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Besprechung CD

Profil PH11042

1 CD • 59min • 2011

12.01.2012

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Mit dem nach den Schwestern Lili und Nadia in Verehrung benannten Boulanger Trio hat die künstlerische Szene im Allgemeinen, speziell die internationale Kammermusiklandschaft eine erfreuliche Bereicherung erfahren. Die drei jungen Damen spielen die hier gewählte Literatur mit durchdachter Konsequenz in allen wesentlichen Fragen der Tongebung, der innerbetrieblichen Aufmerksamkeit und der sinngebenden Steuerung des musikalischen Adrenalinspiegels. Die letzterwähnte Qualität ist besonders bei den rahmenden Programmkapiteln – den Klaviertrios von Brahms und Schönberg/Steuermann – von Belang, denn stets bleibt es für das Verständnis des Hörers dienlich, wenn die Interpreten eine Balance von unverzichtbarer Lebendigkeit und klärender Korrektheit finden. Ich könnte schwelgerische Darstellungen des Brahms-Trios op. 101 nennen, aber wem nützt es, wenn überschäumendes Temperament den Blick auf manche kompositorische Finessen verstellt (und oft genug auch auf emotionale Feingewichtungen!).

So hat man es – wenn ich das so bewerten darf – auch im Fall der Steuermann-Bearbeitung mit einer disziplinierten, im Schwellen und Vergehen, im Bündeln und Auflichten der Gefühle treffsicheren, gleichsam atmenden, wenn nötig auch kräftig schnaubenden Ausdeutung zu tun, die der humanen Grenzwertigkeit der Dehmel-„Thematik"nichts schuldig bleibt.

Für mein Empfinden agieren die drei Boulanger-Instrumentalistinnen im stockenden, tastenden und raunenden Verlauf der Lisztschen Vallée d'Obermann-Rückbesinnung eine Spur zu hell, wenn man so will: zu diesseitig, zu versöhnlich im grundierenden Tonfall. Dies wäre mir im Vergleich zu den unten angeführten CD-Einspielungen nicht weiter aufgefallen, hätte ich nicht Ende des vergangenen Jahres den Rundfunkmitschnitt eines Wiener Konzerts vom 22. November eingeschaltet. Da waren es der Geiger David Frühwirth, der Cellist Claudio Bohórquez und der Pianist Herbert Schuch, die diese Tristia-Studie in manchen Passagen in noch fahleres Licht tauchten und schon am Beginn keinen Zweifel an der Tränenunseligkeit der Situation aufkommen ließen. Gleichwohl zögere ich nicht, diese Publikation des Boulanger Trios jedem Freund hoch spezialisierter Kammermusik zu empfehlen – zumal unter dem Gesichtspunkt der beiden Katalog-Seltenheiten von Liszt und Schönberg/Steuermann.

Leider sind die Namen der drei Ausführenden weder auf der CD-Verpackung nach im Textteil aufzufinden. Das lässt Teamgeist vermuten, aber auch eine gewisse Nachlässigkeit. Immerhin wird im Beiheft mehrmals die Webseite des Ensembles angegeben (www.boulangertrio.com) – und dort habe ich für Sie, die verehrten Leser, auch das Trio aus der unverdienten Anonymität befreit: Birgit Erz (Violine), Ilona Kindt (Cello) und Karla Haltenwanger (Klavier).

Vergleichsaufnahmen: Liszt - Hyperion-Trio (Thorofon CTH 2533/6), Kit Armstrong. Andrej Below, Adrian Brendel (avi-music 8553243 /Klavierfestival Ruhr – Mühlheim 19.6.2011).

Peter Cossé † [12.01.2012]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Johannes Brahms
1Klaviertrio Nr. 3 c-Moll op. 101 00:19:46
Franz Liszt
5Vallée d'Obermann S 160:6 (Années de Pèlerinage - première année: Suisse S 0160) 00:11:43
6Verklärte Nacht op. 4 (Bearb. für Klaviertrio) 00:27:25

Interpreten der Einspielung

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