Tchaikovsky • Barber
Violin Concertos

BIS 2440
1 CD/SACD stereo/surround • 59min • 2019
27.03.2020
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Gut getroffene Charaktere, subtile Übergänge, feine, spannende Agogik und andere Annehmlichkeiten dieser Tschaikowsky-Darbietung sprächen für eine Kaufempfehlung, gäbe es da nicht schon Kombinationen wie Menuhin/Boult, Gitlis/Hollreiser, Kogan/Silvestri, Repin/Gergiev, Tetzlaff/Nagano oder die seinerzeit sensationell frühreife Einspielung der knapp zwölfjährigen Sarah Chang unter Sir Colin Davis...
Hohes Niveau
Der im Jahr 2000 geborene Geiger Johan Dalene, der früh mit Janine Jansen, Leif Ove Andsnes und Gidon Kremer zusammenarbeiten konnte, war bereits 1. Preisträger bei einer Reihe von Wettbewerben, zuletzt beim renommierten Carl-Nielsen-Wettbewerb.
Beide hier vorgelegte Violinkonzerte befinden sich bei Dalene in den souveränsten Händen; er spielt wunderbar und reif. Das Norrköping SO unter Daniel Blendulf bildet eine geradezu symbiotische Einheit mit dem Solisten, zu dessen Tugend gehört, dass er auf bloße Effekte verzichtet. Pure Schönheit erfreut bei Tschaikowskys 2. Satz (welchen man allerdings bisweilen suggestiver oder beklemmender gehört hat). Die Ecksätze des Opus 35 verfehlen ihre Wirkung nicht, obgleich man sich das Tschaikowsky-Finale vielleicht noch etwas gnomenhafter charakterisiert vorstellen könnte. Auf die Goldwaage gelegt, könnten die Schwerpunkte innerhalb der intrikaten Rhythmik, Phrasen und Taktgruppen noch bewusster, noch sinngemäßer, um nicht zu sagen: tonal gesetzmäßig realisiert werden. Doch das Hörvergnügen bleibt weitgehend erhalten, während wirkliche Simultaneität im Rhythmischen weiterhin eine interpretatorische Herausforderung dieses Tschaikowsky-Finales bildet.
Exzellent Barber
Die Kaufempfehlung konkretisiert sich ganz unbedingt bei Barber, zumindest für alle Musikhörenden, die gern auf höchstem Niveau wachträumen, denn Barbers Meisterwerk blüht hier im Lyrischen und Kontemplativen auf. Der von betörenden Wechseln getragene Raum der Klangfarbenfortschreitungen klingt einfach wunderbar und im Gleichgewicht: Beglückendes Äquilibrium im Miteinander und Ineinander von Dirigent, Solist und Orchester. Ob innig, ätherisch oder wie in dem – mal manischen, mal quecksilbrigen – Finalsatz auch draufgängerisch, die Musikerinnen und Musiker erweisen sich in jeder Lage und Stimmungslage als exzellent.
Wenn Barbers 1939 komponiertes Violinkonzert in der Nachkriegsrevision zu dessen bedeutendsten Werken gerechnet wird, so wird seine hohe Stellung durch die vorliegende Aufnahme bereichert und bestätigt.
Dr. Matthias Thiemel [27.03.2020]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Peter Tschaikowsky | ||
1 | Konzert D-Dur op. 35 für Violine und Orchester | 00:34:34 |
Samuel Barber | ||
4 | Violinkonzert op. 14 (1939/1940) | 00:23:33 |
Interpreten der Einspielung
- Johan Dalene (Violine)
- Norrköping Symphony Orchestra (Orchester)
- Daniel Blendulf (Dirigent)