BIS 2087
1 CD/SACD stereo/surround • 68min • 2013
17.04.2014
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Mit Frank Peter Zimmermann, Antoine Tamestit und Christian Poltéra haben sich drei der prominentesten Protagonisten ihres Instruments zu einem Streichtrio zusammengetan, um exemplarische Neuaufnahmen der Klassiker des mit großen Namen eher schmal versorgten Genres vorzulegen. Bei so einer Besetzung wird natürlich eine Klasse erwartet, die hinsichtlich der instrumentalen Beherrschung und Koordination untereinander keiner Erwähnung bedarf. Und in der Tat, was das technische Niveau betrifft, ist diese Einspielung makellos, vorbildlich und von streckenweise frappierender Virtuosität.
Aufgenommen wurden hier die ersten beiden der fünf Streichtrios Beethovens: Das Es-Dur-Trio op. 3 und die abwechslungsreich unterhaltende Serenade D-Dur op. 8 (in einer zweiten Folge sind nun von diesen Musikern noch die drei Trios op. 9 zu erwarten). Die Klangqualität in der Musikalischen Akademie in Stockholm ist vorzüglich, mit Hans Kipfer stand den Akteuren ein so erfahrener wie geschmackssicherer und qualitätsbewusster Aufnahmeleiter zur Seite.
Die Tempi sind überwiegend sehr plausibel, mit gelegentlicher Tendenz zur Flüchtigkeit in langsamen Sätzen und zur Hochgeschwindigkeit in schnellen Sätzen, wobei dann natürlich die Mannigfaltigkeit der Detailgestaltung entsprechend zurückgedrängt wird. Aber, egal wie rasant, es ist stets komplett beherrscht und macht dann natürlich entsprechend Eindruck wie im Finale von Opus 3. Auch die Ausgeglichenheit der drei Stimmen im polyphonen Gewebe, also stets entsprechendes Hervortreten der Hauptstimme und klare Vernehmbarkeit beider Gegenstimmen, schnelle Reaktion und Flexibilität im Wechselspiel dieser Faktoren, ist weitgehend gewährleistet. Wenn ab und zu etwas nicht so klar durchkommt, liegt es absolut nicht an technischer bzw. tonlicher Unzulänglichkeit.
Die Satz-Charaktere sind großenteils sehr klar getroffen. Ein bisschen zu viel Eroica-Assoziationsenergie wird in den Es-Dur-Beginn von Opus 3 reingegeben, überhaupt könnte die Fortissimo-Dimension noch weit biegsamer und geschmeidiger realisiert werden, um auch innerhalb sehr kraftvoller Klangentfaltung noch die Möglichkeit einer zwischen betonten und unbetonten Momenten artikulierenden Phrasierung zu gewährleisten. In dieser Hinsicht misslungen ist die auch etwas zu hektisch aufgefasste, rahmengebende Marcia aus Opus 8. So fantastisch diese Musiker ihre Instrumente beherrschen, welch erlesene Klänge auch immer sie ihren Werkzeugen zu entlocken vermögen – woran zu arbeiten wäre, ist das Verstehen der harmonischen Zusammenhänge, der Verhältnisse zwischen Schwer und Leicht über das Erfassen kurzfristigster Linienführung hinaus: Wo ist ein offener Schluss, wie – um in einer anderen Zeichensprache zu sprechen – ist der Unterschied zwischen Fragezeichen, Ausrufezeichen, Gedankenstrich, Komma, Strichpunkt und Punkt zu gestalten, in unendlichen Abstufungen natürlich.
Wer das in den letzten fünfzig Jahren besser gemacht hätte, weiß ich allerdings auch nicht. Das Spektrum der Beethovenschen Kunst scheint mir doch etwas beschränkter als es eigentlich ist. Doch rein bezüglich der instrumentalen Klasse ist diese Aufnahme ohne Einschränkung zu empfehlen.
Christoph Schlüren [17.04.2014]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Ludwig van Beethoven | ||
1 | Trio Nr. 1 Es-Dur op. 3 für Violine, Viola und Violoncello | 00:40:27 |
7 | Serenade D-Dur op. 8 für Streichtrio | 00:26:40 |
Interpreten der Einspielung
- Trio Zimmermann (Ensemble)