Nikola Djoric
The Accordion Album
orlando records or 0022
1 CD • 65min • 2015
08.05.2016
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
In Wien wurde die Entwicklung des Akkordeons zum „erwachsenen“ Konzertinstrument maßgeblich vorangetrieben – und hier lebt und wirkt einer der herausragenden jungen Interpreten auf diesem Instrument. Nikola Djoric, 1988 in Serbien geboren, hat in Wien und phasenweise in Essen studiert. Er hat sein Instrument, das schon im musikalischen Elternhaus eine große Rolle spielte, von kleinauf gelernt. Heute ist er als Vollprofi in der musikalischen Gegenwart angekommen, wenn er mit Komponisten der Neuen Musik zusammen arbeitete und auch schon Karlheinz Stockhausens Komposition „Tierkreis“ aufgeführt hat – ein Stück, das ja idealtypisch für die künstlerische Emanzipation des Akkordeons steht.
Auf seiner aktuellen CD widmet sich Nikola Djoric auf dem solistischen Akkordeon der großen Musikhistorie – und zwar Werken, die ihm persönlich viel bedeuten. Von Bach bis in die französische Romantik reicht das Spektrum. Der geschlossene, stimmige Bogen ist hier ein konsequent durchdachtes Anliegen. Die Satzfolgen der einzelnen Stücke und eine ausgewogene Balance der musikalischen Ingredienzien sorgen dafür, dass sich Bachs italienisches Konzert BWV 971, drei Scarlatti-Sonaten, Mozarts a-Moll-Sonate sowie eine Cesar Francks Pastorale zu einem durchgängigen spielerischen Fluss vereinen. In jedem Fall handelt es sich – darauf weist Djoric ausdrücklich hin – um den Original-Notentext. Transkribiert oder bearbeitet wurde für das Einspielen dieser Aufnahme nichts.
Nikola Djorics Spiel drängt sich nicht durch vordergründige Effekte auf, sondern fordert das konzentrierte Zuhören. Und zunächst heißt es auch etwas umdenken, um scheinbar vertraute Tonsprachen aus Barock, Klassik und Romantik in dieser eher ungewohnten Klanglichkeit eines Akkordeons an sich heran zu lassen. Bachs kunstvoll verschachtelte Affekte in seinem Italienischen Konzert BWV 971 finden sich von aller sakralen Schwere entkleidet, was aber einem reichen, auch mit einer Orgel konkurrenzfähigen Spektrum keinen Abbruch tut. Scarlattis italienische Eleganz gewinnt in den kurzen Sonaten an liedhafter Leichtigkeit und plastischer Transparenz. Und es setzt sich bei Mozart und César Franck ausdrucksstark und immer etwas verspielt, aber nie manieristisch, fort.
Man sollte auf jeden Fall konzentriert hinhören und wird reicht belohnt, denn dann erschließt sich die ganze filigrane Finesse von Nikola Djoriks Spiel auf dem Akkordeon. Sein Potenzial für dynamische Feinzeichnungen allein durch Dosierung des Luftstromes scheint keine Grenzen zu kennen. Hauchzarte Effekte von Nähe und Ferne machen die Bach-typische Treppendynamik plastisch erfahrbar. Gegenstimmen und kontrapunktische Imitationen leben als sensible Echo-Effekte. Mit ebenso schwereloser Präzision gelingt es ihm bei Mozart, kantable Bögen subtil auszumalen und in den rhythmischen Akzentuierungen in Cesar-Francks Pastorale lebt verspielte Leichtigkeit. Und gerade wenn es hier um Polyphonie geht – für welche das Akkordeon ja herausragend prädestiniert ist – werden viel mehr Gemeinsamkeiten zwischen diesen Kompositionen als trennende Unterschiede deutlich.
Stefan Pieper [08.05.2016]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Johann Sebastian Bach | ||
1 | Italienisches Konzert F-Dur BWV 971 (aus: Clavierübung 2. Teil) | 00:12:12 |
Domenico Scarlatti | ||
4 | Klaviersonate E-Dur K 380 L 23 | 00:05:37 |
5 | Klaviersonate e-Moll K 98 L 325 | 00:03:23 |
6 | Sonate E-Dur K 135 L 224 | 00:04:29 |
Wolfgang Amadeus Mozart | ||
7 | Klaviersonate Nr. 8 a-Moll KV 310 KV 300d | 00:20:23 |
César Franck | ||
10 | Pastorale E-Dur op. 19 FWV 31 | 00:07:33 |
Interpreten der Einspielung
- Nikola Djoric (Akkordeon)