Tudor 7165
1 CD • 71min • 2009
21.10.2009
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Was für eine schöne Idee: Das Konzert für Orgel, Streichorchester und Pauken von Francis Poulenc, der in diesem Jahr 110 Jahre alt geworden wäre, gemeinsam mit zwei Orgelkonzerten von Joseph Haydn aufzunehmen, dessen 200. Todesjahr eines der Hauptjubiläen des Jahres 2009 ist.
Poulenc und Haydn geben in ihrer jeweiligen Zeit ein exzellentes Paar ab. „Ich war von der Welt abgesondert, niemand in meiner Nähe konnte mich an mir selbst irre machen und quälen, und so musste ich original werden.“ So erklärte Meister Haydn selbst seinen Erfolg und verstand ihn in ausgemachter Bescheidenheit bis zu seinem Lebensende nicht recht. Francis Poulenc (1899-1963) hat mit seiner geistvollen Musik ein weltweites Publikum noch nicht recht erreichen können, doch lassen manche Züge seiner Musik ihn durchaus als einen Verwandten im Geiste des Meisters in Esterháza erscheinen. Er war zwar nicht wie Haydn in einem provinziellem Luxuskäfig gefangen, sondern befand sich vielmehr in Frankreich, in einer der Nationen der Avantgarde kultureller Entwicklungen im Europa des 20. Jahrhunderts. Desto größer wäre die Versuchung gewesen, sich ephemeren Zeitströmungen anzuschließen und somit nicht mehr „original“ zu sein. Poulenc hat solchen Versuchen zeitlebens widerstanden und ist mit seinem beträchtlichen Werk zu einem der wichtigsten Komponisten des 20. Jahrhunderts geworden – leider steht die Einsicht der musikalischen Weltgemeinschaft einer gerechten Würdigung dieses bedeutenden Genies der Musik im 20. Jahrhundert noch entgegen.
Die gegenwärtige Aufnahme des in der Schweiz beheimateten Organisten Georges Athanasiadès mit der Eurasia Sinfonietta ist leider ganz und gar nicht dazu angetan, verniedlichende Vorurteile gegen beide Komponisten abzubauen: Beide Alternativeinspielungen lassen dringend dazu raten, sich für gültige Interpretationen von Poulencs Meisterkonzert und auch von Haydns Orgelkonzerten, die zugegebenermaßen mehr am Rand seines Schaffens stehen, zu entscheiden: Christine Schornsheim lässt eine gewisse vorwärtsgewandte Unruhe in Haydns Konzert spüren, die sehr am Platze ist, und André Isoir vermittelt sowohl die romantische Tradition wie auch die Ungeduld des Aufbruchs hinter Poulencs Konzert. Da kann die gegenwärtige Aufnahme nicht mithalten: Sie ist einfach zu brav!
Vergleichsaufnahmen: Haydn: Orgelkonzert Nr. 1: Christine Schornsheim (Orgel); Neue Düsseldorfer Hofmusik, Mary Utiger (Leitung); Capriccio 5022; Poulenc: André Isoir (Orgel), Orchestre de Picardie, Edmon Colomer (Leitung); Calliope 9748.
Detmar Huchting [21.10.2009]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Joseph Haydn | ||
1 | Konzert Nr. 1 C-Dur Hob. XVIII:1 für Orgel und Orchester | 00:23:08 |
4 | Concerto No. 2 D major Hob. XVIII:2 | 00:25:37 |
Francis Poulenc | ||
7 | Concerto g minor FP 93 for Organ, String Orchestra and Timpani | 00:21:32 |
Interpreten der Einspielung
- Georges Athanasiades (Orgel)
- Jin Wang (Dirigent)
- Eurasia Sinfonietta (Orchester)