Johann Sebastian Bach
Goldberg Variations

BIS 2347
1 CD/SACD stereo/surround • 74min • 2017, 2018
14.07.2019
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Im nicht allzu aufschlussreichen Booklettext dieser CD geht es vor allem um die Frage der Rechtfertigung des Arrangements von Bachs Goldberg-Variationen für Streichtrio. Ein solches als logische Folgerung aus dem figurativen dreistimmigen Satz hat ja als erster Dmitry Sitkovetsky (bei Doblinger), mit gewaltigem Erfolg vorgelegt, und die Idee wurde natürlich seither auch viel nachgeahmt – die eigenen Versionen vieler weiteren Musiker basieren natürlich stets auf dem Gelungenen in Sitkovetskys Bearbeitung und suchen insbesondere da, wo es besonders ungemütlich wird, nach neuen Detaillösungen. Mit dem Trio Zimmermann (Frank Peter Zimermann, Geige; Antoine Tamestit, Bratsche; Christian Poltéra, Cello) tritt nun eine bewährte Top-Formation an, die sozusagen allen anderen mal zeigen könnte, wo es lang geht. Und technisch nötigt der Auftritt erwartungsgemäß höchsten Respekt ab. Was die Tempi angeht, scheint man sich in den vielen Aufnahmen umgehört und eine ganze Menge Glenn Gould aufgesaugt zu haben, und einige Male ist der resultierende High Speed zwar Keyboard-gerecht, doch bei drei Streichern bleibt die Nuancierungsfähigkeit auf der Strecke (z. B. Variationen 5 oder 26). Zentral fällt aber auch hier wieder einmal neben vielem relativ Gelungenen auf, dass auch die beste Tontechnik der Welt (und da ist BIS, hier vertreten durch den legendären Hans Kipfer in der St.-Osdag-Kirche in Neustadt-Mandelsloh, zumindest nah dran) ein kontrapunktisches Geflecht, das nicht wirklich linear bewusst gestaltet ist, also auch in der Artikulation des harmonischen Geschehens unbestimmt bleibt, nichts verständlicher machen kann als das, was die Aufführung geleistet hat. Das gilt schwerpunktmäßig z. B. für Variation 13 und für die zentrale Adagio-Variation, wo sich leider die so verführerisch schön auszierende Diskantstimme als das Geschehen bestimmend begreift und in der Folge die beiden Unterstimmen ihrer eigentlichen Verantwortung als steuernde Elemente des Tonsatzes beraubt werden: man versteht höchstens lesend, nicht aber hörend, was ihre Funktion ist, die zur Unkenntlichkeit marginalisiert wurde. Fazit: diese drei phänomenalen Instrumentalisten können zwar alles, bräuchten aber dringend klare Hinweise, wie sich ihr Zusammenwirken zu einem organischen Ganzen im Dienst der spezifischen Komposition mit ihren elaborierten Techniken fügen könnte. In dieser Momentaufnahme ist es auf höchstem Niveau unvollendet.
Christoph Schlüren [14.07.2019]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Johann Sebastian Bach | ||
1 | Goldberg-Variationen BWV 988 (Bearb. für Streichtrio) | 01:13:30 |
Interpreten der Einspielung
- Trio Zimmermann (Streichtrio)