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Besprechung CD

Challenge Classics CC72515

1 CD • 63min • 2007

28.07.2011

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 6
Klangqualität:
Klangqualität: 7
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 6

Für Interessenten an dieser Aufnahme, die den beiden jungen Künstlerinnen bisher im Konzertsaal noch nicht begegnet sind, sei folgendes erwähnt: die junge Dame rechts auf der CD-Hülle ist die Hornistin Anneke Scott und links daneben die Pianistin Kathryn Cok. Das Beiheft geizt nämlich mit weiteren informativen Abbildungen, etwa von den nicht gerade alltäglichen historischen Instrumenten Naturhorn und Fortepiano der Zeit um 1800. Auch die deutschen Textbeiträge sind keine Muster lesenswerter Übersetzungskünste. Kurz, wer Genaueres erfahren möchte, der wird durch die Website der Hornistin, www.annekescott.com besser bedient – einschließlich eines Videoclips aus dem Aufnahmestudio. Dieser ist aufschlußreich, weil der Film die vom konventionellen Konzertvortrag abweichenden „Originalklänge" historischer Aufführungspraxis auch „sichtbar" macht. Die akustische Wirkung bleibt natürlich der sorgfältigen, auch enthüllenden Audioaufnahme vorbehalten. Beide Künstlerinnen profitieren in dieser Hinsicht – neben der fachlichen Ausbildung bei der Prominenz Alter Musik – von ihren Erfahrungen als Gäste oder Mitglieder mehrerer führender Spezialensembles im Umgang mit historischem Instrumentarium und deren Vortragstechniken. Für das „Naturhorn" aus der Zeit vor der Erfindung des seit der Mitte des 19. Jahrhunderts üblichen Ventilhorns bedeutet das die trickreiche Erzeugung aller jener Töne der Tonskala, die ein einfaches Blasrohr aus physikalischen Gründen außerhalb der schlichten Naturtonreihe nicht hergibt.

Stopftechnik mit der Hand am Schalltrichter, Atem und unterschiedlicher Lippendruck schaffen eine gewisse Abhilfe, verändern aber die Klangfarbe und Tonqualitäten. Historiker geraten beim Hören solcher Unregelmäßigkeiten in Entzücken, und die Perfektionisten unter den Naturhornvirtuosen natürlich erst recht. Alles, was sich beim Erklingen der hier ausgewählten Originalliteratur auf den „Originalinstrumenten" ihrer Entstehungszeit der gegenwärtig vertrauten Ästhetik entzieht, erfordert zwangsläufig ein neues, anderes Hinhören. Dies wiederum löst neue Hörreize aus.

Beim Fortepiano ist dagegen der drahtige, wenig tragfähige Klavierton mit leichtfüßiger Anschlagtechnik und einer ganz anderen Pedal- und Dämpfungsmechanik ein typischer Effekt alter Tasteninstrumente. Die Beurteilung fehlender Melodiebögen, dynamischer Horn-Eruptionen und etüdenhafter Begleitfiguren höchst ungleicher Klangerzeuger werden da allzu gern dem (modernen) Wunschdenken oder der Fachkritik überlassen. Auf welche Maßstäbe können sich diese aber beziehen, wenn eine lebendige Überlieferung jenseits gedruckter Notentexte fehlt? So fällt denn hier vor allem die mangelnde Überzeugungskraft mancher Tempi bei nahezu vollständigem Verzicht auf agogische Spannungsbögen auf. Mechanischer Taktschlag beherrscht dagegen die Allegro-Sätze und vermeidet ebenso klassizistisch kühl jedes kantable Espressivo der langsamen Mittelsätze zugunsten einer metronomisch exakten Statik.

Dr. Gerhard Pätzig [28.07.2011]

Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Nikolaus Krufft
1Sonate E-Dur für Horn und Klavier 00:21:05
Ludwig van Beethoven
4Hornsonate F-Dur op. 17 00:15:01
Joseph Haydn
7Largo für Horn und Klavier (nach dem "Reiter-Quartett") 00:05:54
Maximilian Joseph Leidesdorf
8Sonate Es-Dur op. 164 für Horn und Klavier 00:21:19

Interpreten der Einspielung

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