Eberhard Klemmstein
Sinfonie Nr. 6 • Elegie

Thorofon CTH2671
1 CD • 56min • 2021
07.10.2021
Künstlerische Qualität:
Klangqualität:
Gesamteindruck:
Komponisten, die im 21. Jahrhundert noch in der Tonsprache des ausgehenden 19. Jahrhunderts zu Hause sind, zählen heute meist zu den Vernachlässigten – und produzieren doch so manch hörenswertes Repertoire mit Substanz. Eberhard Klemmstein, geboren 1941 hat bis heute neun Sinfonien und auch eine Elegie für zehnköpfiges Streichorchester verfasst. Die vorliegende Aufnahme seiner sechsten Sinfonie, komponiert im Jahr 2016, ist das Resultat einer langjährigen Zusammenarbeit des Komponisten mit Dorian Keilhack, Pianist und langjähriger Chefdirigent der Vogtland Philharmonie. Zuvor schon hatte die fruchtbare Zusammenarbeit dieses Orchesters mit dem Komponisten die Uraufführung seiner zweiten Oper Der Achte Tag hervorgebracht – ebenso war Dorian Keilhack an der Einspielung von Klemmsteins Liedern für Bariton und Klavier beteiligt.
Lyrische Innerlichkeit und feierliches Pathos
Die nun vorliegende Aufnahme der sechsten Sinfonie füllt einen weißen Fleck auf der musikalischen Landkarte. In den vier, zumeist bewegungsreichen Sätzen türmt sich ein beachtliches Potenzial auf, der ausgeprägten psychologischen Feinzeichnung in Klangfarbe und Instrumentierung sei Dank. Klemmsteins hier zu Tage tretender Personalstil pflegt ein ausgewogenes Verhältnis aus prägnanten Themen und deren kunstvoller Verarbeitung – was oft spätromantisch bis vorsichtig expressionistisch wirkt und ausgiebig hineinzieht in vielgestaltige, ja ambivalente Ausdruckswelten. Eine träumische Canzone atmet die Aura eines anderen, vergangenen Zeitalters. Kraftvoll gelingen dem Orchester die aufrührerischen Gesten in den schnellen Sätzen, ebenso wie das Finale eine gute Ausdrucksbandbreite zwischen lyrischer Innerlichkeit und feierlichem Pathos entfaltet. Beim Klangbild würde man sich manchmal mehr Brillanz, Transparenz und Wärme wünschen – aber das ist letztlich Geschmackssache.
Würdevolles Vermächtnis
Schwermütiger, aber – vor allem was das gedämpfte Klangkolorit der Streicher betrifft – auf subtile Weise auch schwereloser wirkt das andere, kürzere Werk auf dieser Einspielung: Eine zehnminütige Elegie für Streichorchester aus dem Jahr 2017. Sie verfehlt ihre Wirkung nicht als würdevolles Vermächtnis für die deutsch-französische Pianistin und Musikpädagogin Katia Bouscarrut, die nach schwerer Krankheit im Entstehungsjahr dieser Komposition verstorben ist und wenige Jahre zuvor an der Uraufführung von Klemmsteins erster Oper beteiligt war.
Stefan Pieper [07.10.2021]
Anzeige
Komponisten und Werke der Einspielung
Tr. | Komponist/Werk | hh:mm:ss |
---|---|---|
CD/SACD 1 | ||
Eberhard Klemmstein | ||
1 | Sinfonie Nr. 6 für großes Orchester | 00:44:53 |
5 | Elegie für 10-stg. Streichorchester | 00:10:28 |
Interpreten der Einspielung
- Vogtland Philharmonie (Orchester)
- Dorian Keilhack (Dirigent)