Andrzej Panufnik
Symphonic Works Volume 4
cpo 777 683-2
1 CD • 62min • 2010
08.12.2011
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Es ist schade, dass die sinfonischen Werke des polnischen Komponisten Andrzej Panufnik hierzulande nicht öfter im Konzert zu hören ist. Mehr noch, es ist eigentlich schwer verständlich, da dem 1991 verstorbenen Panufnik in seinen zehn Sinfonien, aber auch in einer Fülle weiterer Werke eine leider seltene Verknüpfung von moderner kompositorischer Reflektiertheit und sinnlich ansprechender Sprache gelang. Auch ein Publikum, das sich von den musikalischen Strömungen nach 1945 weitgehend abgewandt hat, dürfte an dieser meisterlichen, stets auch traditionsbereiten Musik Gefallen finden; dazu kommt, dass die Orchester durch die virtuosen Partituren zwar durchaus gefordert sind, der gelernte Dirigent Panufnik jedoch stets darauf achtete, dass sich die Mühen für die Musiker in sehr dankbaren, häufig auch solistischen Stellen auszahlen.
So ist die derzeit auf insgesamt acht Folgen ausgelegte Sammlung von Orchesterwerken, die das Label cpo in Zusammenarbeit mit dem Deutschlandradio Kultur produziert, auch ein Plädoyer für einen zu wenig beachteten Komponisten. Ihr Repertoirewert ist hoch, obwohl Panufniks Sinfonik im Katalog nicht schlecht vertreten ist. Das liegt an der instrumentalen Qualität des Konzerthausorchesters Berlin, das bis 2006 noch Berliner Sinfonie-Orchester hieß, aber auch an der Panufnik-Kompetenz des polnischen Dirigenten Lukasz Borowicz. Die drei auf Volume 4 präsentierten Sinfonien aus den Jahren 1957 bis 1988 sind hörbar sorgfältig einstudiert worden, was sich in einem sehr sicheren Musizieren abbildet. Borowicz und das hervorragend disponierte Berliner Orchester können so die furiosen Sätze, etwa den zweiten Satz Molto allegro der 2. Sinfonie Sinfonia Elegiaca oder das Finale der 3. Sinfonie Sinfonia sacra, vollkommen souverän so antreiben, dass der Hörer förmlich aus der Bahn getragen wird.
Diese Emphase ist nicht nur berechtigt, sie ist sogar notwendig, weil sie der mystischen Musik Panufniks auf elementarer Ebene einkomponiert ist. So durchlebt die 3. Sinfonie von 1963 geradezu ekstatische Visionen, darin Messiaen nicht ganz unähnlich, weil die Heiligkeit als erhaben, bisweilen sogar als schreckenerregend dargestellt wird. Im Vergleich zu Messiaen komponiert Panufnik freilich rhythmisch griffiger, pointierter und damit leichter nachvollziehbar; die Kontraste zwischen den hervorragend gespielten Blechbläserfanfaren und den weichen Streicherakkorden sind zwar profiliert, aber nicht ins Groteske übertrieben. Überhaupt hat Borowicz auch die Ruhe für die meditativen, oftmals kreisenden Entwicklungen, welche stets mit genau dosierter subtiler Energie versorgt werden. Besonders die vorliegende vierte Folge der Panufnik-Retrospektive ist gut dazu geeignet, in das Œuvre eines faszinierenden Komponisten einzuführen.
Prof. Michael B. Weiß [08.12.2011]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Andrzej Panufnik | ||
1 | Sinfonie Nr. 2 (Sinfonia Elegiaca) | 00:22:34 |
4 | Sinfonie Nr. 3 (Sinfonia Sacra) | 00:22:22 |
8 | Sinfonie Nr. 10 | 00:16:23 |
Interpreten der Einspielung
- Konzerthausorchester Berlin (Orchester)
- Łukasz Borowicz (Dirigent)