Witold Lutosławski
Symphonies Nos. 2 & 3
Ondine ODE 1332-5
1 CD/SACD stereo/surround • 62min • 2018
11.03.2020
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Mit dieser Aufnahme von Witold Lutoslawskis Zweiter und Dritter Symphonie haben Hannu Lintu und das Finnish Radio Symphony Orchestra ihre Gesamteinspielung der Symphonien des polnischen Meisters komplettiert. Jede Symphonie Lutoslawskis markiert eine Phase seiner künstlerischen Entwicklung. Während zwischen der betont klassisch geformten Ersten und der stark von aleatorischen Gestaltungsmitteln geprägten Zweiten der Kontrast kaum größer sein könnte, stehen Nr. 3 und Nr. 4 einander stilistisch nahe. In beiden verbinden sich die in den vorangegangenen Schaffensperioden gesammelten Erfahrungen zu ebenso originellen wie ausdrucksstarken Meisterwerken, wobei die Dritte das in der Zweiten beschworene Ringen chaotischer und ordnender Kräfte auf neuer Grundlage nachzuvollziehen, die Vierte mit ihrem stringenten Verlauf und der ausgewogenen Gestaltung gleichsam den Bogen zur Ersten zu schlagen scheint.
Zu zaghaft
Namentlich die beiden mittleren Symphonien mit ihren schroffen Kontrasten und abrupten Wechseln erfordern vom Dirigenten, gerade weil die Orchestermusiker häufig unabhängig voneinander agieren, viel Aufmerksamkeit hinsichtlich der Gestaltung formaler Zusammenhänge. Pausen spielen in beiden Werken eine bedeutende Rolle. Sie müssen mit Spannung erfüllt werden, sonst trennen sie, statt zu verbinden. In Lintus nüchterner Aufführung der Zweiten Symphonie entsteht leider zu oft der Eindruck, dass sich die Episoden unverbindlich aneinanderreihen. Die Stille entsteht durch bloßes Aufhören der Musik, nicht durch kurzes Innehalten und Wiederaufnehmen der Handlung. Wie im Geordneten, so bleibt das Stück hier auch im Chaotischen blass: Der Komponist hat in seiner eigenen Aufnahme der Symphonie von 1968 gezeigt, welche Spannungen durch das Gegeneinander der verschiedenen Klanggruppen hervorgebracht, welche weiten Klangräume (oder -abgründe) sich dabei öffnen können. Auch diesbezüglich agiert Lintu zu zaghaft. Die Dritte Symphonie, die mehr Passagen genau fixierter Zusammenklänge aufweist und im letzten Drittel längere melodische Bögen ausprägt, gelingt insgesamt besser, ohne aber frei von den Schwächen zu sein, die die Darbietung der Zweiten prägen. Das Werk wird handwerklich solide, etwas unterkühlt präsentiert. Die expressive Kraft der Musik kann man durchaus ahnen, aber ebenso lässt sich spüren, dass die Interpreten ihr häufig etwas schuldig bleiben.
Hervorheben muss man an der Aufnahme den herrlich klaren Klang. Der Begleittext von Kimmo Korhonen (Finnisch und Englisch) bietet vorbildliche Einführungen in die eingespielten Werke.
Norbert Florian Schuck [11.03.2020]
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Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
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CD/SACD 1 | ||
Witold Lutoslawski | ||
1 | Sinfonie Nr. 3 | 00:32:56 |
8 | Sinfonie Nr. 2 | 00:28:27 |
Interpreten der Einspielung
- Finnish Radio Symphony Orchestra (Orchester)
- Hannu Lintu (Dirigent)