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Besprechung CD

Leopold Anton Kozeluch

Three Scottish Piano Trios

cpo 555 035-2

1 CD • 65min • 2015

25.05.2018

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 7
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 8

Die instrumentale Bearbeitung von Volksliedthemen bildet einen Fixpunkt der englischen Musikgeschichte seit dem 16. Jahrhundert. So verwundert es nicht, dass der Verleger George Thompson ab 1798 die renommiertesten Wiener Komponisten (Haydn, Pleyel, Kozeluch und später Beethoven) mit dem Arrangement schottischer, irischer und walisischer Lieder für Singstimme und Klaviertrio beauftragte. Möglicherweise waren die 50 Jahre zuvor herausgekommenen Bearbeitungen Francesco Geminianis aus „A Treatise of Good Taste in the Art of Music“ hier Anregung. Die Bevorzugung Wiener Komponisten sind sicherlich Haydns Erfolgen in London zuzuschreiben.

In diesem Kontext entstanden 1798/99 die – schottische Lieder zitierenden – 6 Klaviertrios Opp. 46 und 47 Leopold Kozeluchs, deren drei wir auf der Ersteinspielung des Trio 1790 finden. Sie sind Vertreter des frühen Trio-Typs, bei dem das Cello fast ausschließlich den Bass des Klaviers stützt und die entweder mit Violine oder Flöte zu besetzende Oberstimme – Blockflötisten könnten hier umfangsmäßig auch eine Tenor- oder Voice Flute verwenden – mit eher einfachen Soloeinwürfen dem Klavier als eigentlichem Hauptinstrument antwortet. Der Klavierpart ist technisch wesentlich einfacher gehalten als im 1795 erschienenen Op. 1 Beethovens und im Schwierigkeitsgrad mit Haydns Eszterhazy-Sonaten vergleichbar. Somit handelt es sich um ideale Hausmusik.

Einzeln sind die Werke gut anzuhören. Hört man aber alle drei Trios hintereinander, wird trotz manch hübscher Einfälle die Formelhaftigkeit der Musik deutlich, wenngleich ein Messen dieser unterhaltsamen Hausmusik für talentierte Amateure an den späten Haydn- oder Mozart-Trios am Kern der Sache vorbeiginge.

Die leichte Ermüdung nach Genuss der kompletten CD liegt in erheblichem Maße auch an der „historisch uninformierten“ Interpretation. Während Fortepianospezialisten wie Andreas Staier und Kristian Bezuidenhout Wiederholungen mit improvisierten Verzierungen versehen, spielt das Trio 1790 alles, wie es notiert ist. Das ist bei den im selben Satz mehrfach zitierten Liedstrophen tödlich. Hier hätte die Geigerin entweder im Stil des keltischen Folk mit „wesentlichen Manieren“ agieren, oder sich an die von Mozart notierten freien Veränderungen von Opernarien halten können. Dasselbe gilt selbstverständlich auch für den Pianisten, bei dem mir Fermatenauszierungen und Eingänge fehlen.

In diesem Zusammenhang sei angemerkt, dass selbst Johann Michael Vogl in seine Handexemplare der von ihm gesungenen Schubert-Lieder noch eine Vielzahl von Ornamenten einfügte, was bedeutet, dass diese Praxis auch in Wien bis 1830 eher die Regel denn die Ausnahme darstellte.

Von Seiten der Aufnahmetechnik und in Bezug auf das Booklet sind keine Abstriche zu machen. Jedoch hätte die Aufnahmeleitung durch Beseitigung einer Handvoll grell intonierter Geigentöne das Hörvergnügen erhöhen können.

Thomas Baack [25.05.2018]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Leopold Kozeluch
1Klaviertrio B-Dur P IX:41 00:19:04
6Klaviertrio g-Moll P IX:45 00:21:45
9Klaviertrio A-Dur P IX:44 00:23:07

Interpreten der Einspielung

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