Poème de l'Extase
Maria Lettberg
Es-Dur ES 2058
1 CD • 73min • 2014
20.04.2016
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Auf den Spuren der Extase wandelt die Pianistin Maria Lettberg auf dieser CD. Und was fällt dem bewanderten Klassikhörer bei diesem Begriff sofort ein? Richtig: Skrjabin. Was auch sonst, sein Poème de L'Extase ist der Inbegriff der musikalischen Extase schlechthin, eine Gratwanderung und Grenzerfahrung in musikalischer und technischer Hinsicht, und zwar für Pianisten gleichermaßen wie für Zuhörer. Um dieses Leuchtturmwerk der Klavierliteratur herum hat Maria Lettberg ein ebenso hochinteressantes wie spanungsreiches Programm gestelltt, das sowohl dessen Kontext neu beleuchtet als auch ungewohnte Einblicke verschafft und neue Horizonte eröffnet.
Mit Franz Liszts Trauer-Gondel Nr. 2 und zwei Stücken aus Olivier Messiaens Vingt Regards hat Maria Lettberg zwei musikhistorisch wie thematisch eng mit Skrjabin verwandte Werke gewählt, Werke von Harold Banter und Manfred Kelkel sind durch die ganz konkrete Auseinandersetzung mit dem Werk Skrjabins entstanden. Gerade den Messiaen-Schüler und Musikwissenschaftler Kelkel wird man kaum parat haben und auch Banter, den man vor allem als Bandleader in Erinnerung hat, dürfte für die meisten Klassikenthusiasten zumindest als Komponist ein unbeschriebenes Blatt sein. Insofern ist dieses Programm nicht nur ausgesprochen mutig, es ist auch ungemein aufschlussreich.
Gerade Kelkels Tombeau de Skrjabin und Banters Naître et disparaître spinnen Skrabins visionäre Musik fort, verorten sie in der Musik des 20. Jahrhunderts und sind insgesamt hochinteressante Ergebnisse einer produktiven Skrjabin-Rezeption. Maria Lettberg spielt das alles mit wunderbarer Wucht. Pianistisch ist das tadellos, hochvirtuos und gnadenlos gut. Allein technisch sind die Herausforderungen, die die Interpretin hier meistern muss, unglaublich hoch. Und auch die nicht im technischen Sinne virtuosen, sondern im Hinblick auf Ausdruckstiefe und -nuancen fordernden Passagen spielt sie mit einer koloristischen Farbenpracht, tiefempfundenen Innigkeit und subtilen Anschlagsnuancierung, die atemberaubend sind. Gerade die vertrackten und irrwitzig komplexen Verschachtelungen im "Poème de l'Extase" spielt Maria Lettberg mit Präzision und Klarheit, Messiaens ebenso bekenntnishafte wie weihevolle Musik mit glutvollem Impetus.
Guido Krawinkel [20.04.2016]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Alexander Scriabin | ||
1 | Le poème de l'extase op. 54 | 00:19:34 |
Franz Liszt | ||
2 | La lugubre gondola S 200 Nr. 2 | 00:07:33 |
Harald Banter | ||
3 | Naître et disparaître - Werden und Vergehen (Hommage à Skrjabin) | 00:09:00 |
Manfred Kelkel | ||
4 | Tombeau de Scriabine - Memorial für Skrjabin op. 22 | 00:16:45 |
Olivier Messiaen | ||
6 | Vingt régards sur l'enfant-Jésus | 00:19:28 |
Interpreten der Einspielung
- Maria Lettberg (Klavier)