signum SIGCD193
1 CD • 67min • 2008
15.06.2010
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Esa-Pekka Salonen, seit Herbst 2008 Musikdirektor des traditionsreichen Philharmonia Orchestra in London, mischt seine Programme für Konzerte und Aufnahmen gut. Unverkennbar ist die Schwerpunktsetzung: Musik des 20. Jahrhunderts und Musik der Klassik und Romantik. Auf Schönberg folgt Berlioz. Den Komponisten und Dirigenten Salonen, der unter anderem mit Klangfarben experimentiert, dürfte ein instrumentaltechnisch und dramaturgisch so revolutionäres Werk wie Berlioz’ Symphonie fantastique besonders reizen.
Umso erstaunlicher ist, dass Salonen zu keiner neuen, sondern „nur” einer klassisch-traditionellen Deutung des viel aufgeführten und eingespielten Werkes findet. Sie ist wohl durchdacht, dramaturgisch schlüssig, kontrastreich, sehr genau in Dynamik und Agogik und bei allem aufscheinenden Temperament nie exaltiert oder vordergründig auf Effekte bedacht.
Ein wesentliches Moment bleibt dabei der Klang eines Orchesters. Schon Berlioz musste oft genug das schlechte Spiel der Orchester seiner Zeit und unzureichende Aufführungen seiner Werke beklagen. Seine Musik und zumal diese Sinfonie stellt höchste Anforderungen an die Brillanz, das technische Vermögen und die Virtuosität der Orchester. Das Philharmonia Orchestra schlägt sich wacker, doch fehlt ihm hier und da, vor allem in den Geigen, die Brillanz. Die Holzbläser schlagen sich da viel besser. Man nehme nur die Läufe von Flöte und Oboe am Beginn des Werkes, das Divertissement der Holzbläser im zweiten Satz („Un bal”), das Dialogisieren von Englischhorn und Oboe im dritten, der „Scène aux champs”, das ungeheuer lebendige und markige Spiel der Fagotte am Beginn des vierten Satzes („Marche au supplice”) oder die scharfe Es-Klarinette im gleichen Satz.
Die Aufnahme hat weitere Pluspunkte: Das „Religiosamente” am Ende des 1. Satzes verklingt sehr eindrucksvoll, die verhalten tänzerisch genommene Valse (2. Satz) erhält durch den Einsatz des Cornets eine besondere Farbe. Der langsame dritte Satz hat Spannung und Geheimnisse, der „Marche au supplice” ist ein gewichtiger Marsch. Das Finale hat Präzision, Strenge und Größe. Hier allerdings, besonders im großen kontrapunktischen Feuerwerk (ab Takt 414), wo Dies Irae und Hexensabbat miteinander verschränkt werden, dürfte es doch etwas heftiger, wilder, ja „teuflischer” zugehen.
Der Klang dieses Konzertmitschnitts aus der Royal Festival Hall ist natürlich, voll und präsent, die Durchhörbarkeit ist jedoch nicht optimal.
Dr. Helge Grünewald [15.06.2010]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Hector Berlioz | ||
1 | Symphonie fantastique op. 14 (Episoden aus dem Leben eines Künstlers) | 00:52:07 |
Ludwig van Beethoven | ||
6 | Leonoren-Ouvertüre Nr. 2 C-Dur op. 72a | 00:15:02 |
Interpreten der Einspielung
- Philharmonia Orchestra (Orchester)
- Esa-Pekka Salonen (Dirigent)