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Besprechung CD

Voyages - Reisen

From Germany to France

TYXart TXA12016

1 CD • 45min • 2012

14.11.2012

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 10
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 10

Klassik Heute
Empfehlung

Eigentlich sind es nicht „Reisen von Deutschland nach Frankreich“, wie dieses wunderbare Album „Voyages – Reisen“ es im Untertitel ausdrückt: als ob das finale Objekt und Ziel der Sehnsucht Frankreich wäre, sondern ein spannungsvolles Wechseln zwischen den beiden Ländern, das der CD als dramaturgische Idee unterliegt. Jakob David Rattinger, der Gambist dieses faszinierenden Programms, fährt gleichsam hin und her und hält Deutsches gegen Französisches: Carl Friedrich Abel wird hier von dem französischen Vorgänger Marin Marais gekontert und dieser wiederum von Telemann beantwortet.

Doch ebensowenig, wie im musikalischen Barock der Unterschied zwischen Deutschland und Frankreich das beherrschende Thema war – Frankreich konkurrierte mit Italien, nicht mit dem verschlafenen Deutschland -, geht es bei Rattingers Album um einen Kampf der Musiknationen. Das Thema dieser wichtigen Veröffentlichung ist die Viola da Gamba und die Art und Weise, wie sie von einem echten Virtuosen gespielt werden kann. Es empfiehlt sich, das exzellent aufgenommene Album mit genügender Lautstärke abzuhören, damit die reiche Klanglichkeit und auch Geräuschhaftigkeit des Instruments voll erfahrbar wird. Rattinger läßt die Saiten oft lustvoll kratzen, er bringt den Körper der Gambe oft als Ganzes zum Klingen und erlaubt sich etwa in der Chaconne des barocken Gamben-Charismatikers Forqueray (Tr. 8) mikrotonale Abweichungen, wie sie eigentlich der Neuesten Musik vorbehalten sind. Der Österreicher trägt die Stücke weniger distanziert vor als vielmehr so, dass er den Hörer mit ihnen herauszufordern scheint. Es gibt auch durchaus Manierismen, die aber nicht zu kritisieren sind, sondern zu loben, weil sie der Steigerung des Ausdrucks dienen: Man höre etwa das Vivace von Telemann (Tr. 4), wunderbar bizarr und vieldimensional, obwohl da nur einer spielt, oder das monumentale Arpeggio in Abels Allegro (Tr. 5), das den ganzen Körper der Gambe zum Klingen zu bringen scheint. Wer wissen will, was die Gambe kann, wenn sie ein echter Meister spielt, sollte sich gemeinsam mit Rattinger auf diese Reise begeben.

Prof. Michael B. Weiß [14.11.2012]

Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Carl Friedrich Abel
1Prelude Arpeggiata 00:02:26
Marin Marais
2Sarabande 00:02:41
Georg Philipp Telemann
3Andante 00:03:17
4Vivace 00:03:01
Carl Friedrich Abel
5Allegro 00:04:34
Louis de Caix d'Hervelois
6Sarabande 00:02:37
7L' Inconstant & Sarabande 00:02:47
Antoine Forqueray
8Chacomme (La Morangis ou La plissay) 00:06:34
Monsieur de Machy
9Prelude 00:01:33
10Allemande 00:01:58
11Courante 00:00:57
Johann Sebastian Bach
12Sarabande minor BWV 839 00:03:11
13Menuett major BWV 815a 00:03:29
Marin Marais
14Le badinage (aus Le quatrième livre de pièces de viole) 00:05:40

Interpreten der Einspielung

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