NoiZ guitar duo DOS
KSG Publishing 67031
1 CD • 52min • 2013
15.04.2015
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Seit nunmehr acht Jahren gibt es das NoiZ guitar duo, und die wechselseitige Vertrautheit ist der Griechin Dora Nakou und dem Spanier Pedro Izquierdo in jedem Moment dieses hervorragenden Albums anzuhören. Die beiden Gitarren der ehemaligen Salzburger Studienkollegen stimmen stets perfekt zusammen, dennoch sind sie auch als einzelne Instrumente wahrzunehmen. Man höre etwa das Finalrondo des gewichtigen Duo Concertante Nr. 3 e-Moll op. 31 des französischen Romantikers Antoine de Lhoyer, dessen Hauptthema auf Mozarts späte g-Moll-Sinfonie anspielt: All das Spielwerk, die Läufe und tuckernden Tonwiederholungen, werden in einem überlegen sicheren Timing ausgeführt.
Besonders hervorzuheben ist die ungewöhnliche Bandbreite an feinsten dynamischen und artikulatorischen Tönen und Zwischentönen. Ohne, dass es sich je affektiv ausnehmen würde, werden etwa die kontrapunktischen Linien der späten Sonatina Canonica op. 196 Mario Castelnuovo-Tedescos belebt, sie schwellen an und nehmen sich wieder zurück, pulsieren sanft und folgen sich verspielt. Die Phrasierung ist immer phantasievoll, doch nie überzeichnet. Das läßt sich auch über die beiden gut ausgewählten barocken Sonaten K. 491 D-Dur und K. 27 h-Moll Domenico Scarlattis sagen, denen die beiden NoiZ-Partner nicht eine vermeintlich historische Stilistik überstülpen; vielmehr bringen sie deren spezifisch musikalischen Witz selbst zum Sprechen. Besonders gelobt werden muß auch die Qualität der Bearbeitungen, die Dora Nakou und Pedro Izquierdo selbst vorgenommen haben. Sowohl die Scarlatti-Sonaten als auch die beiden Genrebilder Isaac Albéniz´ wirken, als ob sie original für Gitarrenduo gedacht seien.
Zwei Werke zeitgenössischer Komponisten ergänzen diese schöne Anthologie. Auch, wenn Egberto Gismontis (Jahrgang 1947) Agua e Vinho förmlich nach Gitarre riecht, befremdet doch die Zeitlosigkeit des letztlich romantischen Materials, das man etwas spitzer auch als anachronistisch bezeichnen könnte. An Caged Music II des Spaniers Augustín Castilla-Avila (Jahrgang 1974) faszinieren die Klangwirkungen, die, offenkundig inspiriert vom frühen John Cage, durch Präparationen hervorgerufen werden; für die Kürze des Stückes sind allerdings Rhythmik und Metrik allzu gleichförmig geraten. Trotzdem fügen diese zwei Stücke diesem sehr gelungenen Rezital interessante Farben hinzu. So sei diese Produktion auch Nicht-Spezialisten wärmstens empfohlen.
Prof. Michael B. Weiß [15.04.2015]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Domenico Scarlatti | ||
1 | Klaviersonate D major K 491 L 164 – Allegro | 00:05:15 |
2 | Klaviersonate b minor K 27 | 00:04:06 |
Antoine de Lhoyer | ||
3 | Duo Concertante Nr. 3 e-Moll op. 31 | 00:15:00 |
Mario Castelnuovo-Tedesco | ||
6 | Sonatina Canonica op. 196 | 00:10:30 |
Augustín Castilla-Ávila | ||
9 | Caged Music II | 00:02:19 |
Isaac Albéniz | ||
10 | Mallorca op. 202 | 00:07:08 |
11 | Sevilla op. 47 No. 3 – Sevillanas | 00:05:47 |
Egberto Gismonti | ||
12 | Agua e vinho | 00:03:23 |
Interpreten der Einspielung
- NoiZ guitar duo (Gitarrenduo)