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Besprechung CD/SACD stereo/surround

Sebastian Fagerlund

Stone Work

BIS 2295

1 CD/SACD stereo/surround • 50min • 2016, 2017

05.04.2018

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Dies ist die mittlerweile sechste Veröffentlichung einer Reihe mit Musik des finnischen Komponisten Sebastian Fagerlund beim Label BIS. Fagerlund, 1972 geboren, hat sich vor allem mit Orchesterwerken und Kammermusik einen Namen gemacht, schrieb aber auch Opern, von denen eine, Döbeln bereits im Rahmen der Reihe erschienen ist. Bei zwei der hier präsentierten Kompositionen, Drifts und Stonework, handelt es sich um Teile einer orchestralen Trilogie, die durch gemeinsames thematisches Material miteinander verbunden sind. Der letzte, abschließende Satz soll im April dieses Jahres in Amsterdam uraufgeführt werden.

Die Titel verweisen auf Natur-Phänomene beziehungsweise auf in der Natur anzutreffende Gebilde von Menschenhand; auf letztere bezieht sich Stonework – Monumente aus Stein, wie sie auf allen Kontinenten zu finden sind. Passend dazu bedient sich Fagerlund einer Tonsprache, in der weniger Themen oder Motive gegeneinander gestellt sind, sondern die sich teils prozess-, teils ereignishaft vor dem Ohr des Hörers entfaltet. Besonders in Drifts bewegen sich auch mehrere Schichte in verschiedenen Tempi gleichzeitig, auf diese Weise an Fagerlunds großen Landsmann Sibelius verweisend.

Wie oft heutzutage in skandinavischer oder britischer zeitgenössischer Musik üblich, gebührt – zumindest auf den ersten Eindruck – farblicher Vielfalt der Vorrang vor einer spürbaren Entwicklung. Fagerlund ist ein Meister der Orchestration und im Erfinden neuartig wirkender klanglicher Kombinationen. Dieses Geschick – gemeinsam mit der Vorliebe für gewaltige, doch nie schmerzende Orchestereruptionen – teilt Fagerlund mit seinem Landsmann Magnus Lindberg. Gelegentlich finden sich auch von rhythmischer Bewegung geprägte Felder, die an die post-minimalistische Schreibweise von John Adams gemahnen. Langweilig ist Fagerlunds Musik nie, sie lohnt auch mehrmaliges Hören; nur gelegentlich gewinnt man den Eindruck, dass der Effekt der klangsatten Überwältigung an einigen Stellen über Gebühr ausgereizt ist.

Anders liegt der Fall im Gitarrenkonzert Transit. Das 2013 vollendete Stück umfasst sechs Sätze, die ohne Pause ineinander übergehen. Um der filigranen klanglichen Physiognomie der Gitarre entgegen zu kommen, hat Fagerlund hier über weite Strecken auf opulente Instrumentation verzichtet, und er strebt auch keine Konfrontation zwischen Soloinstrument und Orchester an. Vielmehr soll die Gitarre Teil des Ganzen sein. Das führt allerdings dazu, dass sich manchmal die Frage stellt, ob zur Formulierung der musikalischen Gedanken ein Orchester zusätzlich zur Gitarre überhaupt notwendig war. Das Werk basiert auf einem Solostück für Gitarre, Kromos, auf das es thematisch zurückgreift. Man würde diese Komposition gerne einmal hören.

Das Finnische Radio-Sinfonieorchester unter seinem Chefdirigenten Hannu Lintu fühlt sich der Musik hörbar zu Hause, und Imo Eskelinen meistert den Solopart von Transit mit bewundernswerter Souveränität. Der gleichermaßen transparente, dynamische und originalgetreu eingefangene Orchesterklang rundet das Bild positiv ab.

Thomas Schulz [05.04.2018]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Sebastian Fagerlund
1Drifts für Orchester 00:11:43
2Stonework für Orchester 00:15:27
3Konzert für Gitarre und Orchester (Transit) 00:21:46

Interpreten der Einspielung

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