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Besprechung CD

Cantate Domino

DG 00289 479 5300

1 CD • 59min • 2015

14.12.2015

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 7
Klangqualität:
Klangqualität: 8
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 8

Als wahrer Hort der Vokalmusik schlechthin galt die Sixtinische Kapelle in Rom lange Zeit. Wenn es um die Tradition der Vokalmusik in der katholischen Liturgie ging, dann spielte dieser geschichtsträchtige Ort eine tragende Rolle, wurde hier doch über Jahrhunderte hinweg definiert, was liturgietauglich ist, welcher musikalische Stil den Anforderungen der katholischen Kirche am ehesten entspricht.

Diese Zeiten sind ebenso vorbei wie jene, in denen nur Vokalmusik in der Sixtinischen Kapelle aufgeführt werden durfte, mittlerweile gibt es dort sogar eine Orgel. Dennoch, die Musikgeschichte dieses Ortes ist wie kaum die eines anderen von symbolträchtiger Bedeutung und man könnte fast den berühmt-berüchtigten Rockzipfel der (Musik-)Geschichte spüren, wenn der Chor ebendieses Ortes ebendort Musik aufnimmt, die für die Liturgie in genau diesem Rahmen komponiert wurde. Das beansprucht dann durchaus ein gewisses Maß an Authentizität.

Nun ist die Musikausübung im Vatikan aber ähnlich wie die gesamte Entwicklung der katholischen Kirche von einem gewissen Konservatismus geprägt gewesen und hatte den Anschluss an die Musikwelt „da draußen“ weitgehend verloren. Erst in den letzten Jahrzehnte hat man dieses Manko Stück für Stück aufgearbeitet und angesichts dieser Aufnahme muss man konstatieren: einen Großteil des Weges hat man geschafft. Zwar wird Musik im Vatikan wohl nie an der Speerspitze der historischen Aufführungspraxis rangieren, doch was man auch dieser Aufnahme hören kann, ist durchaus beachtlich..

Die hier zu hörenden Gregorianischen Choräle werden zwar nicht nach den neuesten Erkenntnissen der Neumenforschung gesungen, aber sie fließen zumindest partiell darin ein. Und auch die Werke von Palestrina, Allegri, Lassus, Anerio und Victoria, die unter der Leitung von Massimo Palumbo gesungen werden, bestechen durch einen zumeist schlanken Chorklang, der ganz auf eine optimale Textverständlichkeit und polyphone Transparenz hin ausgerichtet ist. Bis zum perfektionierten Klang etwa von britischen Knabenchören hat man zwar noch etwas Luft, doch zeigt diese Aufnahme, dass der Chor der Sixtinischen Kapelle durchaus wieder in den oberen Ligen mitmischen kann. Und so verbinden sich hier mehrere geschichtsträchtige Fäden: eine lange Musiktradition, ein historischer spiritueller Ort und der Wille, die im besten Sinne elitäre Musiktradition im Vatikan neu zu beleben.

Guido Krawinkel [14.12.2015]

Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
trad.
1Rorate celi desuper et nubes pluant (Gregorianisch) 00:02:18
Giovanni Pierluigi da Palestrina
2Ad te levavi 00:02:56
Orlando di Lasso
3Magnificat VIII toni 00:03:47
trad.
4Lumen ad revelationem gentium 00:06:16
Giovanni Pierluigi da Palestrina
5Super flumina Babylonis 00:03:07
6Improperium exspectavit cor meum 00:03:23
Gregorio Allegri
7Misererere 00:10:12
trad.
8Christus factus est 00:02:35
Felice Anerio
9Christus factus es pro nobis 00:02:42
Tomás Luis de Victoria
10Popule meus 00:03:37
Giovanni Pierluigi da Palestrina
11Adoramus te, Christe 00:02:16
12Sicut cervus desiderat ad fontes aquarum 00:02:43
13Angelus Domini 00:02:23
Orlando di Lasso
14Iubilate Deo 00:01:33
Giovanni Pierluigi da Palestrina
15Constitues eos principes 00:02:40
16Tu es Petrus (Motette für sechsstimmigen Chor a cappella) 00:06:32

Interpreten der Einspielung

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