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Besprechung CD

Vivaldissimo

Meisinger & Poland baRock

ORfEUS Music OMCD-10

1 CD • 68min • 2018

18.12.2020

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 10
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Als solistische Stimme vor ganzem Orchester ist eine Konzertgitarre besonders gefordert. Der polnische Gitarrist Krzysztof Meisinger lässt in dieser Hinsicht keine Wünsche offen, wenn es um Führungsqualität geht. Er kann dabei auf sein eigenes Kammerorchester Poland baROCK vertrauen und legt auf seiner neuen CD ein Programm vor, das alle Facetten einer modernen, lebendigen Interaktion mit historischer Klangkultur vereint.

Weite Ausdrucksskala

In Vivaldis Lautenkonzert D-Dur wirkt die Gitarre zunächst vor allem als Rhythmusgeber. Die harschen, schroff pulsierenden Akkorde eröffnen dieses kleine, kompakte Meisterwerk, das vor allem durch seine aufgeräumte Struktur besticht. Und die hat durch die Detailfinesse der Ausführenden über die gesamte Spieldauer dieser CD hinweg genug rhetorische Präzision. Meisinger und das Poland baROCK arbeiten hier so viele feine und dynamische Abstufungen heraus – nicht nur, aber vor allem, wenn zwischen dem strahlenden Hauptsatz des Themas in Dur und dem zärtlich-melancholischen Moll-Seitensatz auf kleinem Raum viel berührende Kontrastwirkung frei wird.

Bei diesem schlanken Orchester ist die Klarheit im Ausdruck wesensimmanent. Musikantisch und immer ausgesprochen lebendig wirkt, wie die zehn Musikerinnen und Musiker einen Dialog mit ihrem Solisten pflegen. Der prägnanten Gitarre von Meisinger steht mit der Theorbe ein weiteres Zupfinstrument gegenüber. Ansonsten kündet ein hauchzarter, bis ins letzte verfeinerter Darmsaiten-Klang von einem Zeitalter, in dem inflationäre akustische Ereignisse noch nicht überlaut aufs Bewusstsein einhämmerten.

Unmittelbarer Zugriff

Von Vivaldi aus spannt sich ein aufschlussreicher Bogen in Richtung Zeitgenossen und Nachfolger. Johann Sigismund Weiss (1690-1737) steuert zu diesem Programm ein empfindsam- temperamentvolles Lautenkonzert bei, das allein schon eine Entdeckung wert ist. Johann Sebastian Bachs berühmte Aria klingt vor allem durch den vibratoarmen, seidigen Orchesterklang anschmiegsam und unverbraucht zugleich, als dann ein weiteres Lautenkonzert von Karl Ignaz Augustin Kohaut auf die reiche, polnische Barocktradition verweist. Von da aus geht es in jüngere Stilepochen der konzertanten Gitarrenmusik hinein weiter. Meininger und die Poland baROCK ziehen an einem Strang, wenn es um Agogik geht – das beschert den beiden spanischen Programmpunkten dieser CD viel klischeefreie Unmittelbarkeit. Aus der Ruhe eines abgeklärten Rezitativs heraus entfaltet der Fandango-Tanz seinen Schwung, der auf Luigi Boccherini, der den größten Teil seines Lebens in Spanien verbrachte, so viel Faszination ausübte. Eine Steigerung zum Finale besorgt schließlich das berühmte Asturias von Isaac Albeniz – auch hier zeigt sich mit Krzysztof Meisinger einer der wohl besten klassischen- und Barock-Gitarristen vor allem als Partner in einer lebendigen Kommunikation und nie als eitler Selbstdarsteller.

Stefan Pieper [18.12.2020]

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Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Antonio Vivaldi
1Concerto D-Dur RV 93 für Laute, 2 Violinen und Basso continuo
Johann Sigismund Weiss
4Koncert lutniowy d-Moll
Johann Sebastian Bach
8Orchestersuite Nr. 3 D-Dur BWV 1068
Karl Ignaz Augustin Kohaut
9Koncert lutniowy E-Dur
Luigi Boccherini
12Gitarrenquintett Nr. 4 D-Dur G 448 für Gitarre und Streichquartett (Fandango-Quintett)
Isaac Albéniz
13Asturias op. 47 Nr. 5 – Leyenda

Interpreten der Einspielung

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