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Besprechung CD

Tobias Zeutschner

Weihnachtshistorie

cpo 555 368-2

1 CD • 72min • 2020

03.12.2020

Künstlerische Qualität:
Künstlerische Qualität: 9
Klangqualität:
Klangqualität: 9
Gesamteindruck:
Gesamteindruck: 9

Literarisch reichhaltig war das kulturelle Leben von Breslau im 17. und 18. Jahrhundert, bezeugt durch die „schlesische Dichterschule“ zwischen 1630–1670, aber auch musikalisch ist es in dieser Zeit reichhaltig. Das bezeugt diese CD mit Werken von Tobias Zeutschner und weiteren anonymen Werken.

Tobias Zeutschner ist 1621 in Neurode in der Grafschaft Glatz geboren. Als das Luthertum in der Grafschaft Glatz verboten wurde, zog die Familie Zeutschner nach Bernstadt bei Oels. Dort amtierte Tobias Zeutschner schon als Organist der Oelser Schlosskirche, siedelte 1659 nach Breslau über, wurde Organist an St. Bernardin und schließlich an St. Maria Magdalena, der zweiten Hauptkirche von Breslau, und behielt dieses Amt bis zu seinem Tode1675. Etwa achtzig Kompositionen von ihm sind bekannt, die meisten wurden schon damals gedruckt.

Reizvolle Lautmalerei

Zwei gewichtige weihnachtliche Werke dominieren diese CD: Die Weihnachtshistorie von Zeutschner und ein Magnificat cum rotulis eines Anonymus. Die Weihnachtshistorie ist kurz vor derjenigen von Heinrich Schütz entstanden. Sie ist reich, ja prunk- und prachtvoll besetzt auch mit den imperialen Instrumenten, den Pauken und Trompeten. Der Evangelist berichtet ausführlich von der Geburt Christi, Zeutschner wird dabei lautmalerisch, wenn die „leuchtende Klarheit“ des Herrn mit reicher Melismatik umspielt ist oder wenn der Hirtenchorgesang durch zwei Flöten begleitet wird, eben die typischen Hirteninstrumente. Der Chor der Weser-Renaissance gestaltet empfindsam die zahlreichen Echo-Effekte – ein etwas größerer Chor als die acht Sänger hätte die weihnachtliche Pracht noch gesteigert. Reizvoll ist der Dialog zwischen Evangelist und Engel, reizvoll ist auch die Durchmischung mit Kirchenliedern.

Lutherisches „Kindlwiegen“

Mit populären deutschen und lateinischen Weihnachtsliedern durchmischt ist auch das Magnificat. „Cum rotulis“ heiß es, weil diese Lieder an das traditionelle „Kindlwiegen“ erinnern, das aus der mittelalterlichen Tradition kommt, in der lutherischen Zeit aber noch weiterlebt. Vier Posaunen geben diesem Werk einen ehrfürchtig-würdevollen Ton, gerade die lieblich gesetzten Weihnachtslieder verströmen echte Weihnachtsatmosphäre, gesteigert noch durch den strahlend-festlichen „Ehre-sei-Gott“-Schluss. Die Sänger, die gerade, fast ohne Vibrato, aber doch glanzvoll singen, geraten da in rechte Weihnachtsfreude. Und so freudig-festlich ist die ganze CD gestimmt, Manfred Cordes animiert seine stilistisch sicheren Instrumentalisten der Weser-Renaissance zu lebendigem und binnendifferenziertem Spiel, wozu noch die gut eingefangene Akustik der Stiftskirche von Bassum das Ihre tut.

Rainer W. Janka [03.12.2020]

Komponisten und Werke der Einspielung

Tr.Komponist/Werkhh:mm:ss
CD/SACD 1
Tobias Zeutschner
1Ehre sey Gott allein 00:04:50
Anon.
2Hosianna Filio David 00:06:15
Tobias Zeutschner
3Die Geburth unsers HERRN und Heylandes Jesu Christi 00:25:46
7Es ist kein ander Heyl 00:06:17
8Ecce nunc benedicite 00:03:47
Anon.
9Halleluja - Gelobet seystu Jesu Christ 00:07:18
10Magnificat cum rotulis 00:17:15

Interpreten der Einspielung

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