The English Flute
The Virtuoso Recorder III
cpo 777 885-2
1 CD • 73min • 2013
10.11.2015
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Michael Schneider und die Cappella Academica Frankfurt legen nach zwei Veröffentlichungen aus den Jahren 2009 bzw. 2001 nun die dritte Folge „Virtuoser Blockflötenkonzerte“ vor. Die erste CD war deutschen Barockkonzerten gewidmet (u.a. mit der Ersteinspielung des damals neu entdeckten Fasch-Konzerts), die zweite Folge enthält Werke italienischer Provenienz inklusive der Ersteinspielung einer originalen Blockflötensonate von Johann Adolph Hasse. Wie so oft bei mehrbändigen Editionen verliert das Konzept irgendwann allerdings an Überzeugungskraft. Vol. 3 widmet sich nun dem englischen Repertoire. Die Blockflöte war zu Zeiten Händels tatsächlich auf der britischen Insel ein weit verbreitetes und beliebtes Instrument, vor allem aber im Amateurbereich, und schon der legendäre Londoner Staatssekretär Samuel Pepys rühmte in seinen zwischen 1660 und 1669 in Geheimschrift verfassten Tagebüchern die Blockflöte ihrer leichten Transportabilität und ihres rührenden, süßen Klanges wegen als das ideale Instrument für den Gentleman. Michael Schneider liegt wohl mit seiner Vermutung richtig, dass die hier eingespielten Konzerte im Wesentlichen als Zwischenaktmusiken für Opern- bzw. Oratorienaufführungen dienten. Solisten waren meist die wenigen professionellen Blockflötenspieler, wie etwa der berühmte aus Italien stammende Oboen-Virtuose Giuseppe Sammartini oder der Franzose Jaqcues Paisible, die in der Themse-Metropole Karriere machten.
Waren die ersten beiden Ausgaben der Serie schon allein wegen der Konzerte von Fasch und Stulick sowie der Hasse-Sonate noch eine echte Trouvaille, fällt Vol. 3 in zweierlei Hinsicht dagegn ab: Man muss Michael Schneider beipflichten, dass sich die kompositorische Qualität der eingespielten Konzerte (etwa im Falle Bastons) nicht auf höchstem Niveau bewegt; zum anderen aber – und das empfinde ich schon ein wenig als Irreführung – kann man diese Konzerte nun wirklich nicht als besonders virtuos bezeichnen. Sie gehen in ihrem spieltechnischen Anspruch kaum, wenn überhaupt, über einen mittleren Schwierigkeitsgrad hinaus und sind mit den Konzerten Sammartinis, Faschs oder Antonio Vivaldis nicht zu vergleichen.
Als durchaus gelungen empfinde ich jedoch die dramaturgische Anlage und Reihenfolge bzw. Farbvielfalt der CD. Neben den erwähnten Solokonzerten (meist für Sixth- oder Fifth-Flutes, also Sopranblockflöten in C bzw. D), gibt es auch einige Doppelkonzerte für zwei Blockflöten; in eines der Woodcock-Konzerte „schmuggelt“ Schneider auch noch eine Traversflöte ein. Musikalisch noch am interessantesten sind die Konzerte des Händel nahestehenden William Babell. Manch schwächeres Stück versucht Schneider durch virtuose Verzierungen zu retten, was jedoch nicht über die Klischeehaftigkeit einiger Sätze hinwegzutäuschen vermag. Klanglich hinterlässt die Aufnahme einen ausnehmend guten Eindruck. Das Orchester spielt transparent, die Solisten spielen homogen zusammen. Hie und da geraten die „Embellishments“ etwas gewollt und hölzern im Timing. Wunderbar hingegen Schneiders schöner, runder Traverso-Ton.
Wer nun diese Konzerte als das nimmt, was sie sind – nämlich barocke Unterhaltungsmusik – wird an dieser gediegenen Aufnahme seine Freude haben. Falls es einen wie auch immer gearteten Vol. 4 der Reihe geben sollte (und damit wäre bei Schneiders Faible für Serien durchaus zu rechnen), wäre zu wünschen, dem Aspekt des „Virtuosen“ wie ihn der Sammlungstitel suggeriert, wieder etwas mehr Rechnung zu tragen. Aber hier wird es dann schon eng im barocken Blockflötenrepertoire.
Heinz Braun † [10.11.2015]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Robert Woodcock | ||
1 | Concerto Nr. 5 D-Dur für 2 Flöten, Streicher und B.c. | 00:07:11 |
John Baston | ||
4 | Concerto Nr. 3 G-Dur für Altblockflöte, Streicher und B.c. | 00:06:59 |
William Babell | ||
7 | Concerto e-Moll op. 3 Nr. 3 für Flöte, Streicher und B.c. | 00:11:20 |
Robert Woodcock | ||
11 | Concerto Nr. 8 D-Dur für Traversflöte, Streicher und B.c. | 00:06:09 |
14 | Concerto Nr. 4 e-Moll für 2 Flöten, Streicher und B.c. | 00:05:45 |
Charles François Dieupart | ||
17 | Concerto a-Moll für Flöte, 2 Oboen, Streicher und B.c. | 00:04:26 |
William Babell | ||
20 | Concerto F-Dur op. 3 Nr. 6 für 2 Altblockflöten, Streicher und B.c. | 00:09:37 |
Charles François Dieupart | ||
24 | Concerto A-Dur für Violine solo, Oboe, Streicher und B.c. | 00:02:52 |
William Babell | ||
27 | Concerto Nr. 2 D-Dur für Flöte, Streicher und B.c. | 00:08:19 |
Robert Woodcock | ||
31 | Concerto Nr. 9 e-Moll für Traversflöte, Streicher und B.c. | 00:06:01 |
34 | Concerto No. 6 D major for Flute, Strings and B.c. | 00:03:24 |
Interpreten der Einspielung
- Cappella Academica Frankfurt (Ensemble)
- Michael Schneider (Leitung)