Henry Vieuxtemps
Cello Concertos 1 & 2
cpo 777 922-2
1 CD • 54min • 2014
14.11.2016
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Der vornehmste Grund für das Gelingen dieser Produktion lässt sich auf eine dreisilbige Formel bringen: Wen-Sinn Yang. Wie etwa bei den Davidoff- und Popper-Einspielungen, die mir seinen ebenso geschmeidigen wie singenden, intensiven Ton lieb und wert gemacht haben, ist er jetzt auch bei den zwei Cellokonzerten des Geigers Henri Vieuxtemps ganz in seinem Element. Wieder versteht er es, die geradezu „inszenatorischen” Aspekte der Musik derart suggestiv zu entfalten, dass man tatsächlich mit geschlossenen Augen hören möchte, um im Innern die imaginäre Bühnenhandlung ablaufen zu sehen: Die dramatischen Gesten, die Drehungen und Wendungen des Protagonisten, das schmachtende Sehnen, mit dem er in die Ferne blickt („ach, ob sie denn nicht endlich naht, auf die er so lange vergeblich wartet?”), die Trotzgebärden, die Pirouetten und die tänzerische Eleganz – das ist gerade so theatralisch, dass es die an sich nicht übermäßig großen Kompositionen mit gehörigem Leben erfüllt, ohne an irgendeiner Stelle in eine vordergründige Schau umzuschlagen. Natürlich kann auch ein derart engagierter Künstler wie Wen-Sinn Yang den sequenzierenden Leerlauf einiger Momente nicht völlig aus der Welt schaffen; doch derlei haben wir spätestens vergessen und obendrein vergeben, sobald wir bei den Mittelsätzen angelangt sind: Insbesondere das stark rezitativische, zwischendurch wie ein Kondukt anmutende Adagio des zweiten Konzertes ist eine Szene von größter Eindringlichkeit.
Begleitet wird Wen-Sinn Yang in seinem Heimspiel (die Aufnahme entstand 2014 in Taipeh auf Taiwan) von dem Evergreen Symphony Orchestra unter Gernot Schmalfuß, das durchweg ein schönes, farbenfrohes, mitunter glühendes Bühnenbild liefert und sich grundsätzlich an den richtigen Stellen ins Zeug legt. Mit einem kleinen Schönheitsfleck jedoch, wie ich, ein ausgesprochener Freund geschlagener Instrumente, mit leisem Bedauern vermerken Muss: Das chronisch harte Poltern der Pauken hätte sich durch weichere Knüttel sehr wahrscheinlich vermeiden lassen. Als gelegentlichen „comic relief“ könnte ich mir diese schweren Knaller zwar denken, aber auf die Dauer stört diese Power das harmonische Gleichgewicht doch ein wenig, weshalb ich die Zehn nur für den Solisten ziehen kann.
Rasmus van Rijn [14.11.2016]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Henri Vieuxtemps | ||
1 | Konzert Nr. 1 a-Moll op. 46 für Violoncello und Orchester | 00:27:23 |
4 | Konzert Nr. 2 h-Moll op. 50 für Violoncello und Orchester | 00:22:43 |
7 | Capriccio pour Alto seul c-Moll op. 55 (Hommage à Paganini) | 00:03:20 |
Interpreten der Einspielung
- Wen-Sinn Yang (Violoncello)
- Evergreen Symphony Orchestra (Orchester)
- Peter Schmalfuss (Dirigent)