023 • 9 10 9
Nur, weil die aus dem Mecklenburgischen stammende Emilie Mayer (1812-1883) finanziell unabhängig war und sich daher hauptberuflich als Komponistin betätigen konnte, gelang es ihr ab Ende der 1840er Jahre, in eine Domäne der Tonkunst vorzudringen, die bis dato praktisch ausschließlich Männern vorbehalten war: die Symphonie. Sie schrieb zwischen etwa 1847 und 1862 wohl insgesamt acht davon, also doppelt so viele wie Schumann oder Brahms. Da Nr. 5 als verschollen, die Existenz von Nr. 8 als fraglich gilt, haben wir heute immerhin 6 erhaltene Gattungsbeiträge, die mittlerweile allesamt auf Tonträgern vorliegen.
Felix Mendelssohn Bartholdy
Mendelssohn Project | Vol. 3
MDG 912 2256-6
1 CD/SACD stereo/surround • 58min • 2021
04.04.2023 • 10 10 10
Und weiter geht’s mit dem „Mendelsohn Project“ des dogma chamber orchestra beim Label MDG, es ist die dritte CD und wieder sind Streichersinfonien mit einem Konzert kombiniert. Hier ist es nur eine Streichersinfonie, weil es die erste mit symphonischen Ausmaßen ist, nämlich viersätzig. Die ausgewählten Stücke passen nicht nur wegen der gleichen Tonart zusammen, sondern auch wegen der zeitlichen Nähe der Kompositionen: Und wieder staunt man, zu welch genialen Einfällen schon der dreizehn- bzw. vierzehnjährige Felix Mendelssohn Bartholdy imstande ist.
Joseph Haydn
String Quartets Vol. 16
MDG 307 2275-2
1 CD • 61min • 2022
02.04.2023 • 9 10 9
Das Leipziger Streichquartett, gegründet 1988, setzt sich für ein weit gespanntes Repertoire ein, das von Bach bis zur Moderne reicht. In den letzten Jahren hat es sich insbesondere dem Schaffen Joseph Haydns gewidmet. Die Reihe der Streichquartett-Aufnahmen, die sich dem umfangreichen Katalog von rund siebzig Werken dieser Gattung in unregelmäßiger Folge zuwenden, ist nun bei der sechzehnten CD angekommen.
Early 20th Century Music
sonic.art
MDG 603 2266-2
1 CD • 77min • 2022
28.03.2023 • 10 10 10
Bei Musik für Saxophonquartett aus dem frühen oder wenigstens der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts denkt man wohl erst einmal an Alexander Glasunows Quartett, entstanden 1932, und tatsächlich handelt es sich dabei um eines der ersten signifikanten Werke für diese Besetzung. Wenn sich das sonic.art Saxophonquartett also auf der vorliegenden CD ausdrücklich mit Musik des frühen 20. Jahrhunderts befasst – alle hier versammelten Werke entstanden zwischen 1914 und 1934 –, dann handelt es sich dabei mehr oder weniger zwangsläufig um Bearbeitungen, hier aus der Feder von Annegret Tully (der Baritonsaxophonistin des Quartetts), Steffen Schleiermacher und Christoph Enzel.
Beethoven
Piano Sonatas op. 109, 110, 111
MDG 947 2274-6
1 CD/SACD stereo/surround • 67min • 2022
24.03.2023 • 9 10 9
Die mit Wettbewerbsgewinnen und Preisen überhäufte Pianistin Jin Ju wurde in Shanghai geboren, hat ihr Klavierdiplom am Konservatorium Peking gemacht und ihren Master an der Internationalen Klavierakademie Imola. Sie hat am Royal Nothern Music College in Manchester unterrichtet und ist zur Zeit Gastprofessorin in Peking, Professorin in Imola und gibt zahlreiche Meisterkurse weltweit. Für ihre erste CD hat sie den "Echo Klassik"-Preis 2012 erhalten, darüber hinaus hat sie eine CD mit Werken von Schumann aufgenommen und zwei CDs mit den Spätwerken von Chopin. [...]
Beethoven 2 & 5
arranged by Hummel
MDG 927 2276-6
1 CD/SACD stereo/surround • 64min • 2022
15.03.2023 • 9 10 10
In den Zeiten, in denen es noch keine verbreitenden Medien gab, mussten große musikalische Werke durch verkleinernde Kammermusikbesetzungen bekannt gemacht werden. Auch für Beethovens Symphonien waren Kammermusik-Arrangements das „wichtigste und nachhaltigste Instrument für die Verbreitung, Aneignung und Kanonisierung des sinfonischen Werks“, konstatiert Andrea Klitzing, die Flötistin dieser Aufnahme und promovierte Musikwissenschaftlerin, im dreisprachigen Booklet. Von den hier gespielten Symphonien Nr. 2 und Nr. 5 seien bis zum Jahre 1850 jeweils mehr als achtzig derartige Ausgaben angefertigt worden.