B-A-C-H
Ars Produktion 38 196
1 CD/SACD stereo/surround • 54min • 2015
29.12.2015
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Eine junge Pianistin kann auf ihrer Debüt-CD ihre Fingerfertigkeit und ihr technisches Können demonstrieren. Oder sie kann sich einiges und vielleicht sogar Ungewöhnliches dazu denken. Die 18jährige Aurelia Shimkus aus Riga – in ihrer lettischen Heimat schon früh als Wunderkind bestaunt – gehört eindeutig zur letzteren Art. Ihre Johann Sebastian Bach gewidmete Edition möchte nämlich „das Programm wie ein großes Gebet anlegen“. Nicht als Meditation freilich, doppelt sie im beigegebenen Interview nach, sondern als Kreuzweg. Allerdings geht die Künstlerin bei ihrer Werkwahl keineswegs akademisch vor, denn nur gut ein Drittel ist authentischer Bach. Den Rest nehmen Ferruccio Busonis Bearbeitungen von Orgelstücken (Choralvorspiele plus d-Moll-Toccata und Fuge) sowie mit Franz Liszts Fantasie und Fuge über B-A-C-H sogar ein „fremdes“ Werk ein. Immerhin, originaler Bach bildet gewissermaßen die symbolische Klammer – vom B-Dur-Capriccio des knapp zwanzigjährigen Komponisten bis zum unvollendeten letzten Contrapunctus XIV aus der Kunst der Fuge.
Aurelia Shimkus spielt das alles auf einem modernen Steinway-Flügel. Kontraste kommen in ihre Interpretation durch die Gegenüberstellung der ausgewählten Werke – am frappantesten in den beiden Schlusssteinen, der aufgewühlten d-Moll-Toccata mit Fuge und dem ruhig dahinfließenden Ausschnitt aus der Kunst der Fuge. Innerhalb der einzelnen Stücke bleibt sie dagegen auf dem gleichen Level und argumentiert damit gewissermaßen flächig. Anders gesagt: sie sucht den grundlegenden Charakter, die bestimmte Atmosphäre und bleibt konsequent darin, unter Verzicht auf stärkere Akzente. Das ist zweifellos Absicht, mag mit der zitierten Gebetshaltung zusammenhängen und vermag der Gefahr edler Monotonie nicht ganz auszuweichen. Zugegeben, die Pianistin bleibt auf ihrem Weg konsequent; dazu gehört auch, dass sie das Fragment aus der Kunst der Fuge quasi unaufgelöst stehen lässt – „das abschließende Gebet vor der Abkehr in die göttliche Welt“ (Aurelia Shimkus).
Mario Gerteis † [29.12.2015]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Franz Liszt | ||
1 | Fantasie und Fuge über B-A-C-H S 529 | 00:12:33 |
Johann Sebastian Bach | ||
2 | Capriccio über die Abreise des geliebten Bruders B-Dur BWV 992 | 00:10:27 |
3 | Ich ruf zu Dir, Herr Jesu Christ BWV 639 | 00:03:57 |
Johann Sebastian Bach | ||
4 | Komm, Gott Schöpfer, heiliger Geist BWV 667 | 00:01:58 |
5 | Durch Adams Fall ist ganz verderbt BWV 637 | 00:06:59 |
6 | Toccata und Fuge d minor BWV 565 | 00:08:50 |
Johann Sebastian Bach | ||
7 | The Art of Fugue BWV 1080 | 00:08:39 |
Interpreten der Einspielung
- Aurelia Shimkus (Klavier)