Christoph Graupner
Solo- & Dialog-Kantaten
cpo 555 215-2
2 CD • 1h 32min • 2018
26.11.2018
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Klassik Heute
Empfehlung
Christoph Graupner (1683-1760) ist in der Diskographie der Barockmusik lange vernachlässigt worden. Mittlerweile liegt glücklicherweise eine stattliche Reihe von Einspielungen seiner Musik vor, die seinen hohen Rang unter den Komponisten des deutschen Spätbarocks belegen. Als weiterer Glücksumstand darf gelten, dass dank seiner über 50-jährigen Tätigkeit im Dienst des Landgrafen von Hessen-Darmstadt heute fast sein gesamtes Œuvre in der Musikaliensammlung der dortigen Universitäts- und Landesbibliothek bewahrt ist.
Mit dem 2008 von dem Bassisten Dominik Wörner gegründeten Kirchheimer BachConsort erscheint hier die zweite Veröffentlichung des Ensembles mit Kantaten aus Gaupners Feder, die beiden CDs enthalten fünf Werke: drei Duett- und zwei Solokantaten. Graupner hatte einst seine musikalische Laufbahn in Hamburg als Cembalist an der dortigen Oper begonnen, wo ihn der Darmstädter Landgraf Ernst Ludwig bei einem Aufenthalt in der Hansestadt 1709 hörte und vom Fleck weg als Vizekapellmeister an seinen Hof engagierte – kurze Zeit später rückte er zum Kapellmeister auf, was er bis zu seinem Tod blieb.
Durch seine Erfahrungen am Hamburger Opernhaus war Graupner bestens gerüstet, der dramatischen Kantatenform, wie sie mit der Abwechslung von Arie und Rezitativ durch Erdmann Neumeister (1671-1756) begründet worden war, einen musikalischen Ausdruck zu geben, der seinem in die Opernmusik verliebten Landesfürsten gefiel. In seiner absolutistischen Machtfülle konnte der Darmstädter Landgraf, der ja auch Oberhirte der lutherischen Kirche seines Staates war, das übliche Verbot von Frauenstimmen in der lutherischen Kirchenmusik missachten, so dass die Mitwirkung der Sopranistin in dieser Produktion auch Graupners Darmstädter Gepflogenheit entspricht. Ein weiteres bestechendes Merkmal von Graupners Musik ist sein überaus farbig besetzter Instrumentalsatz.
Die Sopranistin Marie Luise Werneburg mag mit ihrem ebenmäßigen Timbre zunächst ein wenig zart für das Duett mit einem Bass erscheinen, doch mischen sich die beiden Stimmen auch im gemeinsamen Auftritt vorzüglich. Dominik Wörner besticht durch ausdrucksvolle und klangschöne Gestaltung, und das hervorragende Instrumentalensemble besteht aus international renommierten Solisten der historisch informierten Aufführungspraxis. Rudolf Lutz mit seiner profunden Erfahrung als Interpret der Musik von J. S. Bach erweist sich in der musikalischen Leitung dieser Aufnahme als engagierter und berufener Apologet Graupners, dessen immenses Schaffen doch stärker den Stempel von Serienproduktion trägt als jenes des keinesfalls weniger fleißigen Thomaskantors Bach.
Detmar Huchting [26.11.2018]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Christoph Graupner | ||
1 | Jesus ist und bleibt mein Leben GWV 1107 /12 | 00:18:37 |
12 | Gott ist für uns gestorben GWV 1152 /16 | 00:15:01 |
18 | Siehe, selig ist der Mensch, den Gott strafet GWV 1162/09 | 00:20:31 |
CD/SACD 2 | ||
1 | Diese Zeit ist ein Spiel der Eitelkeit GWV 1165/09 | 00:18:16 |
8 | Süßes Ende aller Schmerzen GWV 1166/20 | 00:19:35 |
Interpreten der Einspielung
- Marie Luise Werneburg (Sopran)
- Dominik Wörner (Bass)
- Kirchheimer BachConsort (Ensemble)
- Rudolf Lutz (Leitung)