Robert Schumann
Konzertstück für 4 Hörner
Ondine ODE 1339-2
1 CD • 59min • 2016, 2018
05.06.2019
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Diese Aufnahme des finnischen Labels Ondine aus Schweden bringt uns dreieinhalb romantische Hornkonzerte aus drei Ländern, von denen das älteste relativ am modernsten klingt und das jüngste am altmodischsten. Schumann komponierte sein Konzertstück für 4 Hörner und Orchester (op.86) sowie das Adagio and Allegro für Horn und Klavier (hier in der Orchestrierung von Ernest Ansermet) im Jahr 1849. Das ist nicht ganz der späte, schmerzgehauchte, verletzbare Schumann der Geistervariationenoder der Gesänge der Frühe – aber es geht ein wenig in die Richtung. Zunächst kommt der erste (wie auch letzte) Satz groß-symphonisch daher, im Stil seiner Symphonien. Dann aber finden sich im zweiten Satz einerseits Anklänge an eben diesen Spätstil: schmerzvolle Horn-Fanfaren, ambivalent vom Orchester unterlegt – andererseits über weite Strecken eine leichte, fast klassische Romantik, die eher an den Mendelssohn des Sommernachtstraums erinnert.
Was auffällt, ist das herrausragend gute, schlafwandlerisch sichere Spiel von Markus Maskuniitty (hervorragend unterstützt von seinen drei Kollegen im Konzertstück) und die flotte, auf Dyanmik und Schwung konzentrierte Begleitung des Königlichen Philharmonischen Orchesters Stockholm unter der Leitung, dessen Chefdirigent Sakari Oramo. Gerade bei Schumann scheint es – im besten Sinne – mit der Tür ins Haus fallen zu wollen. Von dem scheppernden Ausrufezeichen seines Auftakts bis zu dem in der Tat „sehr lebhaft[en]“ Schluss geht es dort richtig zur Sache, ganz ohne übermäßiges Schwelgen oder gar Langeweile.
Mit seinem Hornkonzert schrieb der 76-jährige Reinhold Glière ein Werk welches erst klingt wie Strauss auf Russisch und spätestens ab dem Andante wie Tschaikowski auf Schlittschuhen. Der Schluß hat Hollywood-Musik Qualitäten im Korngoldschen, rührigen Sinn: Sehr hübsch im Moment des Hörens und eines der Repertoirekonzerte für Horn, wenn auch nicht unbedingt das einprägsamste Stück. Die große Kadenz im Allegro ist eine Herausforderung an jeden Hornisten und eine Meisterleistung von Maskuniitty, aber selbst er kann insbesondere die zum Teil teuflisch tief gelegen Noten nicht so klingen machen, als wären sie einer musikalischen Notwendigkeit entsprungen, und nicht nur dem Zweck den Solisten posieren zu lassen.
Zwischen Schumann und Glière findet sich Camille Saint-Saëns‘ Morceau de concert, ein nettes Konzertstückchen, gerade neun Minuten lang aber schwungvoll, schwierig und schön. Alles in allem tolle Musik, mitreißend gespielt und in gutem Klang: Für Schumann- und Horn-Liebhaber ein kleines Muß!
Jens F. Laurson [05.06.2019]
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Robert Schumann | ||
1 | Konzertstück F-Dur op. 86 für 4 Hörner und Orchester | 00:17:20 |
4 | Adagio und Allegro A flat major op. 70 for Violoncello and Piano | 00:07:40 |
Camille Saint-Saëns | ||
6 | Konzertstück f-Moll op. 94 für Horn und Orchester | 00:09:01 |
Reinhold Glière | ||
9 | Hornkonzert op. 91 | 00:23:46 |
Interpreten der Einspielung
- Markus Maskuniitty (Horn)
- Martin Schöpfer (Horn)
- Kristofer Oberg (Horn)
- Monica Berenguer Caro (Horn)
- Royal Stockholm Philharmonic Orchestra (Orchester)
- Sakari Oramo (Dirigent)